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Das Beste aus 40 Jahren

Das Beste aus 40 Jahren

Titel: Das Beste aus 40 Jahren
Autoren: Anne Mather , Carole Mortimer , Lynne Graham , Sarah Morgan
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machte sie sich nicht einmal die Mühe, sich umzuziehen. Von Bitterkeit überschwemmt, warf sie sich der Länge nach auf das Bett. Sie fühlte sich unendlich einsam. Nicht einmal das Wissen, dass Clarry und Jonathan so vertrauensvoll in England auf sie warteten, half ihr, dieses Gefühl der Verlassenheit zu überwinden.
    Sie kam zu dem Schluss, dass sie es nicht ertragen könnte, jetzt im Speisesaal zu essen, nahm ihre Handtasche, ging wieder hinunter und verließ das Hotel. Die Laternen warfen nur mattes Licht über die schattigen Straßen. Es war sehr warm, und die schmelzend weiche Dunkelheit legte sich wie Balsam auf ihr Herz und ihre Seele. Morgen war ein neuer Tag!
    In einem kleinen Bistro am Rhôneufer trank sie eine Tasse Kaffee und aß ein Stück Kuchen. Dann schlenderte sie zur Arena hinaus. Sie hatte die Arena ein paar Mal mit Manoel besucht und das Schauspiel mit angesehen, das auch dem abgebrühtesten Magen Übelkeit verursachen konnte. Die berühmten Stiere der Camargue waren würdige Gegner der Toreros. Während Dianne sich stets schaudernd von dem blutigen Morden abwandte, das in der gleißenden Sonnenhitze des Nachmittags besonders grausam wirkte, hatten die Männer, die so lässig mit dem Tod spielten, sie fasziniert.
    Einige der berühmtesten Stierkämpfer Spaniens kamen nach Arles, um hier an der Corrida teilzunehmen und ihre Kraft und Geschicklichkeit mit jener der schwarzen Stiere zu messen, die mit einem Hieb ihrer spitzen Hörner so grausam verwunden konnten. Und immer wieder versuchten auch Amateure von weit und breit die Berufsstierkämpfer zu übertrumpfen. Sie forderten, einer bereitwilliger als der andere, den Tod heraus.
    Dianne hatte im Corral des Mas öfter Manoel mit den Stieren beobachtet. Sie stand immer wie vor Schreck erstarrt, wenn er Angriffe wagte, die in der Arena mit einem begeisterten, vieltausendstimmigen „Olé!“ beantwortet worden wären. In solchen Augenblicken hatte sie ihn gehasst, weil er sie Qualen der Angst aussetzte, sie war davongelaufen. Doch er war ihr gefolgt. Er hatte sie ins Gras geworfen und ihre Empörung auf eine Weise fortgeküsst, dass sie alles vergaß und nur noch wusste, wie sehr sie ihn brauchte …
    Schmerz krampfte ihr den Magen zusammen. Wie schnell diese Monate vergangen waren, wie zauberhaft jeder einzelne Tag gewesen war, die Erfüllung ihrer kühnsten Träume, und wie qualvoll der Abschied. Dieser unvermeidliche Abschied …
    Gegen neun kehrte sie zurück von ihrem Spaziergang, der sie schließlich wunderbar beruhigt hatte. Sie war angenehm müde und wollte nicht mehr an das denken, was morgen vielleicht auf sie wartete. Es war hoffnungslos, etwas so Unbestimmbares vorhersehen zu wollen.
    Die Tasche lässig über der Schulter, mit der Hand eine lose Strähne des seidig schwarzen Haares zurückstreichend, betrat sie langsam die Hotelhalle.
    Zuerst dachte sie, die Halle sei leer, doch als sie über den grünen Teppichboden zur Treppe ging, erhob sich aus einem Sessel ein Mann und stellte sich ihr in den Weg.
    Dianne blieb stehen. Ihr Blick schweifte über kniehohe, mit Schlamm bespritzte Stiefel und lederne grüne Hosen. Groß und schlank war der Mann, stellte sie fest, und das im Schatten bleibende Gesicht ungewöhnlich dunkel. Sekundenlang verharrte er reglos, während ihr vor Angst ein leichtes Frösteln das Rückgrat hinunterlief.
    Dann trat er ins Licht. Sie öffnete lautlos die Lippen und wich einen Schritt zurück.
    „Hallo, Dianne“, sagte er, und die Stimme mit ihrem unverkennbaren Akzent verletzte sie mit ihrer schneidenden Härte. „Darf man fragen, warum Sie hier sind und warum Sie mit mir sprechen wollen?“

2. KAPITEL
    Dianne starrte ihn ungläubig an. Im ersten Augenblick war sie nicht imstande zu begreifen, dass dies kein fantastisches Hirngespinst war. Eine Halluzination, heraufbeschworen von ihrem verzweifelten Verlangen, Manoel St. Salvador wiederzusehen; einem Verlangen, das bisher nur in ihrem Unterbewusstsein gelebt hatte.
    Doch das war nicht der Manoel, den sie kannte. Ihre Erinnerung an ihn war noch sehr lebendig, und dieser Fremde mit den kalten Augen hatte nur wenig Ähnlichkeit mit dem warmherzigen Mann, den sie geliebt hatte. Die Züge waren dieselben und doch nicht die gleichen: Graue Augen unter dunklen Brauen, ausgeprägte Wangenknochen, die dem Gesicht etwas Hochmütiges gaben, ein voller, sinnlicher Mund, dunkle Koteletten, die bis an das energische Kinn reichten.
    Er war schlanker, als sie ihn in
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