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Das Bourne Imperium

Das Bourne Imperium

Titel: Das Bourne Imperium
Autoren: Robert Ludlum
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anstelle der zerknitterten, unauffälligen Kleider, die sie vorher angehabt
hatten, trugen sie jetzt Straßenanzüge und Regimentskrawatten. Jeder hatte einen Attachékoffer bei sich, mit dem Diplomatensiegel gesichert, das für Grenzwachen tabu war. In Wahrheit enthielten die Koffer ihre Waffen und einige weitere Gegenstände, die Bourne aus d’Anjous Wohnung geholt hatte, nachdem McAllister das geheiligte Siegel rausgerückt hatte, das selbst die Volksrepublik respektierte – so lange wenigstens, wie China den Wunsch hatte, dass man seinem Personal im Auswärtigen Dienst dieselbe Höflichkeit erwies. Der V-Mann aus Macao, der den Namen Wong trug – den hatte er wenigstens genannt –, war von den Diplomatenpässen gebührend beeindruckt, hatte sich aber um der Sicherheit willen als auch wegen der zwanzigtausend Dollar, die für ihn, wie er behauptete, eine moralische Verpflichtung darstellten, dazu entschlossen, den Grenzübergang auf seine Weise vorzubereiten.
    »Es ist nicht so schwierig, wie ich früher vielleicht behauptet habe, Sir«, erklärte Wong. »Zwei der Grenzwachen sind meine Vettern mütterlicherseits – möge die Seele meiner Mutter in Frieden ruhen –, und wir helfen einander. Ich tue mehr für sie als sie für mich, aber ich bin ja auch in der besseren Position. Sie essen besser als die meisten in der Stadt Zhuhai Shi, und beide haben Fernsehgeräte.«
    »Wenn das Ihre Vettern sind«, sagte Jason, »warum waren Sie dann gegen die Uhr, die ich einem der beiden das letzte Mal gegeben habe? Sie haben gesagt, die sei zu teuer.«
    »Weil er sie verkaufen wird, Sir, und ich möchte nicht, dass er verdorben wird. Er erwartet dann von mir zu viel.«
    Und so, dachte Bourne, wurde die strengste Grenze der Welt bewacht. Aber wie dem auch sei, Wong bedeutete ihnen, um Punkt 20.55 Uhr durch das letzte Tor rechts zu gehen; er selbst würde ein paar Minuten später durch ein anderes Tor gehen. Ihre Pässe mit den roten Streifen wurden genau studiert; dann ließ man die geehrten Diplomaten, begleitet vom Lächeln eines Vetters, schnell passieren. Die Präfektin der Provinzkontrolle von Zhuhai Shi-Guangdong, die ihnen die Pässe zurückgab, hieß sie sofort in
China willkommen. Es handelte sich um eine kleine, breitschultrige Frau, und Jason überlegte, dass er ihr nicht im Nahkampf würde gegenübertreten wollen. Sie sprach englisch mit ausgeprägtem Akzent, aber verständlich.
    »Sie haben Regierungsgeschäfte in Zhuhai Shi?«, fragte sie, und ihre umwölkten, irgendwie feindselig blickenden Augen straften ihr Lächeln Lügen. »Die Garnison von Guangdong vielleicht? Dort kann ich Ihnen einen Wagen besorgen.«
    »Bu xiexie«, sagte der Staatssekretär ablehnend und ging wieder auf das Englische über, um der Höflichkeit seiner Gastgeberin Respekt zu erweisen. »Es handelt sich um eine Besprechung ohne große Bedeutung, die nur ein paar Stunden dauern wird, und wir werden noch im Laufe der Nacht nach Macao zurückkehren. Man wird hier Kontakt mit uns aufnehmen, also werden wir bei einer Tasse Kaffee darauf warten.«
    »Darf ich Sie in mein Büro bitten?«
    »Nein, danke. Ihre Leute werden nach uns im … Kafie dian – in dem Café suchen.«
    »Dort drüben links, Sir. An der Straße. Nochmals willkommen in der Volksrepublik.«
    »Wir werden Ihre Höflichkeit nicht vergessen«, sagte McAllister und verbeugte sich.
    »Seien Sie bedankt«, erwiderte die stämmige Frau, nickte und entfernte sich.
    »Mit Ihren Worten, Analytiker«, sagte Bourne, »das haben Sie sehr gut gemacht. Aber ich sollte vielleicht hinzufügen, dass sie nicht auf unserer Seite ist.«
    »Natürlich nicht«, pflichtete der Staatssekretär ihm bei. »Sie hat Anweisung, jemanden hier in der Garnison oder in Beijing anzurufen und zu bestätigen, dass wir die Grenze überschritten haben. Dieser jemand wird mit Sheng Verbindung aufnehmen, und er wird wissen, dass ich es bin – und Sie. Niemand sonst.«
    »Er sitzt bereits im Flugzeug«, sagte Jason, während sie langsam auf das schwach beleuchtete Café am Ende eines plattenbelegten Weges zugingen, der in die Straße einmündete.
»Er ist hierher unterwegs. Übrigens, man wird uns folgen, das wissen Sie doch, oder?«
    »Nein, das weiß ich nicht«, antwortete McAllister und sah Bourne kurz an. »Sheng wird vorsichtig sein. Ich habe ihm genügend Informationen gegeben, um ihn zu beunruhigen. Wenn er glaubte, dass es nur eine Akte gäbe – was zufälligerweise der Fall ist –, könnte
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