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Das Amulett der Zauberin: Roman (German Edition)

Das Amulett der Zauberin: Roman (German Edition)

Titel: Das Amulett der Zauberin: Roman (German Edition)
Autoren: Patricia Coughlin
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und Leidenschaft … Diese Worte brachten meine fünfzehnjährige Phantasie zum Kochen. Es war nicht schwer, Gran davon zu überzeugen, mir bei dem Zauber zu helfen. Es brach ihr das Herz, dass ihre einzige Tochter der Magie den Rücken gekehrt hatte, und es war kein Geheimnis, dass sie große Hoffnungen in mich setzte. Sie war davon überzeugt, dass mein Muttermal, ein keltisches Kreuz über meinem Herzen, ein Vorzeichen für große Taten in der Zukunft war.
    Ich fand den Zauberspruch Ende November, hatte also nur sieben Wochen Zeit, um ihn zu lernen. Gran und ich versteckten uns stundenlang im Turm, wo sie mir beibrachte, einen heiligen Kreis zu ziehen und einen unendlichen Knoten aus Weidenzweigen und rotem Faden zu weben. Der Faden war so fein, dass er mir durch die Finger glitt wie warmer Honig. Trotz der Versuche meiner Eltern, mich vor Grans Magie zu ›schützen‹, hatte ich mitbekommen, wie sie Teetassen durch den Raum fliegen ließ, Kaminfeuer entzündete oder die Farbe meiner Kleidung änderte – mit einem einzigen Blick und ein paar musikalischen Phrasen. Und jetzt sprach sie zum ersten Mal über Magie und was es bedeutete, eine Zauberin zu sein.
    Ich war wie ein trockener Schwamm, der ins Meer geworfen wurde. Ich saugte jedes Wort in mich auf, und je mehr ich erfuhr und verstand, desto mehr verwunderte mich der Widerstand meiner Eltern gegen etwas, das so unendlich cool war. Und je tiefer meine Überzeugung wurde, dass sie mit ihrer Einstellung völlig falschlagen, desto entschlossener wurde ich, mich der Magie mit Haut und Haaren zu verschreiben. Ich würde ihre Kurzsichtigkeit ausgleichen. Ich wollte ihnen im Alleingang beweisen, wie falsch sie in Bezug auf Magie, unser Familienerbe und alles andere lagen. Wer weiß? Vielleicht sollte das eine meiner großen Taten sein, von denen Gran so überzeugt war.
    Aber bis dahin blieben meine Eltern das größte Hindernis auf meinem Weg zum erfolgreichen Zaubern. Der 20. Januar kam immer näher, und ich suchte einen todsicheren Weg, um sie den ganzen Abend loszuwerden. Ich dachte mir die verschiedensten Strategien aus und verwarf sie wieder, bis mir die perfekte Ablenkung einfiel: Cats. Ich würde ihnen zwei Karten in der ersten Reihe für das Musical in Boston zu Weihnachten schenken. Die Tickets verschlangen fast meine gesamten Ersparnisse, aber das war es mir wert. Ich ging davon aus, dass ein Abendessen, eine zweistündige Vorführung plus die je fünfzigminütige Hin- und Rückfahrt mir mehr als genug Zeit für mein Vorhaben verschaffen würden.
    Als die Nacht näherrückte, konzentrierten sich Grans Lehrstunden auf den Zauber selbst.

    Eins für Magie, eins für die Kunde.
    Eins um zu sehen in dieser Stunde.

    Eins um zu sehen in dieser Stunde … Die Aussicht, meine eine wahre Liebe zu erblicken, reizte und verängstigte mich zugleich. Aber ich war bereit. Ich hoffte nur, dass er  – wer und wo er auch war – auch für mich bereit war. Meine Mutter hatte das, was sie war – oder hätte sein können – gegen die Liebe eingetauscht, und ich wollte nicht denselben Fehler machen. Ich ignorierte ihre Warnung, dass es eine Entweder-oder-Entscheidung war. Ich war fest entschlossen, meine Kräfte zu entfalten und die wahre Liebe zu finden.
    Historisch betrachtet standen die Chancen gegen mich, worauf mich meine Mutter bei jeder Gelegenheit hinwies. Wenn es um die Liebe ging, war das Schicksal der T’airna-Frauen von falschen Versprechungen, zerstörtem Vertrauen und gebrochenen Herzen überschattet. Der einzige Mann, den Gran je geliebt hatte, war auf dem Schlachtfeld gefallen, ohne auch nur zu wissen, dass sie sein Kind unter dem Herzen trug. Und auch wenn ich niemals bezweifelte, dass sich meine Eltern auf ihre eigene Art liebten, ging es in ihrer Beziehung doch eher um Leidenschaft und melodramatische Auftritte als um echtes Glück und Verständnis. Es war eine Unglückssträhne, die weit in die Zeit zurückreichte. Und es war die einzige Familientradition, über die Gran ungern sprach.
    Auch das wollte ich ändern. Kein schwacher, engstirniger Seelengefährte für mich. Ich wollte einen Mann, der stark genug war, alles an mir zu akzeptieren und zu lieben. Einen Mann, der zu verstehen bereit war, dass die Welt nicht immer so ist, wie sie auf den ersten Blick scheint. Einen Mann, der genauso sehr an das Schicksal glaubte wie ich. Ich konnte es kaum erwarten, die Blütenblätter einer Rose in den Kreis aus Kerzenlicht zu streuen und sein Gesicht
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