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Das Amulett von Gan (German Edition)

Das Amulett von Gan (German Edition)

Titel: Das Amulett von Gan (German Edition)
Autoren: Uwe Buß
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paar Schritte wagte er sich auf der alten hölzernen Treppe nach unten, bis sie zu knarren begann. Vorsichtig hockte er sich hin und versuchte, ein paar Fetzen des Gesprächs aufzuschnappen. Die beiden Männer redeten laut und mit erregten Stimmen aufeinander ein.
    »Ich weiß auch nicht, wie das Amulett dorthin gekommen ist. Ich hielt es für verschollen. Genau wie du«, sagte Finns Großvater.
    » Verschollen? So ein Quatsch!«, schrie sein Vater. »Das Amulett war nicht verschollen. Ich habe es eigenhändig ins Meer geworfen. Und jetzt ist es plötzlich wieder da.«
    »Du hast was?! Du hast das Amulett weggeworfen? Den größten Schatz unserer Familie? Das glaube ich nicht. Wie konntest du nur?«
    »Wie ich nur konnte? Ich habe dieses Ding gehasst. Immerzu sollte ich es mit mir herumtragen. Ich wäre bestimmt der nächste Träger des Amuletts. Ich müsse nur geduldig sein.« Bernd Petersens Stimme überschlug sich fast. »Das ist doch alles eine große Spinnerei. Ich habe dir den ganzen Kram wirklich geglaubt und immer gewartet, dass etwas Ungewöhnliches geschieht. Ich lebte in einer Traumwelt. Aber es ist nichts passiert. Rein gar nichts. Ich war so enttäuscht … Ich wollte dieses Ding nur noch loswerden. Also habe ich es weggeworfen.«
    »Dabei habe ich es doch nur gut gemeint, Junge. Ich habe wirklich gehofft …«
    »Du glaubst den Mist also wirklich? Ich fass es nicht.«
    »Was heißt hier glauben? Ich habe es selbst erlebt!«, sagte der Großvater mit belegter Stimme. »Als ich so alt war wie Finn jetzt, begann es …«
    »Ach, erzähl doch keinen Quatsch. Nichts hast du erlebt!«, fiel ihm Bernd Petersen ins Wort. »Das sind alles nur Kinderträumereien gewesen.« Er hielt inne. »Und eins will ich dir sagen: Halte mir Finn da raus. Er soll nicht die gleiche Enttäuschung erleben wie ich damals. Kein Wort über das Amulett. Ist das klar?«
    Als Finn die Türklinke hörte, schlich er schnell wieder in sein Zimmer und hüpfte ins Bett. Mit kräftigen Schritten und ärgerlich vor sich hin brabbelnd ging sein Vater nach oben. Vor der Treppe, die zu Finns Dachmansarde hinaufführte, blieb er kurz stehen, als überlegte er, noch einmal zu ihm zu gehen, aber dann entschied er sich dagegen und ging in sein Schlafzimmer.
    Finn versuchte, sich auf das Gehörte einen Reim zu machen, aber das war schier unmöglich. Neugierig nahm er das Amulett in Augenschein. Es fühlte sich wieder ganz warm an. Für einen gewöhnlichen Stein zu warm, fand er …
    Nach einiger Zeit fiel Finn in einen schweren, aber unruhigenSchlaf. Mitten in der Nacht wurde er plötzlich wach. Hatte er nicht ein Geräusch gehört? Schnell rollte er sich auf die Seite, um die Nachttischlampe anzuschalten. Was er nun sah, verschlug ihm den Atem: Das Amulett lag immer noch auf dem Nachttisch, aber von ihm ging ein seltsames Licht aus. Es schien von innen heraus zu leuchten, und außerdem vibrierte es. Schnell machte Finn das Licht an. Jetzt sah das Amulett wieder ganz gewöhnlich aus. Total verrückt! Was war das? Nach dem Gespräch mit Großvater und dem Streit, den er am Abend belauscht hatte, wunderte es ihn zwar nicht sonderlich, dass der Stein seltsame Sachen machte. Aber das war doch zu sonderbar. Ob er zu seinen Eltern gehen sollte? Nein, lieber nicht. Am Ende würde sein Vater ihm das Amulett doch noch abnehmen. Er musste selber herausfinden, was es damit auf sich hatte.
    Vorsichtig nahm er es in die Hand und schaltete das Licht wieder aus. Sofort begann der Stein wieder zu leuchten, immer stärker. Er fühlte sich ganz warm an. Als Finn sich umschaute, kam es ihm vor, als stünde eine in Weiß gekleidete Frau im Zimmer. War das Einbildung, oder sah er sie wirklich? Er konnte das Fenster hinter ihrem Körper erkennen, und dennoch schien sie ganz real zu sein. Die Frau streckte die Arme nach ihm aus, als ob sie ihm etwas sagen wollte. Dann hörte er eine leise flehende Stimme: »Kommt zu uns. Wir brauchen eure Hilfe.«
    Der Drang, etwas zu tun, wurde in Finn immer stärker – nur wusste er beim besten Willen nicht, was. Er spürte Angst in sich aufsteigen, und gleichzeitig konnte er die Verzweiflung der Frau fühlen, die ihn so Hilfe suchend anschaute.
    Schließlich wurde die Anspannung zu groß. Mit einem Ruck ließ er den Stein auf den Boden fallen und knipste hastig seinen Nachtischlampe an. Alles war wieder normal. Finn saß kerzengerade im Bett, der Schweiß stand ihm auf der Stirn.
    »Meine Güte, was war denn das?«, schnaufte er
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