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Das Auge des Sehers (German Edition)

Das Auge des Sehers (German Edition)

Titel: Das Auge des Sehers (German Edition)
Autoren: Anne Gold
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wirklich raffiniert eingefädelt.»
    Der Arzt fuhr vor.
    «Bist du wieder mal ausgerastet, Francesco? Hattest du mir nicht versprochen, dass so etwas nie mehr vorkommt?»
    «Ja, ja, schon gut, Leo. Das ist meine Kollegin Nadine Kupfer.»
    «Freut mich. Leo Rappold, Arzt im Kantonsspital. Es ist wohl am besten, wenn ich ihn zur Untersuchung mitnehme. Du hast ihm wahrscheinlich die Kniescheibe zerschlagen.»
    «Hm.»
    Ferrari und der Arzt schleppten den betrunkenen Mangold zum Auto.
    «Danke, dass du vorbeigekommen bist.»
    «Keine Ursache. Und denk dran, mit Gewalt löst man keine Probleme.»
    Rappold verabschiedete sich und fuhr mit Mangold davon.
    «Armes Schwein.»
    «Von wegen. Das hat sich der Kerl alles selbst zuzuschreiben. Und dann die grossen Sprüche. Euch zeig ichs allen. Ich bezahle alle Schulden zurück, mit Zinsen und Zinseszinsen. Schrecklich.»
    Nadine küsste Ferrari auf die Wange.
    «Womit habe ich den verdient?»
    «Du hast wieder einmal eine schwache Frau vor einem Monster gerettet – du, mein getreuer Herzkönig. Soll ich dich noch ins Büro fahren? Dann muss ich aber los.»
    «Wie meinst du das?»
    «Hallo! Schon vergessen?»
    «Was vergessen?»
    «Paps wird heute sechzig. Das habe ich dir doch gesagt.»
    Jetzt fiel es Ferrari wieder ein. Nadine hatte den Nachmittag freigenommen, weil sie ihren Vater mit einem Blitzbesuch in Bern überraschen wollte.
    «Ja, klar. Ich nehm das Tram. Grüss ihn von mir und herzliche Gratulation.»
    Zurück im Büro mischte der Kommissär Jasons Karten. So schnell kann es gehen. Gestern noch legte er seine Patience, jetzt liegt er im Leichenschauhaus. Von einem Moment auf den anderen kann sich alles ändern. Apropos ändern, ich muss mich unbedingt mehr in den Griff bekommen. Zuerst verprügle ich diesen Im Obersteg, jetzt Mangold.
    «Keine gute Konstellation!»
    Staatsanwalt Borer tippte auf die Karten.
    «Zwei Könige buhlen um eine Dame. Ich würde es ja noch begreifen, wenn sich zwei Damen um einen König rangeln würden, wobei die Bezeichnung König ist hier sicher fehl am Platz. Wo ist eigentlich ihr … ihre Assistentin?»
    «In Bern bei ihrem Vater.»
    «Ist er krank?»
    «Es geht ihm blendend. Er feiert heute seinen sechzigsten Geburtstag.»
    «Tja, das waren noch Zeiten.»
    «Als Sie sechzig wurden?»
    «Sehr witzig. Das dauert noch ein Weilchen. Ich wollte damit nur sagen, das waren noch Zeiten, als Sie Ihre Fälle allein lösten. Jetzt sitzen Sie da, legen Patiencen und warten auf die Rückkehr von Frau Kupfer. Von Alleingang scheint keine Rede mehr zu sein. Da können Sie doch gleich Feierabend machen.»
    Ferrari schob den Kartenstapel zusammen.
    «Eine gute Idee!»
    Borer sah ihn fragend an.
    «Für heute ist Schluss. Ich bin gestern beziehungsweise heute erst um zwei ins Bett gekommen. Schlafen konnte ich auch nicht. Jetzt brummt mein Schädel und Nadine ist in Bern. Da ich ohne meine Kollegin auf verlorenem Posten stehe, wie Sie treffsicher erkannten, gehe ich heim. Ich wünsche Ihnen einen schönen Tag, Herr Staatsanwalt.»
    Ferrari drängte sich am verdutzten Borer vorbei und schloss hinter sich die Tür. Eine Dreiviertelstunde später spazierte er gemächlich von der Endstation des Dreiers durch den Hardwald. Das kann kein Zufall sein! Ich denke über den Fall nach und lege gedankenversunken Jasons Karten aus. Und was zeigt das Blatt? Zwei Könige und eine Dame. Deutlicher geht es nicht mehr. Yvo ist hinter meiner Monika her. Sollte es schiefgehen, hält er sich zum Trost Nadine warm. Nicht gerade die feine Tour. Ferrari setzte sich im Wald auf eine Bank. Sein Puls raste. Und was wird aus mir? Nur keine Panik, es gehören immer zwei dazu, versuchte er sich zu beruhigen. Monika liebt mich und ich sie. Nur das zählt. Genau.
    Monika war nicht zu Hause. Richtig, sie vertritt die Geschäftsführerin einer ihrer Apotheken. Der Kommissär öffnete eine Flasche Wein, setzte sich vor den Fernseher und zappte durchs Programm. Nichts Passendes, nur Kindersendungen und idiotische Talkshows. Bei einer blieb er hängen. Ein spindeldürrer Mann hatte seine ebenfalls skelettartige Frau verlassen. Obwohl sie für ihn sagenhafte sechzig Kilo abgenommen hatte, war die Ehe gescheitert. Nach einer Werbepause löste sich das Rätsel auf. Der Mann stellte dem Publikum seine neue Freundin vor, eine stattliche Person mit über hundert Kilo. Und allen war klar, er wäre noch immer mit seiner grossen Liebe zusammen, wenn die sich nicht halb tot gehungert hätte. Ferrari
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