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Das Attentat

Das Attentat

Titel: Das Attentat
Autoren: Carter Brown
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welche sie um elf Uhr
dreißig in jener Nacht in dem Drugstore gekauft hat, der die ganze Nacht offen
ist«, sagte ich. »Ich habe sie unausgepackt in ihrer
Kommode gefunden.«
    »Wie nett«, sagte Greta
verwirrt.
    »Ist dir klar, wie
bedeutungsvoll das ist?« sagte ich laut. »Um das Päckchen in ihre
Kommodenschublade zu stecken, muß sie offensichtlich zuerst nach Hause gegangen
sein. Das bedeutet, daß Lois gelogen hat, als sie sagte, Lily sei in den
Drugstore an der Ecke gegangen und dann verschwunden. Lily muß in die Wohnung
zurückgekehrt sein, die Tabletten dort gelassen haben und dann wieder
weggegangen sein.«
    »Und was schließt du also
daraus, mein wundervoller Detektiv?« fragte Greta in dramatischem Ton, das
Spiel aufgreifend.
    »Daß Lois mit ihrer Schwester
zusammen ein Komplott gegen Grossman geschmiedet hat«, sagte ich. »Das würde
auch erklären, warum beide gelogen haben — Lois, was das Verschwinden ihrer
Schwester anbetrifft, und Lily, als sie behauptete, daß sie von der Straße weg
entführt worden und als Gefangene in Grossmans Haus festgehalten worden sei.«
    »Du faszinierst mich, Al«,
sagte sie atemlos. »Ich wußte nicht, daß du überhaupt denken kannst — und nun
tust du das auch noch laut!«
    »Wenn also die Schwestern Teal gelogen haben«, knurrte ich, »so ergibt sich daraus,
daß Grossman und Walker die Wahrheit gesagt haben. Walker machte in Grossmans
Auftrag Lily den Vorschlag, zu ihm zu kommen; und sie ging darauf ein, knüpfte
aber die eine merkwürdige Bedingung daran, sie spät in der Nacht vor dem
Drugstore abzuholen.«
    Ich zündete mir eine Zigarette
an und fuhr fort: »Grossman war scharf auf Mädchen, aber nicht so scharf, daß
er das Risiko einer ungesetzlichen Handlung eingegangen wäre, die sich hätte
als Bumerang erweisen können.«
    »Jetzt komme ich nicht mehr mit,
Al«, sagte Greta betrübt. »Aber wenn ich dich auch nur halbwegs richtig
verstanden habe: Du glaubst also, daß Grossman gar nichts mit den Morden zu tun
gehabt hat?«
    »Ganz recht«, bestätigte ich.
    »Die Mädchen haben weder
einander umgebracht noch Selbstmord begangen«, sagte sie. »Ich verstehe schon
wieder nichts.«
    »Überlege einmal, was für eine
verführerische Beute Grossman für einen ehrgeizigen Erpresser sein mußte«,
sagte ich langsam. »Enorm reich — und mit einer Schwäche für Frauen behaftet.
Aber zugleich ein Mann, der hinsichtlich dieser Schwäche äußerst behutsam
zuwege ging. Für einen Erpresser mußte er eine förmliche Herausforderung zu dem
Versuch darstellen, ihn zum Begehen eines Fehlers zu bewegen. Früher oder
später mußte ein Erpresser auftauchen, der ausreichend gerissen war, um eine
Möglichkeit zu sehen.
    Man brauchte zwei Mädchen —
wenn es sich um Schwestern handelte, um so besser.
Eine von den beiden sorgt dafür, daß sie Walker auffällt. Vielleicht vertraut
sie ihm sogar atemlos an, daß der größte Ehrgeiz ihres Lebens sei, einen der
Räume in Grossmans Haus zu zieren. Also wird der Handel abgeschlossen, und sie
verschwindet. Als erstes meldet die liebende Schwester Lois sie am nächsten
Morgen bei der Polizei als vermißt .
    Nun hat der Erpresser also alles
eingefädelt. Die Polizei interessiert sich für Lily, weil ihre Schwester
behauptet, sie sei plötzlich verschwunden. Wenn nötig, wird Lily schwören, sie
sei entführt und mit Gewalt in Grossmans Haus festgehalten worden. Und Grossman
muß zahlen, sonst... Aber Grossman legt die beiden herein — über seine direkte
Verbindung zum Distriktsstaatsanwalt erfährt er von
der Vermißtmeldung , und so weist er den Staatsanwalt
an, die Sache niederzuschlagen. Was natürlich Pech für den Erpresser ist.
    Inzwischen fange ich mit neuen
Ermittlungen an und erfahre einige Tatsachen. Der Erpresser fürchtet, ich
könnte der Wahrheit zu nahe kommen, und so befiehlt er Lois, die gespielte
Vergewaltigungsszene zu arrangieren, um mich loszuwerden.«
    »Also hat Lois gelogen, als sie
dir erzählte, Walker habe sie überredet, das zu tun?« fragte Greta mit
aufgerissenen Augen.
    »Ebenso wie Lily gelogen hat,
als sie mir erzählte, auf welche Weise sie entführt worden war«, sagte ich. »Als
dem Erpresser klar wurde, daß ich Lily gerettet hatte, stand er vor einem
schrecklichen Problem — in dem Augenblick, in dem Grossman beweisen konnte, daß
das Mädchen gelogen hatte, würde sie natürlich zusammenbrechen und unter Druck
die Wahrheit sagen. Er verhinderte das auf die einzige Weise, die ihm
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