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Das Buch der Schatten 1 - Verwandlung

Das Buch der Schatten 1 - Verwandlung

Titel: Das Buch der Schatten 1 - Verwandlung
Autoren: Tiernan Cate
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zündete die Kerzen nacheinander an. Hier wehte fast kein Lüftchen und so flackerten sie kaum in der Nacht. Als alle Kerzen schließlich brannten, kam mir der Ort irgendwie bedrohlicher vor. Die Vorstellung, mich in der Dunkelheit verstecken zu können, gefiel mir irgendwie, und solange der Kerzenschein auf mein Gesicht fiel, fühlte ich mich ungeschützt und verletzlich.
    »Also, jetzt versammeln wir uns alle hier in der Mitte«, erklärte Cal. »Jenna? Raven? Möchtet ihr den Kreis ziehen und reinigen?«
    Ich war eifersüchtig, dass er sie ausgewählt hatte – wahrscheinlich waren wir das alle. Cal sah den beiden Mädchen geduldig zu, bereit, ihnen notfalls zu helfen.
Doch sie arbeiteten sorgfältig zusammen, und bald war der Kreis gezogen und mit Wasser, Luft, Feuer und Erde gereinigt.
    Endlich wieder an einem Kreisritual teilzunehmen versetzte mich in erwartungsvolle Hochstimmung. Das Einzige, was meine gute Stimmung beeinträchtigte, war Brees düsteres Brüten und Ravens überlegenes Getue. Ich versuchte, sie zu ignorieren, und mich allein auf die Magie zu konzentrieren, auf meine Magie, und mich über meine fünf Sinne hinaus für Wahrnehmungen jeglicher Art zu öffnen.
    »Unser Kreis ist jetzt gezogen«, sagte Jenna mit Ehrfurcht in der Stimme. Wir traten auseinander, um uns direkt innerhalb der Kreisgrenze aufzustellen. Ich achtete darauf, zwischen Matt und Robbie zu stehen, beide mit positiven Kräften, die mich weder ablenken noch aufregen würden.
    Cal nahm ein Fläschchen und entkorkte es. Sonnenwendig – im Uhrzeigersinn – bewegte er sich durch den Kreis, tauchte den Finger in das Fläschchen und zeichnete einem nach dem anderen ein Pentagramm auf die Stirn, einen fünfzackigen Stern in einem Kreis.
    »Was ist das?«, fragte ich, die Einzige, die etwas sagte.
    Cal lächelte ein wenig. »Salzwasser.« Mit seinem nassen Finger zeichnete er mir sanft ein Pentagramm auf die Stirn. Die Stelle, über die er gestrichen hatte, fühlte sich so warm an, als würde sie glühen.

    Als er fertig war, nahm er seinen Platz im Kreis ein. »Wir sind heute Nacht hier, um einen neuen Hexenzirkel zu gründen«, sagte er. »Wir haben uns versammelt, um Göttin und Gott zu feiern, um die Natur zu feiern, um Magie zu erforschen, zu schaffen und zu verehren und um die magischen Kräfte in uns und um uns herum zu erkunden.«
    In der darauf folgenden Stille hörte ich mich »Gesegnet sei« sagen und die anderen sprachen es mir nach. Cal lächelte.
    »Wer dem Hexenzirkel nicht angehören möchte, der trete jetzt bitte aus dem Kreis«, sagte Cal.
    Niemand rührte sich.
    »Willkommen«, sagte Cal. »Eine glückliche Begegnung und gesegnetes Sein, wenn wir uns treffen, so soll es sein! Wir zehn haben unsere Zufluchtsstätte gefunden, hier im Cirrus-Hexenzirkel.«
    Cirrus?, dachte ich. Ein hübscher Name.
    »Ihr neun werdet jetzt als Novizen eingeführt, als Schüler dieses Hexenzirkels«, erklärte Cal. »Ich bringe euch alles bei, was ich weiß, und dann können wir uns zusammen neue Lehrer suchen, die uns auf unserer Reise weiterbringen.«
    Das Wort »Novize« hatte ich bislang nur im Zusammenhang mit Mönchen und Nonnen gehört. Ich trat von einem Fuß auf den anderen, spürte die dichte, weiche Erde unter mir. Über uns stand der Mond hoch,
weiß und riesig. Ab und zu hörten wir ein Auto oder explodierende Feuerwerkskörper. Doch hier an diesem Ort, in unserem Kreis, herrschte eine tiefe, beständige Stille, durchbrochen nur durch die nächtlichen Rufe der Tiere, die flatternden Flügeln von Fledermäusen und Eulen, das gelegentlich zu hörende Rieseln des Baches.
    Auch in mir empfand ich eine tiefe Stille. Meine Ängste und Unsicherheiten beruhigten sich eine nach der anderen, als würden sie zu Bett gehen. Meine Sinne waren in Alarmbereitschaft und ich fühlte mich unglaublich lebendig. Die Kerzen, die Atemzüge der Menschen, die bei mir waren, der Duft der Blumen und Früchte, die wir mitgebracht hatten – all das zusammen schuf eine wunderbare, tiefe Verbindung zur Natur, zu der Göttin, die in allem war, überall um uns herum.
    In der Schale mit Erde im Norden des Kreises zündete Cal ein Räucherstäbchen an, und bald wurden wir von tröstlichem Zimt- und Muskatnussduft umhüllt. Wir fassten uns an den Händen. Anders als bei den anderen beiden Malen, als ich an einem Kreis teilgenommen hatte, erforschte ich heute nicht, was passieren würde, noch fürchtete ich mich davor. Ich öffnete mich ganz dafür.
    Matts und
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