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Das Babylon-Virus

Das Babylon-Virus

Titel: Das Babylon-Virus
Autoren: Stephan M. Rother
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Babylonier. Aber…« Er streckte
die Hand aus, nahm seine Tasse entgegen. » Aber «, betonte er. »Vor uns allen zusammen war der alte Herr mit dem Rauschebart, der anscheinend wieder mal sämtliche Hühneraugen zugedrückt hat. Und genau das…« Nachdenklich führte er die Tasse zum Mund. »Genau das ist schwer zu erklären. Wenn wir einmal überlegen: Warum hat der Herrgott die Seuche damals geschickt? Weil die Babylonier einen Turm gebaut haben und Gott spielen wollten. Kann er sich nicht bieten lassen, klar. Also verwirrt er ihre Sprache, zerstreut sie und sagt sich: Nie, nie, nie wieder. Im Verein sind sie fürchterlich, das weiß er genau. Und jetzt, schlappe fünftausend Jahre später, geht die ganze Geschichte von vorne los. Diese sogenannten Menschen haben sich exponenziell vermehrt. Der hiesige Planet ist nicht wiederzuerkennen, und niemand wird behaupten, dass er an Attraktivität gewonnen hätte. Und wieder rotten sie sich zusammen. Sogar die babylonische Seuche und das Heilmittel wollen sie als Waffe einsetzen. Und was tut er, der Herrgott? Er greift nicht ein.«
    »Stoltenbeck hat das Heilmittel aber nicht gekriegt«, warf Rebecca ein. Sie hatte sich auf die Lehne des Bürostuhls gleiten lassen, strich Amadeo versonnen übers Haar, was er sich wohlig gefallen ließ - auch, weil sie die Haare immer wieder sorgfältig über der lichten Stelle platzierte. »Wenn Gott jemanden hat gewähren lassen, dann waren es Amadeo Fanelli und Steffen Görlitz«, erklärte sie. »Und die wollten es nicht als Waffe einsetzen, sondern haben sogar zusammengearbeitet. - Am Schluss jedenfalls.«
    »Meine Rede.« Helmbrecht nickte eifrig. »Sie haben zusammengearbeitet . Genau das, was Gott verhindern wollte - und zum Dank kriegen sie das Heilmittel? Warum sollte der alte Herr das zulassen?«
    Rebecca hob die Schultern. »Die beiden haben nicht nur
an sich gedacht. Sie wollten die Menschheit retten. Vielleicht hat er einfach dazugelernt.«
    »Gelernt?« Ein Hustenanfall schüttelte den Professor. Halt suchend griff er nach seiner Tasse. Seine Nase hatte die Farbe des Feuerlöschers angenommen, der in seinem Rücken neben der Tür hing. »Gott?«
    Nachdenklich sah Amadeo von Helmbrecht zu Rebecca. Gelernt. Da waren die größten Geister aller Zeiten im Spiel gewesen mit ihren kompliziertesten Rätseln. Amadeo war gezwungen gewesen, zu lernen, die Dinge aus unterschiedlichen Blickwinkeln zu betrachten. Und am Ende hatte er sogar lernen müssen, wieder mit Görlitz zusammenzuarbeiten! War es nicht im Grunde die ganze Zeit darum gegangen: zu lernen?
    »Gelernt«, sagte schließlich auch der Professor, schien dem Klang des Wortes nachzulauschen. »Erstaunlich. Aber das wäre eine Möglichkeit.« Nachdenklich betrachtete er Rebecca. »Nein, das ist gar kein dummer Gedanke. - Was denken Sie, mein lieber Amadeo? Ob wir das nicht alles sehr viel einfacher hätten haben können, wenn bei so viel großen Geistern auch ein paar Frauen dabei gewesen wären?«
     
    Amadeo war allein mit Görlitz.
    Helmbrecht hatte sich verabschiedet, als Gianna den Besucher angekündigt hatte. Rebecca brachte ihn gerade ins Hotel. Vermutlich besser, dass die beiden Männer sich nicht sahen. Selbst wenn das Gespräch nicht auf die Filtertüten gekommen wäre.
    »Unterschreiben?« Steffen Görlitz starrte auf den Vertragsentwurf. » Das? «
    Amadeo schluckte.
    »Ich…« Er suchte nach Worten. »Ich wollte dir irgendwie danken.«

    Görlitz starrte ihn an. » Danken?« Das Wort klang entschieden unappetitlich, wie er es aussprach.
    Amadeo biss sich auf die Zunge. Irgendwas musste sein ehemaliger Kollege falsch verstanden haben. Dachte Görlitz, er wollte ihm ein Almosen anbieten?
    »Du weißt, dass ich gerade einen wichtigen Mitarbeiter verloren habe«, sagte Amadeo vorsichtig.
    Das waren jedenfalls die falschen Worte.
    Görlitz’ Blick schien ihn zu durchbohren. »Ich hörte schon davon. Dein Botenjunge hat sich entschlossen, in Afghanistan zu bleiben.«
    »Fabio Niccolosi hat sich entschlosen, meine … äh … Schwägerin bei einem Projekt zu unterstützen, das die Arbeit der internationalen Hilfsorganisationen in Masar-e Sharif koordinieren soll. Sie dürften ziemlich einmalige Kontakte zur einheimischen Bevölkerung haben.«
    »Es geht ihr also wieder gut?«, brummte Görlitz.
    Amadeo nickte. »Oberst … ich meine: Generaloberst Merthes kann jede Hilfe gebrauchen nach allem, was geschehen ist. Doch offenbar wirken unsere Freunde in den Bergen
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