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Das Amulett von Gan (German Edition)

Das Amulett von Gan (German Edition)

Titel: Das Amulett von Gan (German Edition)
Autoren: Uwe Buß
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die ganze Begrüßung.
    Die Großmutter sprach ein kurzes Tischgebet, und dann gab es das leckerste Essen, dass Finn seit Langem gegessen hatte. Es war sein Leibgericht: Birnen, Bohnen und Speck. Das gab es nur in Norddeutschland bei Großmutter. Oh wie lecker, dachte er, und roch genüsslich an dem Eintopf, den sie ihm reichte. Gierig machte er sich über seinen Teller her. Seine Mutter schaute ihn zwischendurch streng an. Es war dieser typische Mama-Blick, der Bände sprach. Finn wusste genau, was seine Mutter ihm damit sagen wollte. Er hörte sie deutlich in seinem Kopf: »Schling nicht so! Was soll denn Oma denken? Immerhin bist du jetzt schon zwölf Jahre alt. Wozu bringe ich dir denn Tischmanieren bei, wenn du sie hier alle vergisst?«
    Finn versuchte sich etwas zurückzuhalten, aber es schmeckte einfach zu gut.

    Gleich nach dem Abendessen nahm sich Finn seinen Koffer und verzog sich in sein Zimmer. Es brauchte ihm niemand zu sagen, wo er schlafen würde – er war immer im gleichen Raum untergebracht. Es war eine kleine Mansarde unter dem Dach. Innendrin war es wie in einem Zelt: Zwei große schräge Deckenwände und zwei kleine Seitenwände, eine mit der Tür und die gegenüberliegende mit einem kleinen Fenster. Von dort aus konnte er in Großmutters Gemüsegarten schauen.
    Das Zimmer war klein. Es passten eigentlich nur ein Bett, ein Schreibtisch, ein Nachttisch und eine Kommode hinein. Zu Hause war sein Zimmer viel größer, aber für Finn war die kleine Dachmansarde das Paradies auf Erden. Mehr brauchte er nicht. Hier fühlte er sich so richtig wohl, selbst wenn sein Vater mit saurer Miene herumlief. Das war ihm egal. Hauptsache, er durfte hier sein. Weit weg von der Schule und den Jungs, die ihn immer ärgerten.

    Am nächsten Morgen sprang er eilig aus dem Bett, denn er wollte den Tag ganz auskosten. Als er herunter in die Küche kam, war nur seine Großmutter da. »Wo sind denn die andern?«, fragte Finn.
    »Guten Morgen erst mal, mein Junge«, sagte die Großmutter. »Deine Eltern sind heute in aller Frühe losgegangen. Sie wollen das schöne Wetter ausnutzen, um eine ausgiebige Wanderung zu machen. Sie meinten, dein Interesse an einer Wanderung wäre heute vermutlich nicht so groß.«
    »Allerdings«, beteuerte Finn grinsend. Es gab wohl nichts Uncooleres als eine Wanderung mit den Eltern. »Aber wo ist Opa?«
    »Ach, der ist eben mal nach Husum gefahren, ein paar Besorgungen machen. Bis zum Mittagessen wird er zurück sein. Aber jetzt frühstücke doch erst mal.«
    Auf dem Tisch stand schon sein Frühstück bereit, über das er sich gleich hermachte. Was sollte er jetzt ohne den Großvater anstellen? Er beschloss, sich zunächst einmal ein wenig auf dem Hof umzuschauen, und ging hinaus. Aber irgendwie war das ohne den Großvater langweilig. Jede Ecke war ihm vertraut. Da fiel ihm eine offen stehende Tür im ehemaligen Kuhstall auf. Er konnte sich nicht erinnern, wozu dieser Raum jetzt genutzt wurde. Schnell lief er zu der Tür und ging hinein.
    Der Raum war vollgestopft mit Gerümpel: alte Tische und Schränke. Stühle, denen ein Bein fehlte, altmodische Lampen, eingestaubte Bilder und vieles mehr. »Wie auf einem Flohmarkt«, rief Finn begeistert. »Stark!« Das musste er sich genauer anschauen. Wer konnte ahnen, was es da an interessanten Dingen zu entdecken gab!
    Neugierig öffnete er alle Schränke und schaute unter jedes der Laken, mit denen die Möbel provisorisch abgedeckt waren. Er stieß auf alte Bücher mit schnörkeliger Schrift, die er nicht entziffern konnte, allerlei Zettel und auch alte Fotos. Ein Bild stach ihm besonders ins Auge. War das nicht sein Vater als Kind? Er saß auf der Schulter von Großvater. Beide lachten. Da haben sie sich wohl noch besser verstanden, dachte Finn.
    Als Nächstes fiel sein Blick auf eine alte Kommode. Irgendwie kam sie ihm bekannt vor. Stand sie nicht früher auf dem Dachboden der Großeltern? Finn zog eine Schublade nach der anderen auf. Alle waren leer. Doch als er die unterste Schublade öffnen wollte, klemmte sie. Komisch, was war denn das? Wieso ging sie nicht auf? Irgendwas musste sich verhakt haben. Nun war Finns Neugierde endgültig geweckt. Er wollte unbedingt herausfinden, was sich in dieser Schublade befand. Er zog die mittlere heraus. Vielleicht konnte er ja von oben in die untere Schublade hineinfassen. Aber zwischen den Schubladen befand sich eine festmontierte Bodenplatte. Er schaute hinter die Kommode und sah, dass die Rückwand locker
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