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Das Amulett von Gan (German Edition)

Das Amulett von Gan (German Edition)

Titel: Das Amulett von Gan (German Edition)
Autoren: Uwe Buß
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doch nur ein einfaches Mädchen sei. Daraufhin schaute sie mir ganz ernst und mit gerunzelter Stirn in die Augen und flüsterte: ›Sage nicht, du bist nur ein Mädchen. Du bist nämlich dazu auserwählt, die Trägerin des Amuletts zu sein. Du bist ein ganz besonderes Mädchen. Vergiss das nicht.‹ Dieser Zuspruch meiner Großmutter berührte mich sehr, auch wenn ich nicht verstand, von was sie da redete. Also packte ich mein Geburtstagsgeschenk aus. Darin befand sich dieses Amulett.«
    Pendo, Finn und Joe schauten mit wissendem Blick auf den Anhänger, den Chika in ihrer Hand hielt.
    »Ich war zunächst etwas verwirrt: Ein Stück Stein mit ein paar Kritzeleien drauf – das war schon etwas komisch. Aber natürlich habe ich mich höflich bei meiner Großmutter bedankt. Sie machte dann noch einige seltsame Anspielungen. Dieses Amulett berge einen tiefen Zauber in sich und sei schon seit vielen hundert Jahren im Besitz unserer Familie. Sie tat sehr geheimnisvoll und ermahnte mich: ›Trage es auf deinem Herzen und du wirst seine Kraft entdecken.‹«
    »Na, das hast du ja ganz offensichtlich getan«, warf Finn schmunzelnd ein.
    »Allerdings! Als ich später alleine in meinem Zimmer war, zog ich das Band mit dem Amulett über meinen Kopf. Ich merkte sofort, wie es merkwürdig heiß wurde. Das machte mir Angst. Esbegann zu leuchten, und ich hörte eine Stimme. Vor Schreck legte ich meine Hände darauf. Dann ging alles ganz schnell: Um mich herum wurde es gleißend hell, und ich fing an zu schweben wie eine Feder, die von einem leichten Wind durch die Luft getragen wird, und landete hier in diesem seltsamen Raum.« Sie schwieg einen Augenblick gedankenverloren. »Noch nie habe ich solch einen Raum gesehen: Ganz rund und nur mit Spiegeln dekoriert. Außer diesem Bett, den Stuhl und den Kleidern gibt es hier nichts.«
    »Der Raum, in dem ich hier angekommen bin, ist genauso eingerichtet, nur ist seine Tapete blau und rot mit silbernen Federn und Vögeln mit langen Schnäbeln drauf«, sagte Finn aufgeregt. »Kommt, ich zeig ihn euch.« Eilig liefen alle Finn hinterher, der in seinem Raum ebenfalls seine Geschichte erzählte.
    »Ist das nicht verrückt?«, endete er. »Mir wurde das Amulett zwar nicht geschenkt, aber ich habe es vorgestern gefunden. Mein Großvater sagte dann auch etwas zu mir, von wegen ich sei jetzt der rechtmäßige Träger des Amulettes. Versteht ihr das? Das ist alles ganz schön seltsam.«
    »So was Ähnliches hat mein Vater auch zu mir gesagt, und zwar auch vorgestern. Kommt mal in den nächsten Raum, dort erzähle ich euch meine Geschichte«, rief Joe mit aufgeregter Stimme. Alle folgten ihm.
    »Also, ich bin aus dem Stamm der Hopi, das sind Ureinwohner Amerikas. Ich bin ebenfalls zwölf Jahre alt. Meine Familie lebt in Colorado. Ursprünglich gehörte meinem Volk ein riesiges Land, aber das ist lange her. Heute leben wir in einem vergleichsweise kleinen Gebiet, das man Reservat nennt. Dort dürfen wir noch unsere Traditionen pflegen. Meine Familie betreibt Landwirtschaft, hauptsächlich bauen wir Mais an. Vorgestern überreichte mir mein Vater feierlich dieses Amulett. Mein Vater erzählte mir, er habe es von seinem Vater erhalten und der von seinem Vater und so weiter.« Mit Stolz in der Stimme fuhr er fort: »Es sei sehr wertvoll für unsere Familie. Ab und zu komme es vor, dass der Träger dieses Amuletts in eine andere Welt gerufen werde. Ihmselbst sei es zwar nie widerfahren, aber sein Vater, der schon tot ist, habe ihm solche Geschichten erzählt. Ich solle es gut verwahren und wenn mich das Amulett riefe, müsse ich es gegen mein Herz drücken.« Joe hielt kurz inne. »Wie es weiterging, könnt ihr euch ja mittlerweile vorstellen. Ich landete hier in diesem Zimmer. Ist es nicht schön? Die Seidentapete leuchtet ganz grün und darauf sind helle, brennende Kerzen zu sehen. Ich bin mächtig gespannt, was uns hier erwartet.«
    Joe schaute die anderen begeistert an. Chika, Finn und Pendo konnten Joes Begeisterung noch nicht wirklich teilen. Ihnen machte das Ganze eher Angst.
    »Jetzt will ich aber auch noch erzählen«, sagte Pendo drängend. »Kommt mit!«
    Gemeinsam gingen sie nun in ihren Raum, dessen Schönheit ihnen die Sprache verschlug: Auf eine gelbe Seidentapete waren kunstvoll Tausende von Diamanten befestigt. Ihr Glitzern erfüllte den ganzen Raum mit einem hellen Licht.
    »Mein Name ist Pendo. Ich bin zwölf Jahre alt, genau wir ihr, und komme aus Südafrika«, begann sie ihre
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