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Das Atmen der Bestie (German Edition)

Das Atmen der Bestie (German Edition)

Titel: Das Atmen der Bestie (German Edition)
Autoren: Graham Masterton
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wickelte Janes nackten Körper unbeholfen darin ein. Dann trug ich sie durch das Gartentor, vorbei an den Polizisten, SWAT-Männern und Zuschauern, zum gelben Pinto, der auf der anderen Straßenseite parkte. Die Schlüssel steckten noch im Zündschloss. Ich legte Jane auf den Rücksitz, stieg ein und startete den Wagen.
    Ich warf einen letzten Blick auf das Haus 1551. Es schien jetzt ruhig zu sein, eine zusammengefallene Ruine. Aber die grauen Vögel kreisten immer noch darüber und als ich langsam anfuhr, sah ich ein schwaches rötliches Licht durch die dunklen Staubwolken dringen, die noch immer aus dem zusammengesackten Dach aufstiegen.
    Dann, inmitten der finsteren Luft, monströs und erschreckend, sah ich den wölfischen Umriss von Coyote. Sein Gesicht war zu einem erbarmungslosen Grinsen verzogen – es war dasselbe Gesicht, das ich auf dem Türklopfer gesehen hatte, nur jetzt vielfach zu einem Albtraum vergrößert. Der Dämon war eingehüllt in einen Wirbel aus Vögeln und Dunkelheit und der Boden erzitterte und krachte unter seiner bösartigen Macht.
    Die Straße hallte plötzlich wider vom Klang rennender Füße. Die Menschen liefen in Richtung Mission Street, fort von der düsteren Erscheinung, die über dem Haus in Pilarcitos zu erkennen war. Sie kreischten und schrien und zogen ihre Kinder mit sich. Sogar die Polizisten und SWAT-Leute rannten davon.
    Ich gab Gas und fuhr los, so schnell es ging.
    Ich fuhr über die Mission Street in nördlicher Richtung, zur Van Ness und in Richtung Brücke. Ich hatte keine Idee, was ich überhaupt tun konnte, um Coyote davon abzuhalten, Big Monsters Haar an sich zu nehmen, oder wie ich mit ihm verhandeln könnte, aber George Thousand Names hatte gesagt, dass ich das tun sollte, also musste ich es zumindest versuchen. Mein Herz raste und ich atmete heftig wie ein Olympialäufer, und die ganze Zeit zwang ich mich, bloß nicht zurückzuschauen.
    Mission Street erschien an diesem Tag völlig normal, sodass ich kaum glauben konnte, dass ein Wesen, schlimmer als der Teufel selbst, hinter mir her war. Leute kauften ein, gingen spazieren, aßen, lachten, und ich fuhr verzweifelt nordwärts zur Golden Gate – ich wusste nicht einmal, ob ich die nächsten Minuten überleben würde.
    Die Golden Gate war jetzt noch dichter von Nebel umhüllt. Ihre hohen Umrisse wirkten wie spinnennetzähnliche Schatten. Die Autos, die sie überquerten, hatten die Scheinwerfer eingeschaltet. Als ich näher kam, kurbelte ich die Seitenscheibe etwas herab und roch den leicht pfeffrigen, schweren Nebel. Einige Schiffe, die langsam durch die Bay hinaus aufs Meer fuhren, ließen ihre Hörner warnend aufstöhnen. Dicht vor der Brücke, in der Lombard Street, wurde der Nebel noch dichter, und obwohl ich in Panik war, musste ich abbremsen und hinter einer Autoschlange herkriechen.
    Ich schaute Jane kurz an. Sie lag noch immer bewegungslos auf dem Rücksitz. Ich sprach ein weiteres Gebet für George Thousand Names – er durfte nicht sterben; außerdem würde dann die Bärenfrau wieder erwachen. Ich hatte absolut keine Lust, mit einem übernatürlichen Grizzly im Innenraum eines Ford Pinto zu kämpfen.
    Plötzlich stoppte der Wagen vor mir. Ich hupte mehrmals, aber er blieb stehen. Ich öffnete die Tür und stieg alarmiert aus und sah, was los war. Zwei Polizisten hatten den Verkehr angehalten. Sie standen auf der Straße und deuteten nach oben. Ich rannte zu ihnen, ließ Jane alleine im Auto zurück.
    »Was ist das Problem?«, frage ich. Ich versuchte ganz normal zu klingen, doch ich vermute, dass meine Stimme ziemlich schrill war.
    »Da oben gibt es eine Störung. Irgendeine Beschädigung der Konstruktion. Sehen Sie das?«
    Ich spähte hinauf in den Nebel. Die Polizisten hatten recht. Die Aufhängeseile der Brücke schwangen alarmierend von einer Seite zur anderen. Und irgendwie schienen sie mit etwas verkrustet zu sein. Als ich genauer hinsah, erkannte ich, was es war. Die Vögel. Die Graue Traurigkeit. Coyote war vor mir hier gewesen und zog jetzt Big Monsters Haar aus den Drahtseilen.
    »Das ist wirklich eigenartig«, sagte einer der Cops. »Sehen Sie das? Da oben? Sieht das nicht aus wie etwas Finsteres, oder etwa nicht?«
    Er merkte mehr, als ihm klar war. Die Finsternis, die um die Pfeiler der Brücke wallte wie ein Stück Nacht, war die Substanz Coyotes. Er hatte seine schattige, amorphe Form angenommen, die Form, mit der er inmitten von Sandstürmen die Wüste durchquerte und mit den heißen
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