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Das böse Auge

Das böse Auge

Titel: Das böse Auge
Autoren: Horst Hoffmann
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heftig mit den Hinterhufen aus, gab einen nie gehörten Laut von sich und begann zu laufen.
    »Zum Ayland!« rief der Magier. »Rasten werden wir kaum können. Es ist ein weiter und gefahrvoller Weg, und die Hexe wird uns ebenso jagen wie die Valunen!«
    »Wer bist du?« schrie Luxon. Das Schlagen der Hufe machte eine Verständigung nun so gut wie unmöglich. Wie von Dämonen besessen, galoppierten die Tiere dahin, über harten, nackten Fels und spärlich mit schwarzem Moos bewachsene Abhänge.
    »Alamog!« rief der Alte. »König Andraiuks Leibmagier!«
    Luxon brauchte nicht auf sein Reittier einzuwirken. Es war, als brauchte es gar keinen Reiter, der es lenkte. Mit unglaublicher Geschicklichkeit überwand es steile Felsen und fand auch auf schmälsten Leisten seinen Weg. Geschickt und wendig erkletterte es Grat um Grat, bis die Landschaft sich nach langem Ritt endlich veränderte und in Hügel überging.
    Dies konnte das Gebiet der Valunen sein. Luxon wußte es nicht genau zu sagen. Ein Hügel glich nun dem anderen, und Luxon wußte nicht, welchen Weg Alamog wählte, um aus der Düsterzone herauszukommen.
    Manchmal glaubte er, hoch über sich einen großen Schatten ziehen zu sehen und Quidas Flüche zu hören. Alamog schien davon unbeeindruckt, obwohl auch seine Blicke den Himmel absuchten. Von Valunen war weit und breit nichts zu sehen. Doch Luxon kannte ihre Ausdauer nur zu gut.
    So war es ihm recht, daß der Magier die Tiere nicht halten ließ, bis sie ein Tal erreichten, in dem Blaugras wuchs. Alamog rief den Tokapis etwas zu, woraufhin sie langsamer wurden und schließlich stehenblieben. Sogleich begannen sie vom Blaugras zu fressen.
    »Du mußt nicht glauben, daß ich großen Einfluß auf sie habe«, sagte Alamog. »Normalerweise tun sie, was sie wollen, und du kannst lange warten, bis sie sich von der Stelle bewegen. Jetzt aber sitzt ihnen die Angst im Nacken. Sie wollen ebenso schnell aus der Düsterzone heraus wie wir. Sie waren schon viel zu lange in diesem Land.«
    »Aber du sprichst mit ihnen«, wandte Luxon ein.
    »Nicht so, wie Quida mit ihren Drachen. Ich kann sie auch nur so lange halten, bis sie neue Kräfte geschöpft und ausreichend geweidet haben.«
    Der Magier wirkte nun schon viel zugänglicher. Von sich aus sagte er:
    »Du willst wissen, warum ich mich in die Düsterzone begab, mein Freund.«
    »Ich wäre dir dankbar, wenn du es mir sagtest«, murmelte Luxon, während er sich schon wieder umsah.
    »Du fürchtest die Hexe? Sie wird dir nichts anhaben können, solange du bei mir bist. Oh ja, sie beobachtet uns, doch sie wird es nicht wagen, mich anzugreifen.«
    Sehr überzeugend klang das nicht. Eben hatte der Alte noch ganz anders geredet. Luxon sah ihn erwartungsvoll an.
    »Ich zog aus, um das Böse Auge zu bannen«, erklärte Alamog. »Dazu mußt du wissen, daß dieses Auge schon viel Unheil über die Königsfamilie brachte. Ganz Ayland litt unter ihm, wenn es die Düsterzone aufriß. Quida kann es nicht wirklich erschaffen. Sie macht sich nur seine Kräfte zunutze. Um dieses Übel fortan zu bannen, begab ich mich tief in die Düsterzone, um ihm entgegenzuwirken. Wie ich dir sagte, verloren meine Krieger auf dem Weg ihr Leben.«
    »Du konntest sie nicht retten?«
    Grimmig schüttelte Alamog den Kopf.
    »In der Düsterzone ist meine Macht gering.«
    »Aber du hast das Böse Auge besiegt!«
    »Ich konnte mir wie Quida die in ihm wohnenden Kräfte zunutze machen. Ob es für immer erloschen ist, weiß selbst ich nicht. Allein die Zukunft wird dies zeigen.«
    »Du kehrtest seine Wirkung um«, murmelte Luxon. »Und dabei zogst du mich von ihm fort.«
    »Es stieß dich ab«, wurde er belehrt. »Dich und alles, was in seinen Sog geraten war. Zu gewissen Zeiten, so heißt es, wirkt der Sog gegensätzlich. Dann sollen sogar Dinge von jenseits der Schattenzone nach Gorgan gewirbelt werden. Aber das ist nicht bewiesen.«
    Luxon erschauerte.
    »Dann ist es… ein Tor zur jenseitigen Welt? Ein Tor durch die Schattenzone hindurch?«
    Alamog zuckte die Schultern. Schon blickte er wieder ungeduldig auf die weidenden Tokapis, die immer wieder witternd die Köpfe hoben.
    »Alamog«, fragte Luxon. »Ist Ayland groß? An welche anderen Länder grenzt es?«
    »Du wirst es früh genug erfahren – falls wir jemals dorthin zurückfinden.«
    Luxon musterte ihn von der Seite her. Warum sprach er nun wieder so? War es denn nicht sicher, daß sie den Weg fanden? Alamog widersprach sich zu oft. Er verschwieg etwas. Doch
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