Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Buch der Schatten 1 - Verwandlung

Das Buch der Schatten 1 - Verwandlung

Titel: Das Buch der Schatten 1 - Verwandlung
Autoren: Tiernan Cate
Vom Netzwerk:
rede«, sagte sie leise und beobachtete mein Gesicht. »Cal und ich waren endlich miteinander im Bett. Da tut sich also was. In ein paar Wochen sind wir fest zusammen, dann kannst du wieder zu den Kreisen kommen.«
    Ein stechender Schmerz in der Brust ließ mich zusammenfahren und ich schluckte und rieb mir zwischen meinen fast nicht existenten Brüsten über die Bluse. Zwanzig aufblitzende Bilder von Cal und Bree, eng umschlungen auf seinem Bett, brennende Kerzen um sie herum, schwirrten mir durch den Kopf und hinterließen eine rohe, verletzte Spur. O Gott.
    »Wie schön für dich«, sagte ich und war froh, dass meine Stimme dabei nicht zitterte. »Aber meinetwegen kannst du mit jedem im Kreis bumsen. Du kannst mir nicht vorschreiben, was ich zu tun und zu lassen habe. Ich bin an Samhain dabei.« Wut schürte die Worte, die aus meinem Mund schossen. »Weißt du, Bree, der Unterschied zwischen dir und mir ist, dass ich wirklich daran interessiert bin, eine Hexe zu werden.
Ich tue nicht nur so, um mir einen gut aussehenden Typen zu angeln.«
    »Seit wann bist du denn so eine Zicke?«, fragte sie.
    Ich zuckte die Achseln. »Vielleicht habe ich zu lange mit dir rumgehangen.«
    Sie stand auf und schritt mit so viel weiblicher Anmut davon, dass ich mich auf meinem Stuhl fühlte wie ein Klotz.
    Wie hieß es so schön? Zwischen Liebe und Hass ist ein schmaler Grat. Wohl wahr.

22
WAS ICH BIN
    »Hüte dich vor dem Hexen-Neujahr, der Nacht unheiliger Riten. Das ist die Nacht vor Allerheiligen. In dieser Nacht ist die Grenze zwischen dieser und der anderen Welt dünn und leicht zu überschreiten.«
    HEXEN, ZAUBERER UND MAGIER
Altus Polydarmus, 1618
     
    Heute Abend gehe ich zu einem Kreis, nichts wird mich daran hindern. Ich werde Schülerin von Cals Hexenzirkel. Ich weiß, dass mein Leben heute Abend eine neue Richtung einschlägt. Ich spüre es mit jeder Faser meines Seins.
     
    »Wo ist Bree?«, fragte meine Mutter, als Mary K. und ich uns unsere Kostüme anzogen. Wir hatten endlich eingesehen, dass wir zu alt waren, um von Haus zu Haus zu gehen, und machten uns für die Halloween-party in der Schule fertig. Es war noch nicht einmal sieben Uhr, und die Veranda vor dem Haus war schon von kleinen Piraten, Teufeln, Prinzessinnen, Bräuten, Monstern und, ja, Hexen bestürmt worden.
    »Ja, gute Frage«, sagte Mary K. und malte sich eine
Frankensteinnarbe auf die Wange. »Ich habe sie die ganze Woche noch nicht gesehen.«
    »Sie hat viel zu tun«, antwortete ich leichthin und bürstete mir die Haare. »Sie hat einen neuen Freund.«
    Meine Mutter kicherte. »Bree ist wahrlich ein geselliger Vogel.«
    So kann man es auch formulieren, dachte ich sarkastisch.
    Kritisch beäugte Mary K. mein Outfit. »Ist das alles?«
    »Ich konnte mich nicht entscheiden«, gestand ich. Ich war als ich selbst verkleidet. Ich, ganz in Schwarz, aber immer noch ich.
    »Um Himmels willen, lass dir wenigstens das Gesicht anmalen«, gackerte meine Mutter.
    Sie malten mir eine Gänseblümchenblüte ins Gesicht. Da ich eine schwarze Jeans und ein schwarzes Top trug, sah ich aus wie ein Gänseblümchen an einem verwelkten Stängel. Egal. Mary K. und ich gingen in die Schule und tanzten zur Musik einer grottenschlechten Band aus dem Ort, die sich The Ruffians nannte. Jemand hatte den Kinderpunsch mit Alkohol aufgepeppt, aber die Lehrer kriegten das natürlich sofort spitz und kippten ihn auf dem Parkplatz aus. Niemand aus dem Kreis war da, doch ich entdeckte Tamara und Janice und ich tanzte mit Mary K., Bakker und zwei Jungen aus meinen Mathe- und Physikkursen. Es war lustig. Nicht besonders aufregend, aber lustig.

    Um Viertel nach elf waren wir zu Hause. Mom, Dad und Mary K. gingen schlafen und ich arrangierte in meinem Bett ein paar Kissen zu einer länglichen Wurst, wusch mir das Gesicht und schlich dann in die frostige Nacht hinaus.
     
    Bree und ich hatten uns auch früher schon mal nachts hinausgeschlichen, um Dummheiten zu machen, wie zum Beispiel zum rund um die Uhr geöffneten Quik-Stop zu gehen und Donuts zu kaufen. Wir waren dabei immer recht unbekümmert gewesen, für uns gehörte das zum Erwachsenwerden einfach dazu.
    Heute Abend schien der Mond wie ein Scheinwerfer strahlend hell vom Himmel, der kalte Oktoberwind drang mir bis in die Knochen und ich war durcheinander und fühlte mich sehr allein. Als ich auf die dunkle Einfahrt zuschlich, flackerte die Kürbislaterne auf der Veranda vor dem Haus ein letztes Mal auf und erlosch. Ohne ihr
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher