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Das Blut der Rhu'u

Das Blut der Rhu'u

Titel: Das Blut der Rhu'u
Autoren: Mara Laue
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Aber, junge Dame.« Er drohte ihr scherzhaft mit dem Finger. »Glauben Sie, ich merke nicht, dass Sie sich vergraben, weil Sie Liebeskummer haben?«
    »Liebeskummer würde ich das nicht nennen.« Sie fühlte ihre Wangen heiß werden.
    »Aber als ich in Ihrem Alter war, nannte man das so. Ich bin mir ziemlich sicher, dass sich das nicht geändert hat.« Er tätschelte ihr erneut die Schulter. »Eine Trennung ist eine Trennung, und die ist immer schmerzhaft. Heute genauso wie in meinen jüngeren Jahren.«
    Kara hatte Mortimer ihr Herz ausgeschüttet, als er sie am Tag nach Bens Flucht aus ihrem Leben völlig verheult in ihrem Büro vorgefunden hatte. Mortimer hatte sie in die Arme genommen und getröstet. Wie ein Vater, den sie nie kennengelernt hatte, weil er gestorben war, als Kara erst wenige Monate alt gewesen war; ein Fischer, den die See geholt hatte. Sie kannte ihn nur von Fotos, einen gut aussehenden Mann mit roten Haaren – Karas einzige Ähnlichkeit mit ihm – und einem charmanten Lächeln.
    Mortimer sah sie nachdenklich an. »Wissen Sie was? Sie kommen heute zu uns zum Abendessen. Linda wird sich freuen. Mein Neffe Jarod ist wieder in der Stadt und will uns heimsuchen. Ich kann dem Jungen doch nicht zumuten, den ganzen Abend nur mit seinem schrulligen alten Onkel und seiner zugegeben liebenswerten, aber nicht minder alten Tante zu verbringen.«
    Sie musste lachen. Sein Humor tat ihr gut. Trotzdem hatte sie keine Lust. Mortimer hatte schon öfter von seinem Neffen erzählt, der bei der Polizei arbeitete und wohl ein tüchtiger Ermittler war. Er hatte voller Stolz berichtet, dass Jarod im Rahmen eines Fortbildungsprogramms zum FBI nach Langley geschickt worden war. Jarod war für die Mortimers der Sohn, den sie sich immer gewünscht, jedoch nie gehabt hatten, da Linda keine Kinder bekommen konnte. Kara war für sie inzwischen wie eine Tochter. Nicht nur deshalb war Mortimers Manöver, sie mit seinem Neffen zu verkuppeln, mehr als durchsichtig.
    Er hatte es vor zwei Jahren schon einmal versucht. Kara erinnerte sich an Jarod Kane als einen ruhigen Mann, durchaus attraktiv, der aber etwas ausstrahlte, das sie verunsicherte. Deshalb hatte sie jede Einladung der Mortimers abgelehnt, wenn sie wusste, dass auch Jarod kommen würde.
    Mortimer nahm ihre Hand in seine beiden und drückte sie fest. »Bitte, Kara, sagen Sie Ja.«
    Angesichts seines beinahe flehenden Lächelns brachte sie es nicht über sich, die Einladung abzulehnen. »Sie sind sehr überzeugend, wenn Sie wollen, Sir. Ich werde also kommen.«
    Er strahlte. »Prima! Und da das Private nun geklärt ist, können wir dienstlich werden. Wenn ich mich recht erinnere, stammen Sie aus Lochinver.«
    »Ja. Aber sagten Sie nicht, wir wollten wieder dienstlich werden?«
    »Werde ich doch. Ein Bekannter aus Ullapool hat mir eine alte Chronik aus der Gegend geschickt. Er hat sie aus dem Nachlass einer alten Familie, deren letzter Spross vor ein paar Wochen kinderlos gestorben ist. Vielleicht kannten sie ihn: Angus Muir.«
    »Mr Muir ist tot?« Die Nachricht betrübte sie. Der alte Mann war der Geschichtenerzähler des Dorfes gewesen. Seine Familie lebte in Lochinver, seit das Dorf vor Jahrhunderten gegründet worden war. Es gab nichts, was er nicht über den Ort, die Gegend und nahezu jeden wusste, der im Umkreis von zwanzig Meilen lebte. Kara hatte ihn oft besucht. Wie viele andere Kinder auch, um seinen Geschichten zuzuhören. Er war das lebende Gedächtnis des Dorfes gewesen.
    Mortimer legte tröstend die Hand auf ihre Schulter. »Mein Bekannter schreibt, dass er gerne Geschichten erzählt hat. Einen Teil davon hat er aufgeschrieben. Wahrscheinlich wollte er nicht, dass sein Wissen verloren geht, und hat deshalb wohl schon seit Jahren alles in dieser Chronik notiert, an das er sich erinnert hat. Mein Bekannter erwähnte ebenfalls, dass es auch noch alte Fotos, Tagebücher und Briefe von ihm gibt, die gegenwärtig bei der Gemeindeverwaltung in Ullapool lagern. Ich möchte, dass Sie hinfahren und versuchen, sie für uns abzustauben.« Er lächelte. »Ich denke mir, dass die Leute einer einheimischen Highlanderin gegenüber aufgeschlossener sind als gegenüber einem großstädtischen Lowlander wie mir. Außerdem könnte es dort auch etwas Interessantes für Ihre Arbeit geben. Zumindest, wenn man den Geschichten von Mr. Muir glauben kann. Haben Sie schon mal von einem Ort namens Demon’s Leap gehört? Er schreibt in seiner Chronik, dass dort früher heidnische
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