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Das Amulett von Gan (German Edition)

Das Amulett von Gan (German Edition)

Titel: Das Amulett von Gan (German Edition)
Autoren: Uwe Buß
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auf sie zu.
    Mit einem Mal blieben sie jedoch abrupt stehen und begannen, aufgeregt miteinander zu tuscheln. Harah mit seiner Meute schien in Aufregung zu geraten und schaute wütend über die Träger der Amulette hinweg in Richtung des angrenzenden Waldes. Verwirrt drehten sich die Träger der Amulette um. Da sahen sie aus dem Wald unzählige Gestalten hervortreten. Lichtalben und Menschen mit Waffen in den Händen, aber auch Bergmännchen, Tiere und Waldgeister waren dabei. Chika erkannte in der Mengesogar ein weißes Einhorn und auch einen Bären. Es war eine richtige Armee, die da aus dem Wald trat. Eine Armee, zusammengesetzt aus den unterschiedlichsten Bewohnern Gans.
    Nach ihrer ersten Begeisterung schauten die Gefährten schnell wieder zu Harah zurück. In seinen Augen erkannten sie großes, ungläubiges Erstaunen. Sogar seine Zunge hatte vor Schreck zu zucken aufgehört. Das Volk von Gan stellte sich hinter den Jungen und Mädchen auf. Harah sagte immer noch kein Wort. Voller Hass blickte er auf sie herab.
    Nach einer Weile, die ihnen wie eine Ewigkeit vorkam, sprach er mit eiskalter Stimme zu der Menge: »Seit wann laufen die Bewohner Gans wie Soldaten herum? Ich dachte immer, ihr wärt ein friedliches Volk. Hat sich das geändert, seit ich euch verlassen habe?«
    In der Menge, die bis dahin geschwiegen hatte, erhob sich ein Gemurmel. Wer war dieser Harah? Nach einer bedrückenden Weile fragte einer der Lichtalben verblüfft: »Me’ir, bist du das?«
    »Me’ir?« Harah lachte. »Me’ir gibt es nicht mehr. Der Leuchtende ist tot. Für immer. Nein, ich bin jetzt Harah. Ich bin zurückgekommen, um dieses Land zu zerstören. Ihr habt mich verachtet und verbannt. Deshalb werde ich alles Licht auslöschen, alle Fruchtbarkeit austilgen. Ja, ich werde euch alle vernichten!« Er ließ wieder sein heimtückisches Lachen hören.
    Finns Gedanken überschlugen sich. Was hatte Harah da gesagt? » Der Leuchtende ist tot?« Sofort kamen ihm die Worte der alten Prophezeiung in den Sinn:
    Der Leuchtende sich
    ins Dunkel verstrickt.
    Hier stand nun derjenige, von dem die Prophezeiung erzählte. Me’ir, der Leuchtende, hatte sich ins Dunkel verstrickt. Es war tatsächlich kaum noch etwas Helles an ihm. Der strahlende Lichtalb, der er einst gewesen sein musste, war finster geworden,er war im Begriff, ein Schwarzalb zu werden. Hatte Alon nicht gesagt, der Name Harah würde das Böse bedeuten? Wie Puzzleteile setzten sich die verschiedenen Gedanken zusammen. Da wurde ihm schlagartig klar: Der entscheidende Moment war gekommen. In der Prophezeiung hieß es weiter:
    Vom Bösen erfüllt,
    nur der Rache gewillt.
    Will zerstören das Land –
    Tod bringt seine Hand.
    Harah wollte Rache. Er wollte nicht nur die Zerstörung Gans, er wollte den Tod dieses Landes. Aber wer sollte dem Land diese Last abnehmen? Wer würde den Tod besiegen, und wie? Finn verstand die Worte immer noch nicht.
    Ein Lichtalb, den Finn aus der Versammlung mit dem Rat der Lichtalben kannte, ergriff das Wort: »Ist dein Hass gegen uns wirklich so groß, dass du alles, was dir früher wichtig war, zerstören willst? Einst warst du ein Vorbild für uns Lichtalben. Du warst wie der leuchtende Morgenstern, der uns den Weg gewiesen hat.«
    »Wenn ihr mich nicht aus Gan vertrieben hättet, wäre ich das auch geblieben«, sagte Harah.
    »Selbst wenn wir dich aus unserer Gemeinschaft nicht verstoßen hätten, wärst du gewiss kein Vorbild mehr für uns, denn deine Pläne hätten unser Land zerstört.«
    »Zerstört?«, sagte Harah mit finsterer Miene. »Ich wollte für unser Land nur den Platz, der ihm zusteht. Heraus aus dem Verborgenen wollte ich es führen. Die Menschen auf der ganzen Erde sollten uns , den strahlenden Lichtalben, endlich die Ehrfurcht entgegenbringen, die uns gebührt.«
    »Wir waren dir doch vollkommen egal!«, gellte die Stimme einer Lichtalbenfrau über die Menge. »Du wolltest die Herrschaft über die Menschen, ja über die ganze Erde, und wir sollten dichdabei mit Waffen unterstützen. Aber wir haben dich durchschaut. Du warst Gift für uns, für das ganze Land. Du hättest nur Zerstörung gebracht.«
    Harahs Augen wurden zu schmalen Schlitzen, aber mit betörend freundlicher Stimme sagte er: »Nun denn, damals jedenfalls hätte ich vielleicht euer Leben verschont. Ihr hättet mir dienen dürfen. Aber nun habe ich mir andere Gefährten gesucht, die mir treu zur Seite stehen. Auch ihnen wurde einst der Zugang nach Gan verwehrt.« Die
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