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Das Atmen der Bestie (German Edition)

Das Atmen der Bestie (German Edition)

Titel: Das Atmen der Bestie (German Edition)
Autoren: Graham Masterton
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vielleicht austreiben?«
    »Ich befürchte, nein«, antwortete Dan. »Dazu müsste man das Haus abreißen. Was Sie hören, ist mit der Struktur des Hauses selbst verbunden.«
    Ich hüstelte und sagte höflich: »Ich fürchte, da gibt es einen Ratsbeschluss gegen den Abriss dieser alten Häuser. Sie gehören zu Unterabschnitt 8.«
    Seymour Wallis sah sehr müde aus. »Wissen Sie«, sagte er, »seit Jahren schon wollte ich eines dieser Häuser besitzen. Ich ging immer wieder hier vorbei und bewunderte ihr Alter, ihren Charakter und ihren Stil. Schließlich gelang es mir, eines zu ergattern. Dieses Haus bedeutet mir unsagbar viel. Es stellt für mich alles dar, was ich in meinem Leben versucht habe, um die alten Normen gegen die leichte, falsche, betrügerische, moderne Welt zu bewahren. Schauen Sie sich um! Hier gibt es kein Stück Formica, kein Gramm Plastik oder eine Spur von Glaswolle. Der Fries um die Decke ist aus echtem Gips, diese Bodenbretter stammen von einem alten Segelschiff. Schauen Sie, wie breit sie sind. Dann sehen Sie sich die Türen an. Sie sind solide und hängen richtig. Die Scharniere sind aus Messing.«
    Er hob den Kopf, und als er sprach, klang seine Stimme sehr gerührt.
    »Dieses Haus gehört mir. Und wenn ein Geist oder ein Geräusch in ihm ist, dann will ich es heraushaben. Ich bin der Herr hier. Bei Gott, ich werde es mit jeder übernatürlichen Kraft aufnehmen, denn es ist mein gutes Recht.«
    »Ich möchte nicht den Eindruck erwecken, dass ich Ihnen nicht glaube«, sagte ich, »denn ich bin sicher, dass Sie das, was Sie uns erzählt haben, wirklich gehört haben. Aber glauben Sie nicht, dass Sie vielleicht einfach überarbeitet sind? Vielleicht sind Sie nur müde.«
    Seymour Wallis nickte. »Ich bin müde, das stimmt. Aber ich bin nicht so müde, dass ich nicht um das kämpfen würde, was mir gehört.«
    Dan sah sich im Raum um. »Vielleicht könnten Sie mit diesem Atmen eine Einigung treffen. Irgendeinen Kompromiss schließen.«
    »Das verstehe ich nicht.«
    »Also, ich weiß nicht, ob ich es selbst verstehe. Aber es gibt viele Spiritisten, die zu glauben scheinen, dass man mit den Geistern einen Pakt schließen kann, damit sie einen in Ruhe lassen. Ich meine, der Grund, warum es an einem Ort spukt, könnte einfach darin liegen, dass der Geist nicht frei ist, dahin zu gehen, wohin Geister eben verschwinden. Vielleicht versucht dieser atmende Geist, Sie dazu zu bringen, ihm bei etwas zu helfen. Ich weiß nicht. Es ist nur so ein Gedanke. Vielleicht sollten Sie einen Versuch unternehmen und mit ihm reden.«
    Ich hob eine Augenbraue.
    »Was schlagen Sie denn vor, was ich sagen soll?«, fragte Wallis vorsichtig.
    »Seien Sie einfach geradeheraus. Fragen Sie, was er will.«
    »Oh, jetzt hör aber auf, Dan«, fuhr ich dazwischen. »Das ist lächerlich.«
    »Nein, das ist es nicht. Wenn Mr. Wallis das Atmen hören kann, dann kann das, was immer da atmet, ihn vielleicht auch hören.«
    »Wir wissen überhaupt noch nicht, ob das Atmen wirklich existiert.«
    »Aber angenommen, es atmet etwas.«
    Wallis erhob sich. »Ich vermute, dass ich Sie nur überzeugen kann, wenn Sie es selber hören. Warum trinken wir nicht ein Glas Scotch? Dann setzen wir uns eine halbe Stunde hierhin, falls Sie die Zeit haben, und lauschen.«
    »Ja, das würde ich gern«, sagte Dan.
    Wallis schlurfte aus dem Zimmer und kam nach einem kurzen Augenblick mit zwei Holzstühlen zurück. Wir setzten uns, steif und unbequem, während er wieder davonschlurfte, um die Flasche zu holen.
    Ich beschnüffelte die stickige Luft. Es war heiß und muffig in dieser kleinen Bibliothek und ich wünschte mich jetzt zurück in mein Büro, ein kaltes Bier trinkend.
    Dan rieb sich kribbelig die Hände. »Das wird noch ganz aufregend.«
    »Glaubst du, dass wir es hören werden?«
    »Sicher werden wir es hören. Ich sagte dir doch: Ich glaube an solche Sachen. Einmal schon hätte ich fast einen Geist gesehen.«
    »Du hast ihn fast gesehen? Was soll denn das heißen?«
    »Ich wohnte mal in einem alten Hotel in Denver und ging eines Nachts gerade in mein Zimmer zurück, als ich sah, wie das Zimmermädchen dort herauskam. Ich steckte meinen Schlüssel ins Schloss und es fragte mich: »Sind Sie sicher, dass Sie ins richtige Zimmer wollen, Sir? Da drinnen nimmt ein Gentleman gerade ein Bad.« Nun, ich überprüfte meine Schlüsselnummer und es war das richtige Zimmer, also ging ich hinein. Das Mädchen kam mit, um nachzusehen, und als ich ins Badezimmer
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