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Das Böse, das im Herzen schläft: Thriller (German Edition)

Das Böse, das im Herzen schläft: Thriller (German Edition)

Titel: Das Böse, das im Herzen schläft: Thriller (German Edition)
Autoren: Erin Kelly
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Schublade. Die Aufgabe schüchterte sie ein; abgesehen von Bewerbungsübungen im W ohnheim hatte sie noch nie einen Brief geschrieben.
    Der Stift schrieb nicht. Sie ging zum Aktenschrank und suchte darin herum. Da standen Ordner mit Unterlagen, Briefen, Forderungen und Quittungen vom Finanzamt. Darcy Kellaway und Matt Rider existierten hier nebeneinander, als wären sie Geschäftspartner. Geldangelegenheiten, Hausangelegenheiten, Angelegenheiten der Matt Rider Ltd.
    Kerry erstarrte. Seit Monaten kannte sie inzwischen das wahre Ausmaß von Matts Reichtum. Sie hatte einmal gehört, wie er Rikesh erzählt hatte, sie könne nicht mal einen Computer einschalten. Daher entsprach sein Bildschirm einer weit offenen Tür. Zahllose unausgefüllte Tage hatte sie sich damit beschäftigt, in realen und virtuellen Dokumenten zu blättern, und sie hatte so lange auf Matts Spreadsheets und seine archivierten und mit Notizen versehenen Unterlagen gestarrt, dass die Zahlen nach und nach Sinn ergeben hatten. Sein Immobilieneigentum war frei von Hypotheken, sie hatte es nie geschafft, ihr ganzes Taschengeld auszugeben, und sie war für Matts nach dem V erkauf seiner Firma angeschwollenes Konto zeichnungsberechtigt. Mit dem Geld, auf das sie zugreifen konnte, würde sie jahrelang wie eine Königin leben können– und wie eine Kaiserin mit dem, was auf anderen Konten und in W ertpapieren angelegt war. V ielleicht würde sie sich mit diesem Rikesh in V erbindung setzen und ihm erzählen, dass Matt sich vom Acker gemacht hatte. Sie wusste, dass die beiden sich im Streit getrennt hatten.
    Mit genug Geld könnte sie sich leisten, allein ein Baby zu adoptieren. Nicht hier, aber im Ausland– bis der Sender aus dem Kabelprogramm verschwunden war, hatte sie genug Dokumentarfilme auf » Home & Health« gesehen, um eine Expertin auf diesem Gebiet zu sein. Es war ein quälend langer Prozess, und man musste Großbritannien für Monate verlassen, aber das wäre vielleicht gut so. Die Leute in den W aisenhäusern in Pakistan oder China würden nicht wissen, wie sehr sie ihr Leben vermasselt hatte. Die Liebe, die sie zu geben hatte, und das Bargeld in ihrer Tasche würden sie blenden.
    Sie würde das Geld nach und nach abziehen müssen, ohne Aufmerksamkeit zu erregen. Matts Geld legal als Erbin zu beanspruchen würde bedeuten, dass man ihn für tot oder wenigstens vermisst erklärte. Dazu würde sie zur Polizei gehen müssen. Und was sollte sie da sagen? W ieder dachte sie an die Polizisten und an das V erhör, das sie mit W ill veranstaltet hatten, obwohl gar kein Notfall mehr vorgelegen hatte. W as wäre, wenn sie selbst so eingehend unter die Lupe genommen würde? Sie war nicht gebildet wie die MacBrides, und sie besaß nicht dieses angeborene Selbstvertrauen, das ihr ermöglichen würde, sich aus solchen Situationen herauszureden. Sie konnte raffiniert sein, wenn sie Zeit und Raum zum Nachdenken hatte, aber vor Konfrontationen von Angesicht zu Angesicht hatte sie sich immer gefürchtet. Auch in der Scheune, wo sie den Augenblick gerettet hatte, indem sie Felix der Polizei als Matt präsentierte, war ihr klar gewesen, wie leicht man ihr auf die Spur hätte kommen können. Sie wäre nicht sicher, ob sie nicht unabsichtlich irgendeine Kleinigkeit ausplappern würde, die Felix und seine Familie belasten könnte. Das durfte sie nicht riskieren.
    Ganz unten im Aktenschrank fand sie einen Kugelschreiber und kehrte damit zu ihrem leeren Blatt zurück.
    » Lieber Felix«, schrieb sie. Und jetzt…?
    Der Kuli zitterte in ihrer Hand, und ihr Magen knurrte. Der Kühlschrank war leer bis auf eine halb ausgetrunkene Halbliterflasche Cola light. Sie trank sie in einem Zug aus, rülpste braunen Schaum, holte eine Pizza aus der Kühltruhe und schaltete den Backofen ein.
    Sie roch ihre Kleider, bevor sie sie sah. Der Haufen wartete vor der W aschmaschine. Da war die Jacke, die Rowan gehörte, da war ihre Jeans, steif vom Lehm, da war die Baumwollweste, die zu Beginn des W ochenendes weiß gewesen war. Nichts davon würde sie je wieder tragen, und einen Moment lang spielte sie mit dem Gedanken, alles auf der Straße in einen Abfallkorb zu werfen. Aber wenn wirklich jemand sie beobachtete? Je schneller sie alles gründlich wusch, desto besser. Sie zog ihr Portemonnaie aus der Jeanstasche. Die Jacke hatte ein halbes Dutzend Taschen, und manche davon waren so tief in dem Kleidungsstück verborgen, dass sie das Futter aufreißen musste, um Papierfetzen herauszuholen,
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