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Das Blut-Skelett

Das Blut-Skelett

Titel: Das Blut-Skelett
Autoren: Jason Dark
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Gehen wurde es nicht. Suko war angeschlagener, als er mir gegenüber zugeben wollte. Von einer Untersuchung im Krankenhaus wollte er jedoch nichts wissen. Nach wie vor bezeichnete er seine Wunde nur als Kratzer.
    »Dann wirst du ja auch klettern können«, sagte ich.
    »Wieso?«
    »Erinnere dich daran, daß das Tor verschlossen war und welchen Weg wir genommen haben.«
    »Oh, das wird nicht einfach.«
    Diesmal liefen wir nicht querbeet, sondern blieben auf den Wegen, wo das Gehen leichter war. Suko sagte nichts mehr. Er stöhnte leise vor sich hin, und er hatte auch Mühe, bei den Schritten die Beine zu heben. So schlurfte er mehr durch das Laub, als daß er ging.
    Die drei Männer waren verschwunden, und sie kehrten auch nicht mehr zurück. Ihr Job war erledigt. Für mich stand allerdings fest, daß dies erst der Anfang war. Wenn jemand Knochen sammelte, hatte er etwas Bestimmtes damit vor.
    Das Tor kam in Sicht. Gebogen, mit seinen Lanzen versehen und mit einem Gitter. Suko hielt sich trotz meiner Unterstützung nur mühsam auf den Beinen. Der verdammte Streifschuß hatte ihn doch härter getroffen, als er es hatte zugeben wollen.
    Aber er war kein Mensch, der klagte.
    Er biß die Zähne zusammen und ließ sich nicht hängen.
    Über die Mauer würde er nicht klettern können, und das war auch nicht nötig, wie ich sah, denn jemand hatte das Tor des Friedhofs geöffnet. Ich nahm es als Überraschung und als glückliche Fügung des Schicksals hin und ging davon aus, daß die drei Flüchtlinge diesen Weg genommen hatten.
    Egal, für mich und Suko war es gut, daß dieses Tor nicht mehr geschlossen war. Wir brauchten es auch nicht weiter zu öffnen, der Spalt war groß genug, um den Friedhof verlassen zu können.
    »Wir haben es gleich gepackt, Suko.«
    »Ja, wurde auch Zeit. Bist du immer so langsam?« flüsterte er stöhnend.
    »Nur wenn du bei mir bist.«
    »Das merke ich mir.«
    Ich merkte etwas ganz anderes. Als wir hier eingetroffen waren, hatte noch kein zweiter Wagen in der Nähe des Tors geparkt. Jetzt schon. Mir fiel eine dunkle Limousine auf, die einen feuchten Film aus Nieselregen bekommen hatte.
    Ich dachte sofort an die drei Männer, die eiskalt auf uns gewartet hatten. Als jetzt die Fahrertür aufschwang, da stellte sich mein Inneres auf Alarm.
    Ein Bein erschien, ein Frauenbein. Dann das zweite. Und wenig später war die Person ausgestiegen. Sie wandte mir noch den Rücken zu, schlug dann die Tür zu, drehte sich und sagte: »Hallo, John Sinclair...«
    Ich stand wie festgenagelt. Mit einem Besuch dieser Frau hätte ich nie im Leben gerechnet und erst recht nicht an dieser Stelle.
    Es war die Staatsanwältin Purdy Prentiss!
    ***
    Natürlich schwammen die Erinnerungen hoch. Ich dachte an einen brisanten Fall, in dem Atlantis eine Rolle gespielt hatte. Purdy Prentiss, die Staatsanwältin, und Eric La Salle, der Leibwächter, hatten schon einmal gelebt und waren gezwungen worden, in der normalen Welt gegen die Feinde aus der Vergangenheit zu kämpfen. Da waren beide zu Vollstreckern geworden. [1]
    Ein seltsames Paar, und zugleich zwei Menschen, die sich verstanden. Beide gingen ihren Jobs wieder nach, aber das Schicksal aus der Vergangenheit hatte sie in der Gegenwart zusammengeschweißt.
    Purdy kam lächelnd auf mich zu. Sie war eine Frau, der man diesen Beruf nicht zugetraut hätte. Zudem relativ jung, zwischen 30 und 35. Glattes Blondhaar, pagenhaft geschnitten. Ein rundes Gesicht mit kleiner Nase und energischem Kinn. Helle Augen. Brauen, die sich an der Nasenwurzel trafen.
    »Nein, Purdy, das kann kein Zufall sein, daß ich Sie hier am Friedhof treffe.«
    »Ist es auch nicht.«
    »Na toll. Und wie geht es weiter?«
    »Ich möchte lieber fragen, wie es Ihrem Freund Suko geht.«
    »Wie man sich nach einem Streifschuß gegen den Kopf so fühlt. Nicht eben himmlisch.«
    »Das sehe ich.«
    Suko hing noch immer in meinem Griff. Das Laufen hatte ihm nicht eben gut getan. Er mußte liegen. Das war im Fond des Rovers zwar nicht bequem, aber besser, als herumzustehen und von mir festgehalten zu werden.
    »Ich schaffe ihn eben in den Wagen, Purdy, dann können wir reden.«
    »Ich komme mit.« Sie hob die Schultern unter dem hellen Tuchmantel an. »Es ist doch egal, in welchem Wagen wir sitzen und miteinander reden.«
    »Dann war es kein Zufall, daß wir uns hier begegnet sind?«
    »Haben Sie das geglaubt?«
    »Nein.«
    »Es hätte mich auch gewundert.«
    Ich schloß den Rover auf. Suko war froh, daß er zumindest
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