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Das Band spricht Bände

Das Band spricht Bände

Titel: Das Band spricht Bände
Autoren: Carter Brown
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in einem Ferienort in
Kalifornien nichts los sein?« fragte ich ihn. »Wo doch bei euch die Sonne 24
Stunden am Tag so herrlich scheint?«
    »Glauben Sie mir, es kann
trotzdem sehr langweilig sein, Mr. Boyd.« Er beugte sich über die Theke und
senkte die Stimme zu vertraulichem Flüstern. »Aber da Sie nun wieder im Lande
sind, wird sich gewiß wieder einiges tun. Jedenfalls schien Lieutenant Schell
dieser Ansicht zu huldigen.«
    »Schell?« Ich sah ihn
durchdringend an. »Was hat denn er damit zu tun?«
    »Sagte ich Schell?« Seine Augen
blickten in reiner Unschuld.
    »Das ist Erpressung«, knurrte
ich, »und für zehn Möpse will ich sowohl etwas über Schell als auch über Miss
Milne erfahren.«
    »Sie haben da eben ein sehr
häßliches Wort gebraucht, Mr. Boyd«, sagte er gekränkt, »und wenn Sie doppelte
Auskunft wünschen, müssen Sie auch doppelt zahlen.«
    »Wer hat nur behauptet, die
Piraten seien ausgestorben?« Ich entnahm meiner Brieftasche zwei
Zehn-Dollar-Noten, und im nächsten Augenblick hatte sie mir der Empfangsmensch
aus den Fingern geschnappt.
    »Der Lieutenant war gegen
Mittag da«, sagte er. »Er möchte Bescheid haben, sobald Sie eingetroffen sind,
und er bat mich, auf Ihr Kommen und Gehen zu achten, desgleichen auf die Leute,
mit denen Sie während Ihres Aufenthalts zu tun haben.«
    »Ist er ein Aktionär dieses
Unternehmens, daß ihm solch ein Spezialservice zuteil wird?« schnarrte ich.
    »Er ist Polizeibeamter«,
antwortete der Empfangschef schlicht. »Es wird immer Gelegenheiten geben, wenn
wir auf einen Gefallen von ihm angewiesen sind.«
    »Was ist denn mit dieser Dame
namens Milne?«
    »Sie ist blond«, erwiderte er
träumerisch. »Und phantastisch gebaut, sie hat Beine wie...«, er schüttelte den
Kopf, »... warten Sie ab, bis Sie sie selber sehen, Mr. Boyd! Sie ist vor ein
paar Stunden aus Los Angeles angekommen.«
    »Das alles könnte ich auch
erfahren, indem ich im Gästebuch nachsehe und sie mir dann anschaue«, knirschte
ich.
    »Da war noch etwas. Sie fragte,
ob schon ein Zimmer für Sie reserviert sei, und dann bat sie mich, ihr eines
genau gegenüber von Ihrem zu geben — gefälliger weise.«
    »Sie müssen Ihre erste Million
an einem einzigen Tag zusammenbekommen! «
    Er lächelte. »Ich gebe gern zu,
daß heute einer meiner Glückstage ist. Sollte sich noch etwas ereignen, was Sie
vielleicht interessieren könnte, werde ich mich melden. Mein Name ist Sam
Brickhouse.«
    »Okay, Sam«, sagte ich.
»Vergessen Sie’s nicht.«
    Er warf den Zimmerschlüssel
einem herumstehenden Boy zu. »Mr. Boyd wohnt in sieben-zwei-acht, Pete.« Dann
lächelte er mich warmherzig an. »Es ist Leuten wie Ihnen zu danken, Mr. Boyd,
daß man noch Freude am Hotel- und Gaststättengewerbe hat!«
    Fünf Minuten später saß ich
allein in meinem Zimmer, bewunderte die Aussicht auf den Strand und versuchte,
nicht darüber nachzudenken, ob Liz Ames’ Leiche in New York schon aufgefunden
worden war. Meine Uhr zeigte zehn nach vier, und in Anbetracht der drei Stunden
Zeitdifferenz war es jetzt in Manhattan früher Abend. Ich mußte etwa zwei
Stunden auf Waylands Anruf warten, und so griff ich zum Telefon und bat die
Hotelvermittlung, mir Miss Milne in 717 zu geben.
    »Jackie Milne«, sagte eine
warme Altstimme nach dem zweiten Klingeln.
    »Danny Boyd«, sagte ich.
    »Ich bin ja so froh, daß Sie da
sind, Mr. Boyd. War der Flug schön?«
    »Ich weiß nicht«, antwortete
ich. »Ich schließe dabei immer fest die Augen.«
    Sie lachte herzhaft.
»Offensichtlich fehlt Ihnen etwas zu trinken. Möchten Sie nicht herüberkommen,
auf ein Gläschen? Mein Zimmer liegt genau gegenüber.«
    »Es hat mich zehn Möpse gekostet,
zu erfahren, wie Sie das arrangiert haben«, sagte ich. »Und wieviel hat Sie das Arrangement gekostet?«
    »Genauso viel«, erwiderte sie
prompt, »und ich hätte es mir gleich denken können, was dieser Empfangsmensch
für ein Gauner ist«.
    »Ich nehme einen Martini sieben
zu eins«, sagte ich.
    »Wird sogleich serviert.«
    Kurz darauf klopfte ich an ihre
Zimmertür, und der volltönende Alt rief mich herein. Die blonde Dame mit dem
Willkommenslächeln im Gesicht entsprach durchaus den Verheißungen des
Empfangschef — und noch mehr! Ihr Haar mit dem erdbeerrötlichen Schimmer war so
kurz geschnitten, daß es sich an die Konturen des Kopfes schmiegte. Leuchtende
saphirblaue Augen saßen über hohen Wangenknochen, und die kühnen Kurven ihrer
Lippen waren ein lebendiger Beweis für ihren
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