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Das Amulett von Gan (German Edition)

Das Amulett von Gan (German Edition)

Titel: Das Amulett von Gan (German Edition)
Autoren: Uwe Buß
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kontrollierte immerzu, ob es sich noch in seiner Hosentasche befand.
    Als er abends zu Bett ging, legte er das Amulett nicht wieder auf seinen Nachttisch, sondern zog die Schnur über seinen Kopf und platzierte den Anhänger genau auf sein Herz, so wie es sein Großvater ihm gesagt hatte. Er legte sich auf den Rücken und hielt das Amulett mit beiden Händen fest. Sofort spürte er, wie es sich erwärmte. Obwohl er seine Augen geschlossen hielt, wusste er ganz genau, dass der Stein wieder zu leuchten begann. Wie am Abend vorher drang wieder die Stimme an sein Ohr: »Kommt zu uns. Wir brauchen eure Hilfe.«
    Finn ängstigte dieses seltsame Licht, das Vibrieren und die Stimme, aber er nahm allen Mut zusammen: »Ja, ich will zu euch kommen«, flüsterte er mit zitternder Stimme. »Zeige mir den Weg!«
    Als Finn das gesagt hatte, begann das Amulett zu pulsieren wie ein Herz. Erschrocken öffnete er die Augen. Der Stein leuchtete nun so stark, dass sein Zimmer von gleißendem Licht durchflutet war. Sein Bett fing an zu zittern, ein starker Wind kam auf, als ob ein Sturm das Fenster geöffnet hätte. Im nächsten Moment gab es einen heftigen Knall. Dann war alles auf einmal still. Finns Zimmer verschwand, und schwerelos glitt er durch helles Licht. Er hätte später nicht sagen können, wie lange dieser Zustand dauerte, aber es fühlte sich wunderschön an. Am liebsten wäre er noch viel länger so herumgeschwebt, doch plötzlich gab es wieder einen lauten Knall, und Finn fand sich auf einem Bett wieder – nur war es diesmal nicht sein Bett in der Dachmansarde bei den Großeltern, sondern ein ganz anderer Ort. Schnell setzte er sich hin. Wo war er bloß?
    Der Raum, in dem er sich befand, war vollkommen anders als alle Räume, die er bisher gesehen hatte. Er war rund und hatte kein Fenster. Die Wand war mit einer seidenen Tapete bespannt, die in wunderschönen Farben leuchtete. Auf blauem und rotem Hintergrund waren silberne Federn gewebt, die durch die Luft zu fliegen schienen, und am unteren Rand waren kunstvoll gestaltete silberne Vögel zu sehen, von denen sich jeweils zwei mit langen Schnäbeln einander zuwandten. Das Licht im Raum kam gleichermaßen von der Decke und vom Boden: Es waren Steine, die wie sein Amulett die Fähigkeit hatten, aus sich selbst heraus zu leuchten.
    In dem Zimmer befanden sich lediglich das Bett, auf dem er jetzt saß, und ein Stuhl mit darauf zusammengelegten weißen Kleidern und ein paar Schuhen darunter. Er strich über den Stoff des Gewands und war fasziniert von dem weichen Gewebe. Es musste sich wundervoll anfühlen, so etwas auf der Haut zu tragen. Ansonsten war der Raum leer. Es gab nur eine offene Tür, die in einen schmalen Gang führte. Finn war unschlüssig, ob er das Zimmer einfach verlassen konnte. Vielleicht lauerte ihm ja jemand auf? Aber alleine in dem Raum abzuwarten machte auchkeinen Sinn, und so beschloss er nach einer Weile, einfach loszugehen. Er öffnete die Tür, setzte vorsichtig einen Fuß vor den andern und schlich den Flur entlang. Am anderen Ende konnte er einen weiteren Raum erkennen. Was würde ihn dort wohl erwarten? Ganz langsam und mucksmäuschenstill ging Finn weiter. Er spürte sein Herz pochen und wäre am liebsten wieder zurückgeschlichen. Andererseits war er auch neugierig, was das für ein seltsamer Ort war, an dem er sich befand …
    Am Ende des Ganges blieb er stehen und lugte gespannt in den Raum. Es war das Prachtvollste, was er je gesehen hatte: Der Raum schien vollständig aus hell leuchtendem Gold und Silber zu bestehen. Fünf Eingänge hatte er und in der Mitte stand ein runder Tisch mit vier Stühlen, ebenfalls aus Gold. Ansonsten war der Raum leer. Finn war beeindruckt. Vor lauter Staunen vergaß er alle Vorsicht. Ehrfürchtig näherte er sich dem Tisch. Tausend Gedanken schwirrten ihm durch den Kopf. Was war das für ein Palast? Wer mochte in diesen Räumen wohl leben?
    Da hörte er eine helle, freundliche Stimme.
    »Wer bist du denn?«
    Mit einem kurzen Schrei wandte sich Finn ruckartig zur Seite, wo die Stimme herkam. Da stand ein Mädchen mit dunkler Hautfarbe und schwarzen, zu vielen Zöpfen geflochtenen Haaren in einem der weiteren Eingänge. Es trug ein schlichtes Kleid mit einem Blumenmuster, lächelte ihn freundlich an und wartete auf eine Antwort.
    »Ich bin Finn. Und wer bist du?«
    Das Mädchen wollte gerade antworten, da fragte eine weitere Stimme: »Könnt ihr mir sagen, wo wir hier sind?« Ein Junge mit bräunlicher Haut, der
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