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Das Böse, das im Herzen schläft: Thriller (German Edition)

Das Böse, das im Herzen schläft: Thriller (German Edition)

Titel: Das Böse, das im Herzen schläft: Thriller (German Edition)
Autoren: Erin Kelly
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molligste Zimmer im ganzen Haus und nahezu vollständig schalldicht, selbst wenn die Tür offen stand. Wenn sie geschlossen war, war die Schallisolierung dermaßen effizient, dass sie Edies Babyfon aufstellen musste für den Fall, dass Charlie in der Nacht nach ihr rufen sollte. Die Standuhr schlug zur Viertelstunde, als sie oben war, aber der Klang drang kaum hinauf, und die Gesichter ihrer Söhne ließen nicht erkennen, dass sie das Schlurfen und Rülpsen draußen im Korridor gehört hatten, als Will mit Rowan vorbeigekommen war.
    Sie hakte ihren BH auf und fing an, Edie zu stillen. Ruhig saß sie da, und ihre Kinder atmeten immer langsamer und regelmäßiger. Nacheinander überschritten sie die Grenze zum Schlaf, und Sophie spürte, wie sie sich körperlich mit ihnen entspannte. Im Schlaf waren die Jungen genauso unterschiedlich wie im wachen Zustand. Leos Schlaf war das reglose Koma des körperlich Erschöpften. Toby drückte die Faust an die gefurchte Stirn– ein träumender Philosoph. Charlie war wie immer der Letzte, der wegdämmerte, und auch dann war er nervös und unruhig. Seine Hände machten kleine Greifbewegungen, als melke er eine Kuh, und sein Mund formte lautlose Worte.
    Sophie schloss die Tür des Bunkers hinter sich, legte Edie mit ihrem Schlafsack, den sie nachts anstelle von Bettzeug benutzte, mitten in ihr eigenes Bett und zog den Reißverschluss hoch. Sie war erhitzt und ein bisschen feucht, wo sie sich in Sophies Armbeuge geschmiegt hatte. Eine einzelne platinblonde Locke lag wie ein Gutenachtkuss auf der geröteten Wange.
    Sophie ging durch den Korridor zurück, vorbei an dem Zimmer, das ihre Eltern sich immer geteilt hatten. Von drinnen kam ein tiefes, dröhnendes Schnarchen. Will hatte Rowan Schuhe und Socken ausgezogen und ihn mit dem Federbett zugedeckt, aber das hatte er wieder abgeworfen. Der Pullover war hochgerutscht und hatte seinen weichen, behaarten Bauch entblößt, und das Kopfkissen war feucht von seinem blasslila Speichel. Ihren starken, tüchtigen Vater so hilflos wie ein Baby zu sehen war ebenso verwirrend wie abstoßend, fand sie. Sie fragte sich, ob dieses Besäufnis wirklich so ungewöhnlich war, wie es aussah. Hatte er angefangen, stark zu trinken, und war sie von den Geschehnissen daheim so sehr in Anspruch genommen worden, dass sie es nicht bemerkt hatte?
    Das Zimmer selbst sah beunruhigend und unvertraut aus, als sei es geplündert worden. Tatsächlich aber war nichts durcheinandergeworfen. Sophie brauchte ein paar Sekunden, um zu begreifen, dass genau darin das Problem lag: Das charakteristische Chaos von Lydias Bewohnerschaft war beseitigt worden. Dort in der Ecke lagen alle ihre Fotos und Gemälde mit der Vorderseite nach unten übereinandergestapelt, und obenauf lag das kleine Samtetui mit ihrem MBE -Orden.
    Rowan mochte ihr Vater sein, aber es war ein mütterlicher Impuls, der sie veranlasste, das Federbett über seine Schultern hinaufzuziehen und ihn zuzudecken. Etwas Glänzendes lag neben ihm auf dem Kissen. In Größe und Form glich es einer Dose Pulverkaffee. Sie beugte sich darüber und fuhr dann zurück, als sie die kleine silberne Urne erkannte, die die Asche ihrer Mutter enthielt. Sie sah sie zum ersten Mal seit der Bestattung. Als sie sie mit dem Zeigefinger berührte, stellte sie mit lächerlicher Überraschung fest, dass sie sich kalt anfühlte. Asche, kein Fleisch. Trotzdem legte sie die Urne sorgfältig in die Mitte des Kopfkissens und strich die Bettdecke darüber glatt.
    Rowans gegenwärtiger Zustand und seine frühere Betrübnis ergaben jetzt einen Sinn. Vielleicht war es noch zu früh. Vielleicht würde es immer zu früh sein. Was war denn mit dem Ritual des Ascheverstreuens überhaupt erreicht? Lydia würde es nicht zurückbringen. Sollte er mit seiner Frau noch eine Nacht dort verbringen, wo sie immer am glücklichsten gewesen waren. Sollte er sich doch für den Rest seines Lebens an ihre staubige Asche klammern, wenn er sich nicht davon trennen konnte, ohne selbst so klein zu werden.

VIER
    Wenn Far Barn nur wenige technologische Zugeständnisse an das 21. Jahrhundert machte, so nahm es viele der im späten 20. erzielten Durchbrüche fast gar nicht zur Kenntnis. Es gab keinen Fernseher. Es gab ein Telefon für Notfälle, einen altmodischen Apparat mit einem geringelten Kabel und schmuddeligen Drucktasten. Mobiltelefone waren hier nutzlos. Die Scheune lag tief im Tal, und dank Lydias ausgedehnter Kampagnenarbeit gegen die Errichtung eines
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