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Das Amulett von Gan (German Edition)

Das Amulett von Gan (German Edition)

Titel: Das Amulett von Gan (German Edition)
Autoren: Uwe Buß
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Keine Not ist wohl größer als diese!« Er rannte weiter und stürzte mit einem leuchtenden Lichtalbenschwert bewaffnet auf den nächsten Schwarzalb zu.
    Jetzt erst schienen die Gefährten zu bemerken, in welch gefährlicher Situation sie sich befanden. Um sie herum bildeten Menschen und Lichtalben einen dichten, schützenden Ring.
    »Finn, hast du nicht verstanden?«, drängte Chika aufgeregt. »Die Feder, hol die Feder heraus, die Nebijah dir gegeben hat.«
    »Aber was soll die jetzt noch bewirken?«, wollte Finn entgegnen, da griff Joe schon nach seiner Tasche.
    »Lass! Ich mach ja schon«, giftete Finn ihn an. Vielleicht gab es ja doch noch Hoffnung. Er langte in seine Tasche, die er all die Tage so sorgsam unter seinem Umhang getragen hatte, und spürte es auch gleich in seiner Hand – das goldene Etui. Rasch öffnete er es und nahm die silbrig schimmernde Feder in die Hand. Er schloss kurz die Augen und streckte die Feder in die Höhe.
    Zunächst geschah gar nichts. Aber nach ein paar Augenblicken begann die Feder hell zu leuchten. Ihr gleißendes Licht legte sich auf das Geschehen, das um sie herum tobte. Gleichzeitig war es, als ob die Feder ihnen die Ohren vor dem Kampf verschließen würde: Um sie herum war es auf einmal still.
    »Seht nur!«, rief Chika verwundert. »Die Schwarzalben hören auf zu kämpfen. Sie ergreifen die Flucht. Was ist los?«
    Die Lichtalben schrien: »Verfolgt sie, es darf keiner entkommen! Jagd ihnen hinterher.«
    Auch Harah hörte auf zu kämpfen. Das gleißende Licht der Feder schien ihm Schmerzen zu bereiten. Da traf ihn auch schon ein Lichtalbenschwert an der Schulter. Er ließ seine Waffen fallen, breitete seine Hände aus und sagte mit donnernder Stimme: »Für heute habt ihr gewonnen. Aber ich komme wieder!« In diesem Moment traf ihn ein Pfeil in die Brust, den ein Bergmännchen auf ihn geschossen hatte. Harah schaute mit höhnisch grinsender Fratze in die Runde, zerfiel in unzählige schwarze Tropfen und verschwand.
    Währenddessen hielt Finn immer noch die Feder nach oben gestreckt, und Chika und Joe schauten voller Verzweiflung auf ihre Freundin am Boden. Es war ihnen gleichgültig, was mit Harah geschehen war. Pendo war tot. Da hörten sie von Ferne ein lautes, durchdringendes Krächzen. Alle blickten suchend umher, bis jemand laut ausrief: »Dort, seht doch! Am Himmel!«
    Sie erkannten ein helles Etwas am Horizont, das langsam näher kam. Es war ein Vogel, der laute, krächzende Töne von sich gab. »Der sieht mit seinem langen Hals wie ein Schwan aus, oder?«, fragte Chika, die nun ebenfalls zum Himmel aufschaute.
    »Nein!«, rief Finn. »Das muss der Pelikan sein. Äbrah, der silberne Pelikan. Von ihm stammt doch die Feder«, sagte Finn.
    »Es gibt ihn also wirklich«, staunte Joe.
    Der Vogel kam näher und alle wurden still. Er sah tatsächlich einem Pelikan am ähnlichsten, wenn auch sein Schnabel etwas kürzer war. Sein helles Gefieder glänzte silbern im Sonnenlicht. Dies war kein gewöhnlicher Vogel, das spürten alle Anwesenden. Er strahlte etwas aus, das in ihren Herzen neue Hoffnung aufkeimen ließ. Es war, als ob sich mit seinem Erscheinen ein tiefer Friede über alles legte.
    Der Pelikan setzte sich direkt neben Pendo. Erwartungsvoll schauten alle zu ihm hin. Äbrah aber beachtete die Menge gar nicht. Nur Pendo hatte er im Blick, die tot am Boden lag. Seine Augen füllten sich mit Tränen, und es erschien ihnen, als ob er um das Mädchen aus Südafrika trauern würde.
    Chika nahm all ihren Mut zusammen und sagte leise und stockend zu ihm: »Kannst du unserer Freundin noch helfen? Harah hat sie mit seiner Lanze getötet.«
    Nun schaute der Pelikan zu den drei Gefährten, die immer noch weinend neben Pendo knieten. Langsam senkte er seinen Kopf nach unten, so als ob er mit seinem Schnabel sein Federkleid ordnen wollte. Stattdessen aber begann er, sich in seine Brust zu picken. Immer tiefer pickte er hinein, bis das Blut über sein silbernes Federkleid rann. »Nein!«, schrie Chika laut auf und hielt sich die Hände vor den Mund. Hilfe suchend schaute sie zu ihren Gefährten und den Umstehenden. Aber keiner wagte es, sich zu rühren. Alle waren hin- und hergerissen zwischen der Erschütterung über das, was sie da sahen, und einer tiefen Ehrfurcht vor diesem Vogel, der alle Trauer und allen Schmerz in sich aufzunehmen schien.
    Während er sich immer weiter in die Brust hackte, rückte der Vogel näher an Pendo heran und hievte seinen Brustkorb über ihre
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