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Das Blut Des Daemons

Titel: Das Blut Des Daemons
Autoren: Lynn Raven
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hinterher, aber dann … ist Julien gegangen.« Er sah wieder auf den Balkon hinaus.
    Ich wagte nicht, mich zu rühren. O lieber Gott, Julien. Er hatte mir erzählt, dass seine Schwester ebenfalls Selbstmord begangen hatte, nachdem der junge Lamia – den Juilen zu einem Vampir gemacht hatte, um ihm das Leben zu retten – sich in der Sonne umgebracht hatte; aber nicht das .
    »Ich habe meinen Bruder noch nie so schreien gehört. – Auch danach nie mehr. – Und dazwischen immer wieder: ›Cathérine! Nein! Nein! Nein!‹ Wieder und wieder. So laut, dass die Freunde, die uns versteckt hatten, fürchteten, er würde die Deutschen auf uns aufmerksam machen. Ich musste ihn mit Gewalt ruhigstellen. Wir konnten sie noch nicht einmal mehr begraben.« Adrien seufzte fast unhörbar. »Auf dem ganzen Weg nach Griechenland habe ich kaum ein Wort aus ihm herausbekommen. Ja, nein, ab und an ein Danke. Bei jedem Satz, der aus mehr als drei Worten bestand, habe ich ein bisschen Hoffnung geschöpft. – Ich habe erst ein paar Jahre später herausgefunden, dass er Papa versprochen hatte, auf Cathérine aufzupassen. Ebenso wie auch auf mich.« Erst jetzt richteten seine Augen sich auf mich. Sie waren genauso quecksilbern wie die seines Bruders – und im Moment ein Stück dunkler, als Juliens es normalerweise waren. Ich schluckte hart. »An diesem Tag ist etwas in meinem Bruder zerbrochen. Er war … hart an der Grenze zum Wahnsinn. Sein Leben hat ihm nichts mehr bedeutet. In der ganzen Zeitseitdem gab es für ihn nur zwei Dinge: Rache an Gérard und wenigstens die zweite Hälfte seines Versprechens an Papa zu erfüllen, soweit es ihm möglich war.« Sein Mund verzog sich zu einer schmalen, harten Linie und sein Blick kehrte zu meinem Dorian Gray zurück. »Aus diesem Grund hat er auch die letzten Jahren in Dubai verbracht und nicht ich.« Er klemmte die Brille an die Hemdtasche.
    »Was …« Ich biss mir auf die Zunge. Zu spät. Für einen Sekundenbruchteil zuckten seine Augen zu mir, doch dann erhob er sich abrupt, trat an die Glastür zum Balkon hinaus und lehnte sich dagegen, den Ellbogen gegen die Laibung gestemmt, die Faust an den Lippen. Wie oft hatte ich Julien in den letzten Tagen in genau der gleichen Haltung dort stehen sehen? Ich wagte nicht, auch nur einen Ton von mir zu geben.
    »Welchen Grund hat Julien dir genannt, dafür, dass er in Dubai war?« Adriens Züge spiegelten sich schwach in der Scheibe. Zu schwach, als dass ich in ihnen hätte lesen können – sofern er nicht die gleiche kühle Maske aufgesetzt hatte, wie Julien das bei solchen Gelegenheiten gern tat.
    Ich schluckte erneut, ehe ich antwortete. »Ich weiß nur, dass er dorthin verbannt wurde. Warum, hat er mir nie gesagt.«
    Einen Moment verharrte er reglos, dann nickte er, als hätte er nichts anderes erwartet. »Vor sieben Jahren, drei Monaten und elf Tagen wurde ich vor dem Rat des Mordes und Verrats angeklagt. Man warf mir vor, einen Lamia umgebracht zu haben, der Beweise dafür hatte, dass ich mich gegen einen der regierenden Fürsten verschworen hätte und einen Anschlag auf ihn plante. Ganz nebenbei sollte ich auch noch einen Menschen in die Sache hineingezogen und ihm so unsere Existenz preisgegeben haben. Ihre Indizien waren von ausgezeichneter Qualität, so gut hätte noch nicht einmal Julien sie zu fälschen vermocht.« Ich konnte in derGlasscheibe sehen, wie er den Mund verzog. »Bastien war einer ihrer Hauptbelastungszeugen. Ich hatte weder ein Alibi noch konnte ich die Vorwürfe irgendwie entkräften.« Er senkte kurz den Kopf, bevor er weitersprach. »Für so etwas gibt es nur ein Urteil. Die Fürsten hatten schon abgestimmt. – Natürlich erst, nachdem sie sichergestellt hatten, dass Papa mich vor seinem Tod nicht doch zu seinem Nachfolger als Kideimon gemacht hatte.« Adrien lachte, leise und hart. »Sie mussten es nur noch verkünden, um es endgültig und offiziell zu machen, da tauchte Julien plötzlich auf und behauptete, er habe getan, was man mir vorwarf. – Er hatte bis zuletzt versucht meine Unschuld zu beweisen. Natürlich erfolglos. Eine Gegenaussage zu Bastien wagte keiner. Und wie sollte er Beweise finden, um etwas zu widerlegen, das nie geschehen war. – So gut ihre Indizien sein mochten, sie waren nicht gut genug, um Julien und mich darauf zu unterscheiden. Ich hatte die ganze Zeit alles abgestritten; Julien legte jetzt ein volles Geständnis ab. Als ich daraufhin ebenfalls gestand, glaubten sie mir nicht mehr. Vor allem,
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