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Das Böse in dir

Titel: Das Böse in dir
Autoren: Linda Ladd
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angesagt war, sprang ich auf und stellte auf Blacks Radio einen plärrenden Rocksender ein. Dann betätigte ich ein paarmal die Sirene des Cobalt, um mir ihre ungeteilte Aufmerksamkeit zu sichern. Als sich die drei Typen und der größte Fan des Dog-Tattos zu mir umdrehten und mich anstarrten, sprang ich auf den Bug und setzte zu einer ziemlich ungeschickten breitbeinigen Version von Tina Turners »Rollin’ on the River« an.
    Ich bin zwar nicht gerade ein Tanzstar, hatte aber genug nackte Haut vorzuweisen, um mein unschönes Herumgehampel wettzumachen. Außerdem wirkte die große, von einem Hieb mit einem Beil zurückgebliebene Narbe, die meine Schulter ziert, aus dieser Entfernung nicht ganz so abstoßend. Zum Glück verharrten die drei Witzfiguren wie angewurzelt am Ufer und glotzten. Ich wackelte so verführerisch wie möglich mit den Hüften und tat, als würde ich gleich nach dem Beispiel meiner Vorgängerin das Oberteil ausziehen. Von den umliegenden Booten war lautes Johlen zu hören. Also machte ich noch ein Weilchen weiter, warf die Beine hoch und stolzierte hin und her, wie ich es bei einem Mädchen in der Mustang Ranch in einer Fernsehdokumentation gesehen hatte. Dabei kam ich mir ziemlich dämlich vor.
    »Was zum Teufel tust du da?«
    Das war Black, der, mit finsterer Miene und das Telefon noch am Ohr, zu mir heraufschaute.
    Ein Blick zum Ufer sagte mir, dass Bud inzwischen keine Gefahr mehr drohte. Ich hörte auf und sprang herunter. »Reg dich nicht gleich so auf. Ich musste die Typen da drüben ablenken, weil Bud sich verraten hatte.«
    »Wo hast du denn das gelernt? Und was genau sollte das eigentlich sein?«
    »So schlecht war ich nun auch wieder nicht.«
    »Doch, warst du. Erinnerst du dich an die Folge von Seinfeld, in der Elaine versucht zu tanzen? Genauso hast du ausgesehen.«
    Oh, das war nun wirklich ein Schlag unter die Gürtellinie, den er sich hätte sparen können. Gut, ich wusste, dass Tanzen nicht unbedingt meine Stärke war. Aber sie hatten wenigstens nicht mitgekriegt, dass Bud sie filmte, und nur darauf kam es an. Ich blickte den vieren nach, bis sie im Kangaroo Trapeze verschwunden waren. Damit war unser Überwachungsauftrag abgeschlossen; nun war unser Kollege zuständig, der verdeckt am Tresen lauerte. Außerdem hatte meine kleine Tanzeinlage sowieso zu viel Aufmerksamkeit erregt. Zeit, die Zelte abzubrechen. Schichtende.
    Black musterte mich noch immer. »Es war zwar ziemlich schauderhaft, Claire, aber es hat mich trotzdem angemacht.«
    »Also war es doch nicht so übel, was?«
    »Dazu gehört nicht viel, wenn es um dich geht. Sogar eine solche Darbietung ist erotisch.«
    Ich lächelte. Er auch. Meine Augen fingen an zu leuchten. Seine ebenfalls. Und im nächsten Moment begann mein Telefon, den »Mexican Hat Dance« zu dudeln. Ich lächelte noch breiter. Er verzog das Gesicht. Vermutlich ahnte er, dass seine romantischen Absichten gleich durchkreuzt werden würden.
    Laut Display war Bud am Apparat. Also nahm ich das Gespräch rasch an. »Bud, was sollte der Schwachsinn eben? Beinahe hätten sie dich erwischt.«
    Buds Gelächter hallte mir im Ohr. »Ich habe gesehen, wie du mit dem Arsch wackelst. Cool, ich wusste gar nicht, dass du so was draufhast. Ich habe alles auf Film. Die Jungs im Revier werden begeistert sein.«
    »Ich habe mich in aller Öffentlichkeit zum Narren gemacht, damit du keine Abreibung beziehst, Bud. Bitte zwing mich nie wieder zu so einer Geschmacklosigkeit. Warum bist du eigentlich aus dem Gebüsch gekommen, verdammt?«
    »Da war eine Schlange. Ich dachte, ich verdrücke mich lieber.«
    Nun, das erklärte eine ganze Menge. Bud war erst vor kurzem mit einem gefährlichen Vertreter dieser Gattung anein­andergeraten. Ein Wunder, dass er nicht panisch die Flucht ergriffen hatte. Vermutlich war das barbusige Cowgirl nicht ganz unschuldig daran.
    »Du hast mich ein bisschen an Elaine aus Seinfeld erinnert«, fuhr Bud fort.
    Ich verzog das Gesicht. Offenbar musste ich mir die Folge anschauen, um festzustellen, wovon die beiden redeten. »So schlecht war ich nun auch wieder nicht.«
    Bud fing wieder an zu lachen, wurde dann jedoch schlagartig ernst. »Da kommt gerade ein Anruf von der Zentrale rein. Moment mal«, sagte er.
    Er schaltete auf die andere Leitung. Kurz darauf meldete er sich wieder. »Wir haben eine Leiche. Jemand hat einen Selbstmord an der Grand Glaize Bridge gemeldet.«
    »Ist die Wasserschutzpolizei schon da?«
    Black fluchte leise vor sich hin. Er
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