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Das Buch aus Blut und Schatten

Das Buch aus Blut und Schatten

Titel: Das Buch aus Blut und Schatten
Autoren: Robin Wasserman
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Wasserrädern, bereit für die Flüssigkeit, die sie zum Leben erwecken würde. Es war gerade groß genug, dass ein Mann seinen Kopf zwischen die Kugeln stecken und direkt auf die durchsichtige Kugel in der Mitte starren konnte, die eine Handvoll heilige Erde enthielt. Das war es also, das Lumen Dei, bezahlt mit Chris’ Blut. War das vielleicht Absicht gewesen? Die Maschine verband die vier Elemente miteinander – man brauchte Blut, um sie zum Laufen zu bringen. Was auch die Erklärung für den kleinen Beistelltisch rechts von mir war, auf dem zwei weitaus einfachere Gegenstände lagen. Ein Glasfläschchen und ein Messer.
    Eine Stimme neben meinem Kopf sagte etwas auf Tschechisch. Ich verstand nur ein Wort: vyvolená.
    Der Mann vor meinen Füßen antwortete mit schneidender Stimme. Seine Kutte war weiß und wurde an der Taille von einer goldenen Kordel zusammengehalten. Ich hatte ihn schon einmal gesehen, auf einem Altar stehend. Aus der Nähe waren seine Augen noch leerer.
    Â»Nein!«, rief Max erschrocken. Dann sagte er etwas auf Tschechisch, und obwohl es völlig logisch war, dass das ein weiteres Geheimnis war, das er mir vorenthalten hatte, das kleinste und harmloseste von allen, zuckte ich vor Überraschung zusammen, als sich seine vertraute Stimme unbeholfen um die fremden Worte wickelte. Irgendwie bedeutete das, dass alles real war. Max war ein Fremder.
    Â»Dein Tschechisch beleidigt meine Ohren«, beschwerte sich der Anführer der Hleda č i in flüssigem Englisch. »Deine Mutter war eine schlechte Lehrerin.«
    Max starrte ihn wütend an, dann war ihm anzumerken, dass er sich zusammenriss. Er beugte das Knie, eine lächerliche Geste, die aussah wie ein Knicks. »Má slova neumí vyjád ř it moji vernost.«
    Â»Ne! Englisch!«
    Â»Verzeihung, Meister. Sie hat mich so gut gelehrt, wie sie konnte. Meine Sprache ist schwach, doch meine Treue groß.«
    Max hatte mir nie etwas von seiner Mutter erzählt. Ich fragte mich, ob er so wie Eli aufgewachsen war, in einem Haus voller Traditionen und Geheimnisse, gezeugt für Lügen.
    Â»Nicht deine Treue bereitet mir Sorgen, sondern ihr Ziel.« Er winkte den Männern neben Max lässig zu. »Zabij ji.«
    Â»Sie haben geschworen, sie zu verschonen«, sagte Max beunruhigt. Ich brauchte einen Moment, bis ich begriff, dass es nicht mein Leben war, das er verteidigte. Adriane reagierte überhaupt nicht. Der Mann neben ihr griff zwischen die Falten seiner Kutte und zog eine Pistole hervor.
    Â»Nur du bist dafür verantwortlich, dass es so gekommen ist.«
    Â»Ich habe nur getan, was man mir gesagt hat!« Seine weinerliche Stimme ließ ihn wie ein verängstigtes Kind klingen, aber nicht die Art von Kind, das einem leidtut – die Art von Kind, das seiner Schwester wieder mal die Haare anzündet und dann so tut, als würde es weinen, wenn es bestraft werden soll.
    Â»Du solltest die Karte beschaffen. Nicht den Jungen töten…«
    Als sie das hörte, drehte sich Adriane zu Max, die Augen weit aufgerissen. Eine Hand packte sie am Arm, doch sie schien es gar nicht zu bemerken. »Du hast gesagt, dass du es nicht warst.« Es war eine gedämpfte Stimme, verängstigt.
    Â»Ich schwöre, dass ich nicht…« Max zögerte. Sein Blick ging zwischen seinem Meister und seiner Freundin hin und her. »Ich wollte es nicht. Es war ein Unfall. Ich konnte nichts dafür!«
    Â»Du hast die da am Leben gelassen«, sagte der Anführer.
    Â»Ich habe dafür gesorgt, dass sie sich nicht daran erinnern kann, was passiert ist.«
    Â»Du? Das warst du!«, kreischte Adriane. »Nora, ich hab es nicht gewusst, ich schwöre es dir, er hat mich angelogen, er hat gesagt, dass er es nicht war – und ich wusste nicht, dass sie das mit dir machen wollen. Es tut mir leid!« Sie wollte zu mir laufen, doch sie hielten sie fest, während sie um sich trat und sich wehrte – und es war hässlich, denn Adriane war nie hässlich, unbeholfen und brutal. »Bitte!«, schrie sie, als sich eine Hand auf ihren Mund legte und eine Pistole in ihre Seite gestoßen wurde. Und dann hörte ich nur noch ein leises Wimmern.
    Der Anführer sprach ungerührt weiter. »Das Gift ist unzuverlässig. Das weißt du. Aber…« Er schüttelte den Kopf. »Du hast uns gebracht, was du versprochen hast, und es tut mir wirklich leid, dass du
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