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Das böse Auge

Das böse Auge

Titel: Das böse Auge
Autoren: Horst Hoffmann
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versinken konnte, wandte Luxon sich gerade noch rechtzeitig mit erneutem Schaudern ab. Welcher Dämon schickte ihm dies Trugbild?
    Er sah zurück, in den nun wieder fernen Glutball, dann abermals in die Richtung, in die es ihn nun wirbelte. Das Gesicht war verschwunden. Nur Düsternis war um ihn herum. Luxon erwartete, Quidas Schloß aus dem Dunkel tauchen zu sehen.
    Er erblickte die spitzen Türme wahrhaftig, als sie sich aus den treibenden Schatten schälten. Aber er trieb daran vorbei!
    Was immer ihn mit solcher Gewalt auf das Böse Auge zugezogen hatte, nun stieß es ihn ab – oder eine andere Macht zog ihn zu sich.
    Von irgendwoher war Quidas Stimme zu hören, wie sie Luxon verfluchte. Shallad Riads Sohn konnte sie nirgends erblicken, nicht einmal als Schemen. Irgendwo dort zwischen den wallenden Nebeln, hinter den Mauern aus Schwärze mußte sie toben.
    Also hatte er nicht ihr zu verdanken, daß es ihn vom Bösen Auge fortzog, daß ihm erspart blieb, was sie ihm an Schrecklichem zugedacht hatte. Hoffnung und Verzweiflung wechselten in ihm. Er wünschte sich, daß er immer weiter durch die Düsterzone gerissen werden möchte, bis er das geheimnisvolle Ayland oder ein anderes Reich in Gorgan erreichte. Gleichzeitig aber hatte er Angst vor dem, was mächtiger war als Quida und das Böse Auge.
    Quidas Schreie verhallten in der Ferne, gespenstisch und schaurig. Dann wieder kamen sie näher, doch sobald Luxon glaubte, die Hexe auf ihrem Drachen aus der Düsternis stoßen zu sehen, entfernten sich ihre Flüche abermals.
    Und plötzlich trieb er auf die Kuppe eines gewaltigen Hügels zu. Für bange Augenblicke glaubte Luxon, daß er nun endgültig zerschmettert werden müßte. Doch langsam und sicher sank er auf den Hügel hinab und hatte kurz darauf festen Boden unter den Füßen.
    Sein eigenes Körpergewicht, als er es endlich wieder spürte, drückte ihn fest auf den Untergrund. Es dauerte eine Weile, bis er wieder die Kraft fand, sich halbwegs aufzurichten. Mit den Armen stemmte er sich in die Höhe wie einer, dessen Beine gebrochen waren.
    Luxon sah eine Gestalt aus den Nebeln treten, schwere Stiefel aus Leder, darüber einen schwarzen, geschlossenen Umhang, schließlich…
    Die Welt begann sich um ihn zu drehen, als er das Gesicht des Fremden erkannte. Luxon öffnete die Lippen, doch er hatte nicht mehr die Kraft, zu schreien. Röchelnd sank er zu Boden, wälzte sich auf die Seite und blieb zuckend und zitternd liegen.
    Ganz kurz nur sah der Fremde auf ihn herab. Dann wieder wandte er den Blick gen Süden, zur Schattenzone hin. Sein Mund murmelte Beschwörungen, seine Hände beschrieben Kreise in der Luft, öffneten und schlossen sich.
    Dies tat er so lange, bis das Böse Auge der Quida endgültig erlosch.
    Der Spuk war vorbei. Doch aus der Ferne waren die Flüche zu hören, die die Hexe in die Düsternis schleuderte, durch die sie ihr Drache trug.
     
     
    7.
     
    Erwachte er aus einem bösen Traum?
    Luxon hielt die Augen geschlossen, auch als er spürte, daß der Spuk vorbei war. Er wußte, daß der Fremde hinter ihm stand und ihn beobachtete.
    Er wollte ihn nicht sehen.
    Vielleicht war auch dies wieder nur ein Traum, der vorüberging.
    Und falls nicht, was erwartete ihn dann in der Wirklichkeit? Hatte der Alte ihn nun gerettet – oder war er nur vom Regen in die Traufe geraten?
    Der Mann mit den langen grauen Haaren und dem mächtigen Bart trug die Kleidung eines Magiers. Von Magiern und Hexen in der Düsterzone aber hatte Luxon endgültig genug. Während er sich bewußtlos stellte, überlegte er, ob es nicht besser wäre, den Fremden umzubringen, bevor dieser vollends Macht über ihn gewann.
    Doch dann hörte er seine Stimme. Sie klang nicht gerade freundlich, aber auch nicht feindselig. Jedenfalls war dies nicht die Stimme eines Geschöpfs, das ihn wie Quida in trügerische Sicherheit zu wiegen versuchte.
    Er spürte, wie sein Kopf angehoben wurde. Luxon zitterte nun nicht mehr. Er hatte einen Punkt erreicht, an dem ihm alles egal war.
    »Trink!« wurde er aufgefordert.
    Und er hatte Durst, schrecklichen Durst. Schon öffnete Luxon die Lippen und tastete nach der Hand des Fremden, die einen Becher hielt.
    Seine Finger zuckten zurück. Wie konnte er wissen, ob ihm kein Zaubertrank gereicht wurde?
    Luxon schlug die Augen auf und sah das Gesicht über sich, das er als übergroßes Zerrbild geschaut hatte, als er sich vom Bösen Auge entfernte.
    Der Mann war zweifellos schon sehr alt, und doch wirkte er
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