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Das Bernsteinerbe

Das Bernsteinerbe

Titel: Das Bernsteinerbe
Autoren: Heidi Rehn
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lachte sie an. Verblüfft wich Magdalena zurück. Carlotta und Christoph wechselten vielsagende Blicke.
    »Eure Bernsteinessenz hat wahre Wunder bewirkt«, rief er laut und freute sich an den verdutzten Gesichtern der Kneiphofer Kaufleute. »Insbesondere diejenige Version, die Ihr zur Stärkung des Herzens mit Essig aufbereitet. Ihr habt recht gehört, meine Herren. Allein der Wirksamkeit dieser Medizin habe ich es zu verdanken, so rasch wieder auf die Beine gekommen zu sein. Wäre letztens nicht das hochverehrte Fräulein Grohnert an meinem Krankenbett aufgetaucht, hätte die gutgemeinte Fürsorge von Doktor Lange mich wohl noch über Wochen ins Bett gezwungen, wenn nicht gar doch bald das Auftauchen des Pfarrers zur Letzten Ölung nötig gemacht. Sie aber hat gleich erkannt, was mir fehlt. Wäre sie nicht Wundärztin, meine Herrschaften, würde ich den durchlauchtigsten Kurfürsten bitten, sie an meiner statt zu seinem Leibarzt zu ernennen. Eine bessere medizinische Versorgung als durch sie ist wohl kaum möglich. Selbst im Hinblick darauf, alles in die Ausbildung meines Sohnes gesetzt zu haben, muss ich das ehrlicherweise eingestehen.«
    Schmunzelnd hielt er inne. Die Kaufleute blickten betreten zu Boden. Das spornte den Medicus weiter an.
    »Aber Gott, der Allmächtige, hat wohl ein Einsehen mit den Ängsten eines geplagten Vaters wie mir. So hat er denn auf seine Weise dafür gesorgt, dass mein studierter Sohn und die überaus gescheite junge Wundärztin einen Weg gefunden haben, wie sie künftig mit vereinten Kräften für das Wohl ihrer Mitbürger sorgen werden. Ich will meinem Sohn jedoch nicht vorgreifen, verehrte Frau Grohnert. Doch als stolzer Vater bitte ich Euch, sein Anliegen, das er Euch gleich unterbreiten wird, mit äußerstem Wohlwollen aufzunehmen.«
    Magdalena war verblüfft, Carlotta glühten die Wangen. Auch Christoph wirkte verlegen. Lediglich Marietta schmunzelte wissend. Die Kaufleute gaben sich zutiefst beeindruckt. Farenheid verbeugte sich zu Carlotta und Magdalena hin, die beiden anderen taten es ihm nach. Boye begann alsbald in die Hände zu klatschen, zögernd fielen die anderen ein.
    »Das sind sehr viele aufregende Neuigkeiten, verehrter Kepler«, sagte Magdalena. »Wenn Ihr erlaubt, begrüße ich erst noch meine Schreiber und wechsle einige Worte mit meinen Kaufmannsgenossen. Dann sollten wir uns zurückziehen, um in Ruhe mit unseren Kindern zu sprechen.«
    »Wir wollen Euch nicht lange aufhalten«, schaltete sich Farenheid ein. »Jetzt, da wir Euch wohlbehalten vor uns sehen, verehrte Frau Grohnert, ist unser Anliegen fürs Erste erfüllt. Wenn Ihr erlaubt, benachrichtigen wir die übrigen Zunftgenossen in der Börse über Eure Rückkehr. Alles Weitere können wir morgen oder in den nächsten Tagen besprechen. Übrigens soll ich Euch im Auftrag der allseits geschätzten Witwe Gerke ganz besonders herzlich willkommen heißen.«
    »Oh«, entfuhr es Magdalena. »Wie schön, von ihr zu hören. Gleich morgen werde ich sie aufsuchen. Wenn Ihr so gütig seid, Ihr das auszurichten?«
    Anders als die übrigen Anwesenden kannte Carlotta die Mutter gut genug, um das Lächeln auf ihrem Gesicht richtig zu deuten. Belustigt zwinkerte sie ihr zu.
    »Was ist mit Tante Adelaide? Wollte sie nicht mit dir kommen?«, fragte sie neugierig.
    »Nein«, erwiderte Magdalena mit einem Anflug von Traurigkeit in der Stimme. »Sie hat sich entschlossen, in Frauenburg zu bleiben. Die Aufgabe als Apothekerin füllt sie voll und ganz aus. Das ist wohl auch gut so, jetzt, da Mathias sie wieder auf unbestimmte Zeit verlassen musste und sie auf sich allein gestellt ist.«
    »Zumindest weiß er künftig, wo er sie finden kann. Dieses Mal scheiden die beiden im Guten voneinander und werden wohl Kontakt zueinander halten.«
    »Stimmt, danach sieht es aus.« Magdalenas Blick schweifte ab. Eine Weile gab sie sich ihren Gedanken hin.
    Da erklang aus dem oberen Geschoss lautes Gepolter. Hedwig kreischte auf, Kindergeschrei folgte. Dann wurde es mucksmäuschenstill.
    Erschrocken sahen sie einander an. Lina schob die verdutzten Kaufleute vor der Treppe beiseite und stürmte die Treppe hinauf.
    »Ich glaube, ich werde da oben gebraucht.«
    Carlotta eilte hinterher. Kurz nach der rundlichen Magd traf sie oben in der Wohnstube ein. Zunächst war in dem langgestreckten dämmrigen Raum nichts zu erkennen. Fragend sahen sie und Lina sich an. Erst Hedwigs lautes Schnaufen aus der linken Ecke ließ sie dort
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