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Das Böse, das im Herzen schläft: Thriller (German Edition)

Das Böse, das im Herzen schläft: Thriller (German Edition)

Titel: Das Böse, das im Herzen schläft: Thriller (German Edition)
Autoren: Erin Kelly
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dieses lange Wochenende arrangiert hatte, aber jetzt wünschte sie, sie hätte eine Villa irgendwo im Ausland ausgesucht, etwas Helles und Neutrales. Far Barn hatte natürlich den Vorteil der Vertrautheit, aber es hatte auch den Nachteil der Vertrautheit. Es würde jede Menge Schatten geben, aber keine Möglichkeit, sich zu verstecken.
    » Geht’s dir gut?«, fragte Will. Im Beifahrerspiegel warf sie einen Blick auf den Rücksitz. Toby hörte zu.
    » Mir geht’s prima!«
    Wills Hand streifte die ihre, als er schaltete. Instinktiv zuckte sie zurück und strafte ihre eigenen Worte Lügen. Dieses Wochenende sollte den fragilen Waffenstillstand in ihrer Ehe auf die erste wirkliche Probe stellen. Heute Nacht und während der ganzen Zeit würde sie in einem Bett mit ihm schlafen müssen. Das weckte ihre Nervosität, eine groteske Parodie auf das Flattern vor dem ersten Date. Sie schlang die Arme um den Oberkörper und spielte mit dem Gedanken daran, Felix, der immer als Letzter nach oben und ins Bett ging, zu fragen, ob er auf sein Zimmer verzichten und auf dem Sofa pennen könnte, aber das würde bedeuten, dass sie Erklärungen abgeben müsste.
    Die Straße verengte sich auf eine Spur, als es ins Tal hinabging, und wurde so steil, dass es in den Ohren der Kinder knackte. Als sie bis auf eine Meile an die Scheune herangekommen war, schien es, als drückten die Hecken ihr übergroßes Auto die Straße entlang wie ein Blutgerinnsel in einer Ader. Zweige stachen mit Hexenfingern durch die Fenster, sodass die Jungen in einer Mischung aus Entsetzen und Vergnügen quietschten, und Edie machte ihre Geräusche nach. Der Wegweiser nach Far Barn, weiße Buchstaben auf einer schwarzen Holztafel, war unleserlich verblichen, aber die Scheune bekam nur noch selten neue Besucher zu sehen. Will bog nach rechts auf den ausgefahrenen Feldweg ein, der ihr Land mit dem Rest der Welt verband.
    Die Scheune war ein schwarzer Klotz in einer dunklen, wolkenverhangenen Nacht. Das einzige Licht- oder Lebenszeichen waren die Reflexionen ihrer Scheinwerfer in den leeren Fenstern und im Glanz der ebenholzschwarzen Schindelwände. Kein anderes Auto war zu sehen. Es war normal, dass sie alle einzeln von Saxby nach Devon fuhren, aber dass die Woodfords als Erste ankamen, war ungewöhnlich. Sophie sah Will an und formte mit lautlosen Lippenbewegungen die Worte: » Er sollte hier sein. Er hätte heute Morgen hier ankommen sollen.«
    » Vielleicht wurde er irgendwie aufgehalten«, mutmaßte Will.
    Wodurch? Seit Rowan die Schule verlassen hatte, an der er als Junge gelernt und als Mann gelehrt hatte, und in den Ruhestand gegangen war, drehte sein ganzes Leben sich um den Rest seiner Familie. Die pflichtbewusste Hingabe, die er Hunderten von Schülern hatte zuteilwerden lassen, konzentrierte sich jetzt destilliert auf seine vier Enkel– die allesamt Schüler der Cath waren, sodass die Trennung von der Schule nicht absolut gewesen war– und auf Edie, deren Geburt oft der einzige Grund zu sein schien, weshalb sie überhaupt noch alle aufrecht standen. Ohne Übertreibung konnte man sagen, er lebte für sie alle, und ihre Bedürfnisse und Gewohnheiten formten seine eigenen. Es war beunruhigend, dass er nicht in der Tür stand, mit ausgebreiteten Armen und strahlendem Lächeln.
    Toby und Leo öffneten ihre Sicherheitsgurte, als Will den Wagen ausrollen ließ, und dann sprangen sie hinaus und hängten sich an die Klinke der mächtigen Eingangstür.
    » Nicht, es ist abgeschlossen«, rief Sophie, aber Toby hatte die Tür schon geöffnet, und die Dunkelheit hatte ihn verschluckt. Leo folgte ihm dicht auf den Fersen. Sophie wand die dösende Edie aus ihrem Sitz und drückte sie an sich, während Will sich um Charlie kümmerte, und folgte den Jungen in die Scheune. Trotz der Dunkelheit war es drinnen warm, ja stickig. Die Radiatoren verströmten den Geruch von brennendem Staub, wie sie es immer taten, wenn sie in dieser Jahreszeit zum ersten Mal eingeschaltet wurden. Einer der Jungen stieß ein Geheul wie ein Geisterzug aus.
    Sophie machte drei kleine Schritte vorwärts und strich über die kahle Wand, bis ihre Fingerspitzen den Lichtschalter gefunden hatten. Sie blinzelte, während ihre Augen sich nicht nur an das Licht, sondern auch an die Dimensionen des Hauses gewöhnten, und wie immer genoss sie die kurzen Minuten nach einer Ankunft, in denen es wieder ein gewisses Maß an Neuartigkeit bekam. Der Innenraum war vom Boden bis zur hohen Decke von einem Geflecht
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