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Das Auge des Sehers (German Edition)

Das Auge des Sehers (German Edition)

Titel: Das Auge des Sehers (German Edition)
Autoren: Anne Gold
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Tageslicht.»
    Ferrari stolperte über einen Stuhl, rempelte einen Kameramann und schlug sich zu guter Letzt den Kopf am Türrahmen an. Warum immer ich?
    «Wo waren wir gleich?»
    «Bei Schweglers Finanzen.»
    «Genau. Einmal sagte er, dass ihm bei der ganzen Sache nicht wohl sei. Er sprach von abseilen und befreien, weil wir beide voll an Arians Tropf hängen. Thuri hatte früher mehrere Klienten, doch in der Zwischenzeit arbeitet er praktisch rund um die Uhr für die Nostramo GmbH und für Kunden aus deren engem Umfeld. Er meinte, wenn Arian den Bettel hinschmeisst, seien wir geliefert. Was sich jetzt ganz offensichtlich bewahrheitet.»
    «Wie würden Sie ihn charakterisieren?»
    «Loyal, Buchhaltertyp, auf Sicherheit bedacht, ängstlich.» Sie musste lachen. «Thuri ist bestimmt kein armer Schlucker und trotzdem plagen ihn immer wieder existenzielle Ängste. In solchen Momenten stellt er sein Vermögen zusammen, rechnet aus, wie lange er davon leben könnte, stellt fest, dass es nicht bis ans Lebensende reicht und verfällt in eine Depression. Eine Woche später ist die Welt dann wieder in Ordnung.»
    Es klopfte.
    «Herein.»
    Hans Obrist schaute hinein.
    «Entschuldigung …»
    «Kommen Sie herein, Herr Obrist.»
    «Ich wollte nur sagen, dass alles wieder funktioniert. Die zusätzlichen Scheinwerfer belasten das System. Wenn Sie sicher sein wollen, dass es heute Abend keinen Kurzschluss gibt, müsste ich eine neue Sicherung anschliessen.»
    «Nur keine Katastrophen heute. Wie lange brauchen Sie dafür?»
    «Etwa zwei Stunden. Wenn Sie mir das Okay geben, legen wir gleich los.»
    «Und die Kosten?»
    «Nicht die Welt. Ich denke, so um die fünf- bis sechshundert Franken.»
    «Was solls. Gehen Sie an die Arbeit. Ich will heute kein Risiko eingehen.»
    Obrist kratzte sich am Ohr.
    «Ähm … ich bin froh, dass ich Sie hier treffe», wandte sich der Elektriker an Ferrari. «Ich wollte nämlich noch mit Ihnen reden. Dass ich Josef bei Ihnen angeschwärzt habe, ist mir ziemlich peinlich.»
    «Das war nur die Wahrheit.»
    «Schon. Aber inzwischen hat sich die Lage etwas verändert.»
    «Inwiefern?»
    «Josef sieht ein, dass er Mist gebaut hat. Er will für den entstandenen Schaden aufkommen.»
    «Wunschträume, Herr Obrist. Leider. Er kommt nur dann für den Schaden auf, wenn es ihm gelingt, die Bank Heimburg in die Pflicht zu nehmen.»
    «Das verstehe ich nicht.»
    «Er prozessiert gegen die Bank. Gewinnt er, wird er Ihnen Ihr Geld vielleicht zurückgeben. Verliert er, war alles nur eine Traum.»
    Obrist schüttelte den Kopf.
    «Dieser hinterhältige Dreckskerl. Uns verspricht er, dass wir das Geld kriegen, sobald er aus dem Spital entlassen wird. Und jetzt das. Ich falle immer wieder auf ihn rein. Der Josef ist und bleibt ein hinterhältiger Hund … Ich mache mich dann mal an die Arbeit.»
    «Dieser Mangold ist schon ein mieser Typ. Thuri hielt auch nicht viel von ihm. Er bat mich, ihn ja nicht mehr zu berücksichtigen.»
    Ferrari trommelte auf dem Tisch herum.
    «Woher kommt der plötzliche Reichtum?»
    «Alles Bluff.»
    «Das glaube ich nicht, Nadine. Wie war das doch noch? Ein Mangold geht nicht unter. Ich werde es euch allen zeigen. Komm Nadine, wir fahren ins Spital.»
    Mangold sass gut gelaunt vor dem Fernseher.
    «Gar nicht so schlecht hier. Das Essen ist gut, die Schwestern sind freundlich, wenn auch nicht alle hübsch, nur die Gesellschaft lässt zu wünschen übrig.»
    «Schön, dass Sie gut gelaunt sind. Dann können Sie uns sicher einige Fragen beantworten.»
    «Mal schauen.»
    «Woher stammt Ihr neuer Reichtum?»
    «Ich weiss nicht, wovon Sie sprechen.»
    «Sie wollen den Kumpels Ihre Schulden zurückzahlen, sobald Sie aus dem Spital entlassen werden.»
    «Sie pokern wohl nie, was? Das ist reine Hinhaltetaktik.»
    Ferrari setzte sich zu Mangold an den Tisch.
    «Zu dumm, dass Sie kein Pokerspieler sind, Mangold. Aber ein gewitzter Hund, der genau weiss, wo es etwas abzukassieren gibt. Als wir uns das letzte Mal trafen, sagten Sie wortwörtlich, dass Sie es allen zeigen werden. Das war kein Bluff. Jetzt gibt es zwei Möglichkeiten. Entweder Sie erzählen uns, was Sie wissen …»
    «Oder?»
    «Wir verhaften Sie wegen Beihilfe zum Mord an Arian und Jason.»
    Mangold nickte. Die Vorstellung eines Gefängnisaufenthalts schien ihn nicht gerade zu begeistern.
    «Was solls! Ich muss mir nichts vorwerfen. Das Geld … es stammt von Andrea Grossen.»
    «Hören Sie doch mit Ihren Lügengeschichten auf, Mann.
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