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Das Antlitz der Ehre: Roman (German Edition)

Das Antlitz der Ehre: Roman (German Edition)

Titel: Das Antlitz der Ehre: Roman (German Edition)
Autoren: Ulrike Schweikert
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war.
    »Stört er sich an meiner unehelichen Geburt?« Sie blickte Albrecht provozierend an. Er blieb stumm.
    »Davon wusste er, seit er mich als Kind das erste Mal sah, und dennoch hatte er früher nichts dagegen einzuwenden, dass ich die Tochter des Bischofs bin.«
    »Das schon. Nun ist die Lage jedoch eine andere«, sagte er schwach.
    »Du meinst, jetzt, nachdem mein Vater seiner Regierungsgeschäfte enthoben und in die Verbannung geschickt wurde, bin ich keine geeignete Gattin mehr für seinen Sohn, weil Bischof von Brunn nun kein Geld und keine Macht mehr an die Mitglieder seiner Familie und Verbündeten vergeben kann, nicht wahr? Denn darin war er stets mehr als großzügig. Ja, ich erinnere mich, das war einer der Vorwürfe, weswegen das Domkapitel ihn absetzte. Aber das war es auch, was mich in den Augen deines Vaters – trotz des Makels meiner Geburt – als geeignete Braut erscheinen ließ. Ich verstehe. Dieser Vorteil ist nun geschwunden, und nur der Makel ist geblieben.«
    »Sprich nicht so«, bat Albrecht und griff nach ihren Händen, doch sie entzog sie ihm und wich zurück.
    »Ist es nicht wahr?«
    Er wand sich, nickte dann aber kleinlaut. »Ja, doch du darfst nicht denken, dass ich seine Ansichten teile. Mir ist es gleich, ob eine Ehe mit dir meiner Familie Vorteile bringt oder nicht. Nur du bist mir wichtig! Ich brauche weder das Geld noch die Pfründe, die dein Vater verteilen konnte«, fügte er leidenschaftlich hinzu.
    Nun war es Elisabeth, die nach seinen Händen griff. »Ich glaube dir. Aber so einfach ist es nicht. Wie stellst du dir das vor? Willst du mich gegen den Willen deines Vaters und ohne sein Wissen heiraten und darauf hoffen, dass er dir irgendwann vergibt? Wovon sollen wir leben, wenn du in Ungnade fällst? Wie du weißt, habe ich keine üppige Mitgift mehr zu erwarten!«
    Ein trotziger Zug trat in seine Miene. »Mein Bruder steht noch immer hinter mir. Er hat nichts dagegen, wenn ich dich heirate, und wird mich in sein Gefolge nehmen. Jetzt ist er erst Pfleger des Stifts, aber wenn der Bischof endlich…« Er
hielt inne und setzte neu an. »Ich meine, später, wenn vom Kapitel ein neuer Bischof gewählt wird, dann werden sie ihn in das hohe Amt berufen, so steht es im Vertrag. Dann haben wir keine Sorgen mehr, ganz gleich, was mein Vater dazu sagt. Mein Bruder Johann wird unser Schirm und Schutz sein. Dafür stehe ich mit meinem Schwert an seiner Seite. Ich denke, er wird uns dann auch einige Räume hier auf der Festung zur Verfügung stellen, sodass du in dein Heim zurückkehren kannst – wenn auch sicher nicht in die Gemächer deiner Kindheit«, fügte er rasch noch hinzu. Er wagte es, ihr Gesicht zwischen seine Hände zu nehmen und ihre Stirn zu küssen. Seine Stimme klang zärtlich.
    »Mach dir keine Sorgen. Es wir alles gut. Deine Geburt ist nicht deine Schande. Sie ist die deines Vaters und deiner Mutter, die als eheliche Ratsherrenfrau ihren Gatten verlassen hat, um an der Seite des Bischofs jahrelang ein sündiges Leben zu führen. Du hast dir nichts zu Schulden kommen lassen, und nur das zählt. Für mich liegt kein Schatten über dir. Du bist so glänzend rein wie die Jungfrau Maria im Himmel.«
    Obwohl er ihr mit den Worten sicher hatte schmeicheln wollen, breitete sich in ihr Entsetzen aus, und Elisabeth taumelte zurück.
    »Was ist, Geliebte? Du bist plötzlich so blass. Bekommt dir die Sonne nicht? Sollen wir zurückgehen?«
    Elisabeth schüttelte heftig den Kopf. »Nein, das ist es nicht. Du irrst dich in mir. Ich bin ganz bestimmt nicht strahlend rein! Es wäre Blasphemie, mich mit der Jungfrau Maria zu vergleichen.« Rasch bekreuzigte sie sich. »Ich bin eine Sünderin! Nenn mich besser Magdalena. Nein, unterbrich mich nicht, ich muss es dir erzählen, bevor du dich an mich bindest, denn ich könnte es nicht ertragen, wenn du irgendwann einmal davon erfährst und dich dann getäuscht und verraten fühlst. Ich müsste sterben, wenn du dann deine Liebe von mir wenden würdest«, fügte sie leise hinzu.
    »Jeder von uns ist ein Sünder«, sagte er sanft. »Nichts, was du getan haben könntest, würde meiner Liebe zu dir auch nur einen Streich versetzen.«
    »Sag so etwas nicht so leichtfertig. Nicht, solange du nicht alles gehört hast«, gab Elisabeth mit erstickter Stimme zurück. Tränen traten ihr bei dem Gedanken in die Augen, welche Worte sie gleich würde aussprechen müssen, und bei der Furcht, Entsetzen und dann Ablehnung oder gar Abscheu in seinen Augen
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