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Das Blutgericht

Das Blutgericht

Titel: Das Blutgericht
Autoren: Matt Hilton
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war es sogar immer noch so. Der nördliche Teil der Insel war kaum besiedelt, aber im Südwesten häuften sich die luxuriösen Villen. Dort hoffte ich Marianne Dean zu finden.
    Nach der Überfahrt mit einem Wassertaxi kam ich inmitten einer Gruppe kichernder Teenager auf der Insel an. Das war ganz praktisch, denn zur Gruppe gehörten einige Bodyguards. Unter den Männern mit den ernsten Gesichtern, die mich beäugten, als stelle ich eine Bedrohung ihrer Weiterbeschäftigung dar, fiel ich nicht so sehr auf. Sobald ich wieder festen Boden unter den Füßen hatte, mietete ich mir ein Gefährt, das aussah wie ein Strandbuggy, und fuhr damit das kurze Stück bis zu einem weiteren Yachthafen an der Südwestküste. Dort traf ich mich mit einer jungen Dame namens Tiffany, einer Maklerin, von der ich die Schlüssel zu der Wohnung erhielt, die ich gemietet hatte. Die Miete für eine Woche verschlang einen beträchtlichen Teil der zwanzigtausend Dollar, mit denen mich Richard Dean versorgt hatte, aber ich war schließlich nicht wegen des Geldes hier.
    Vom Balkon der Wohnung aus blickte ich auf einen kreisrunden Swimmingpool, von dem man wiederum einen palmengesäumten Garten und den Yachthafen überblicken konnte. Yachten und Motorboote schienen hier das bevorzugte Fortbewegungsmittel zu sein.
    Zu meiner Linken befand sich das Haus, das Jorgenson für den Sommer gemietet hatte. Seinen Hauptwohnsitz hatte er ein Stück die Küste hoch auf Neptune Island, und sein Boot lag in Puerto Banus in der Nähe von Marbella, Spanien, aber hier bot sich mir die beste Gelegenheit, Marianne aus seinen Klauen zu befreien.
    Ich war hier vorerst auf Erkundungsmission. Rink würde später zu mir stoßen, nachdem er in Tampa etwas in eigener Sache geregelt hatte. Mit Sonnenbrille, einem kurzärmligen Baumwollhemd und Bermudas richtete ich mich auf dem Balkon ein. Ein Blick über das Geländer, und ich konnte wunderschöne Frauen in Bikinis beobachten, die nebenan im Pool plantschten. Der Liegestuhl war bequem und das Bier kalt. So eine Observierung ist immer entsetzlich langweilig, aber einer musste es ja tun.
    Bis die Sonne unterzugehen begann, waren die Badenixen verschwunden und mein Bier warm geworden. Selbst der erstklassige Liegestuhl fühlte sich mittlerweile wie ein Folterwerkzeug an. Der Sonnenuntergang entschädigte mich allerdings für meine Pein. Es war atemberaubend, wie Miami City und Biscayne Bay in bronzen-goldenes Licht getaucht Feuer fingen.
    Und als die Sonne unterging, hatte dann – wie ein Vampir aus einer alten Sage – auch noch Jorgenson seinen ersten Auftritt.
    Im cremefarbenen Leinenanzug, sein rötliches Haar zurückgegelt und mit einem Mobiltelefon am Ohr spazierte er über den gekachelten Bereich neben seinem Pool. Das Wasser wirkte wie ein Spiegel und reflektierte sein niedergeschlagenes Gesicht. Bradley schien nicht sehr glücklich zu sein.
    »Ich hab’s dir schon mal gesagt«, knurrte er in sein Telefon. »Ein ums andere Mal. Nein! Wann geht das eigentlich in dein beschissenes Spatzenhirn?«
    Die Person am anderen Ende musste ein Anliegen vorgetragen haben. Beim Zuhören kaute Jorgenson auf seiner Unterlippe, und selbst von meinem entfernten Aussichtspunkt konnte ich seinen rasselnden Atem hören.
    »Weißt du, was ich mit dir machen sollte?«, schrie Jorgenson plötzlich. »Ich sollte dafür sorgen, dass du …« Seine Stimme wurde leiser und sein Blick nervös, als er sich nach ungebetenen Mithörern umschaute. Seine dunklen Augen blitzten in meine Richtung, aber ich war schon ein Stück zurückgewichen, er konnte mich nicht sehen. Die nächsten Worte flüsterte er, ich konnte nicht mehr verstehen, was er sagte. Aber ich hörte, wie er sein Telefon zuklappte, gefolgt vom Klappern seiner Lederabsätze, als er nach drinnen eilte. Danach folgte noch mehr Geschrei, aber gedämpft, der Aufschlag eines schweren Gegenstands, und – da war ich mir ziemlich sicher – dann weinte eine Frau.
    Mein Entschluss war bereits gefasst, aber die Worte und Taten des Mannes bestätigten noch einmal, was ich bereits wusste. Jorgenson war jemand, der seine Wut an Schwächeren ausließ. Und jeder, der Joe Hunter kennt, weiß, dass ich solche Menschen nicht ausstehen kann.
    Mein Plan ging noch nicht darüber hinaus, zu seiner Eingangstür zu gehen und zu klingeln, aber in diesem Moment hatte ich das dringende Bedürfnis, etwas zu tun. Wenn der Zorn in mir hochstieg, dann endete es meist damit, dass ich gewalttätig wurde. In der
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