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Das Attentat

Das Attentat

Titel: Das Attentat
Autoren: Carter Brown
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ab.
    Nun, ein vielversprechender
Start, um in der Stadt aufzuräumen, dachte ich und wich durch die Tür zurück
ins Gerichtsgebäude, so daß mich niemand bemerken und der Pflichtvergessenheit
oder eines ähnlichen Quatschs beschuldigen konnte. Woher sollte ich wissen, ob
ich offiziell wieder im Departement eingesetzt war oder nicht? Also ließ ich
meinen langsamen Reaktionen freien Lauf.
    Ich prallte auf einen Mann, der
zusammen mit einer donnernden Herde anderer den Korridor vom Gerichtssaal her
entlangkam, und es war Bryan.
    »Ist die Sitzung geschlossen?«
fragte ich vergnügt.
    »Ja, aber was...?«
    »Ich werde Ihnen alles
erzählen, kommen Sie«, sagte ich und schob ihn in Windeseile aus einem
Seitenausgang, bevor er wußte, wie ihm geschah. Wir landeten hinter der ersten
Ecke neben dem Haupteingang, an einer Straße, die eine Abkürzung zu Ernie’s Bar and Grill bildete.
    »Nun hören Sie zu, Wheeler...«,
sagte Bryan.
    »Ich werde Ihnen alles
mitteilen«, unterbrach ich ihn. »In aller Kürze — Walker geriet in Streit mit
seinem Boss, erschoß erst ihn auf der Treppe zum
Gerichtsgebäude und dann sich selber.«
    »Um Himmels willen!«
    »Fühlen Sie sich etwa jetzt wie
ein Mörder?« sagte ich freundlich.
    »Um Himmels willen!«
wiederholte er.
    Ich warf ihm einen scharfen
Blick zu. Es hatte ihn wirklich erwischt. »Was Sie brauchen, ist ein Drink, Mr. Distriktsstaatsanwalt «, sagte ich. »Und dann können Sie mir alles mitteilen.«
    »Stellvertretender
Staatsanwalt«, murmelte er.
    »Nicht mehr lange, Freund. Der Distriktsstaatsanwalt ist dort drinnen auf dem Rost
gebraten worden. Nicht wahr? Die Beute gehört dem Sieger.«
    Bryan schwieg, und gleich
darauf traten wir bei Ernie’s ein.
Ich gab dem Barkeeper beim Vorübergehen ein Zeichen, und wir ließen uns in
einer der rückwärtigen Nischen nieder.
    »Erzählen Sie mir das Ganze
noch einmal«, sagte Bryan, als die vollen Whiskygläser vor uns standen.
    »Von Grossman und Walker?
Walker schrie irgend etwas wie, er sei den Wölfen zum
Fraß vorgeworfen worden.«
    »Alles, was ich getan habe,
war, ihm einiges aus Grossmans Zeugenaussage ins Gesicht zu werfen«, sagte
Bryan. »Aber er konnte kaum
erwarten, daß ihm das zusagen würde.«
    »Wie wäre es, wenn Sie mir die
ganze Geschichte erzählten, Bryan? Beginnen wir bei gestern früh«, schlug ich
vor — der Augenblick mußte genutzt werden.
    Aber Bryan teilte meine
Empfindungen nicht. Er spielte den schwer zu Erweichenden und weigerte sich,
bis wir uns den doppelten Scotchs zuwandten, und dann bekam ich ohne auch nur
andeutungsweise Erpressungsmanöver alles aus ihm heraus. Wie ich schon sagte,
wußte ich ziemlich genau, was sich im Gerichtssaal abgespielt hatte, aber ich
wollte noch gern über ein oder zwei Einzelheiten Bescheid wissen.
    Sich immer wieder einschenkend,
begann er, auf konfuse Weise zu berichten, während ich mich hin und wieder
selber am Ellbogen festhielt, um zu verhindern, dasselbe zu tun. Bryan hatte
Walkers Inneres gründlich ausgeleuchtet und warf mit Worten wie »Kuppler« und
»Mädchenhändler« um sich. Ein Mann, der Grossman zu dessen »perversem
erotischem Vergnügen« junge Mädchen »zugetrieben« habe. Er, Bryan, hatte ihn
mit seiner Verachtung überschüttet und ihn keinen Augenblick lang im Zweifel
über Grossmans eigene Verachtung für seinen Sekretär im Zweifel gelassen, die
anscheinend überdimensional gewesen war und die Walker als unerwarteter Schock
traf. Noch bevor Bryan fertig gewesen war, hatte er aufs wirkungsvollste die
Traumwelt eines scheuen, physisch schwächlichen Muttersöhnchens erschüttert und
ihn gezwungen, einen eindringlichen Blick auf den Wurm zu werfen, der aus ihm
geworden war. Walker war schließlich zusammengebrochen, Bryan hatte ihn
entlassen, und er war aus dem Sitzungssaal gegangen und hatte sich draußen in
meiner Nähe auf dem Korridor herumgetrieben, bis Grossman herausgekommen war
und der Wurm Gelegenheit gefunden hatte, sich zu krümmen. Und nun war sowohl
Grossman als auch Walker tot.
    Kurz vor der Schießerei war
Grossman ein zweites Mal in den Sitzungssaal gerufen worden, um sich zu den
Aussagen einiger anderer, inzwischen vernommener Zeugen zu äußern. Inmitten
seiner Aussage war er plötzlich aufgestanden und hatte gesagt, er sei nicht
gewillt, noch mehr von diesem Unsinn zu ertragen, er erkenne die Autorität der
Grand Jury nicht länger an; seine Angelegenheiten gingen ausschließlich ihn
selber an, und Bryan und die Jury
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