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Das Böse, das im Herzen schläft: Thriller (German Edition)

Das Böse, das im Herzen schläft: Thriller (German Edition)

Titel: Das Böse, das im Herzen schläft: Thriller (German Edition)
Autoren: Erin Kelly
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Funkmastes auf dem Gipfel einer nahe gelegenen Anhöhe musste man, um Netzkontakt zu finden, in jede Himmelsrichtung fünf Minuten mit dem Auto oder eine Viertelstunde zu Fuß durch offenes Gelände zurücklegen. Es gab einen alten Plattenspieler mit einem Einzel-Kassettendeck und einem unzuverlässigen UKW -Radio. Das Gehäuse bot im unteren Teil Raum für LP s und enthielt eine Sammlung von Vinylplatten, die zu Anfang der Achtzigerjahre abrupt endete. Sophie blies den Staub von einem alten Fleetwood-Mac-Album und ließ die Nadel ungeschickt in die Mitte des ersten Stücks fallen.
    » Ich ertrage es nicht, ihn so zu sehen.«
    » Ich finde, du übertreibst ein wenig«, sagte Will. » Er hat ein bisschen zu viel getrunken, das ist alles. Das kommt andauernd vor.«
    Aber das tat es nicht , jedenfalls nicht bei Rowan, und obwohl Wills Ton nicht unfreundlich gewesen war, drängten seine Worte sie auf der Stelle in die Defensive. Sie war wütend auf Will, weil er kein Verständnis aufbrachte, und noch wütender auf sich selbst, weil sie es von ihm erwartete.
    Sie zuckte nur die Achseln und nahm das Glas Wein, das er ihr reichte, mit einem gemurmelten Dank. » Gott, du bist ganz voll Asche. Was hat er da draußen gemacht ?« War die kleine Urne auf dem Kissen etwa leer gewesen? » O nein, er hat doch nicht… Mums…?«
    » Das dachte ich auch erst, aber mach dir keine Sorgen. Nein. Anscheinend hat er das Guy-Fawkes-Feuer für morgen vorbereitet. Ich habe nicht viel Vernünftiges aus ihm herausbekommen, aber… Moment mal, wo ist Edie? Das Reisebettchen ist noch im Kofferraum.«
    » Sie ist in unserem Bett. Das Bettchen können wir morgen aufstellen.«
    Es war, als sei ein böser Wind durch das Gebäude geweht.
    » Wie lange willst du noch so weitermachen?«, fragte er, aber der vorwurfsvolle Ton, der seine Stimme noch vor Monaten durchtränkt hatte, war wie ausgetrocknet. Was Sophie fürchtete, war nicht so sehr seine Berührung als vielmehr ihre Reaktion darauf. Im Schlaf würde sie die Deckung vielleicht sinken lassen, die sie tagsüber mühsam aufrecht hielt. Er verschränkte die Arme und schaute ihr unverwandt in die Augen. Die Erstarrung löste sich erst, als zwei weiße Lichtstrahlen über den Fahrweg strichen und in die Fenster schienen.
    Erleichterung flutete mit dem Wein durch ihre Adern. » Tara oder Felix?«, fragte sie sich laut.
    Autotüren wurden zugeschlagen, ein Schlüsselbund fiel auf die Türschwelle, und eine Frauenstimme sagte: » Oh, fuck .«
    » Tara«, sagten sie wie aus einem Munde, und der Riss zwischen ihnen war für den Augenblick übertüncht.
    » Ist offen!«, rief Sophie. Sie umarmte Tara und hielt sie dann auf Armlänge von sich.
    Tara hatte ein paar Pfund abgenommen, aber unter den Kleiderschichten war es schwer zu erkennen, wie viel genau. Sie zog sich immer an, als ginge sie zum Yoga: weite Sachen aus zunehmend bizarren, ökologisch überlegenen Stoffen wie recycelter Baumwolle, Hanf und sogar Bambus. Sophies Jeans und Bodywarmer hatten in Saxby noch den totalen Weekend-Chic verströmt, aber jetzt kam sie sich plötzlich spießig vor. » Du siehst super aus«, sagte sie.
    » Ich weiß.« Tara ließ ihre Taschen fallen und zählte an den schlank gewordenen Fingern eine Liste ab. » Wir alle lassen jetzt Weizen- und Milchprodukte, Koffein und raffinierten Zucker weg!« Hinter ihr wechselten Matt und Jake einen ganz kurzen Blick, der von heimlichen Pizza-und-Cola-Eskapaden erzählte.
    » Warum hast du mir nichts gesagt?«, fragte Sophie. » Hier gibt’s nur Pasta und Brot und Brot und Pasta. Ihr werdet nichts essen können.«
    » Ich glaube, das können wir drei Tage ein bisschen lockerer sehen«, sagte Matt. » Hallo, Soph, schön, dich zu sehen.« Sie gab ihm und dann Jake einen Kuss auf die Wange und sah erstaunt, wie viel ihr Neffe allein in den letzten paar Wochen gewachsen war. Würde er jemals damit aufhören? Mit knapp vierzehn Jahren war er so groß wie Matt… Und waren das Stoppeln auf seiner Oberlippe?
    » Alles klar, Sophie?« Das » Tante« hatte er schon vor Jahren weggelassen. Er rieb sich die Beine. » Meine Knie brechen gleich buchstäblich durch. Das ist kein Rücksitz, das ist ein Regal.«
    Sophie schaute aus dem Fenster. Neben ihrem Panzer sah Matts Sportwagen aus wie ein silbernes Geschoss. Will und Matt begrüßten einander auf die gewohnte Art und Weise– eine lockere, verklemmte Abfolge von Händedruck, Umarmung und Knuff. Beide Männer waren dunkelhaarig, aber
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