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Das Amulett der Seelentropfen (Seelenseher-Trilogie) (German Edition)

Das Amulett der Seelentropfen (Seelenseher-Trilogie) (German Edition)

Titel: Das Amulett der Seelentropfen (Seelenseher-Trilogie) (German Edition)
Autoren: Laura Jane Arnold
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hätte ich in diesem Moment die Luft angehalten. Zwei der Ringe setzten sich in Bewegung und fingen an sich in einer fast nicht mehr feststellbaren Geschwindigkeit zu drehen. Der Stein leuchtete heller und mit ihm wurde auch das Licht meines Seelengeistes intensiver. Aber nicht weil ich anfing zu leuchten, sondern weil ich anfing mich aufzulösen. Ich spürte, wie meine Seele sich langsam splitterte. Es machte mir keine Angst. Es schien mir richtig, als wäre es genau das, worauf ich eine unerträglich lange Zeit gewartet hätte. Mein Blick huschte zu Keira. Sie zeigte keine Regung in ihrem Gesicht. Wie jeder der Jäger war auch für sie die Zeit stehen geblieben. Aber es war nicht ihre versteinerte Gestalt, die mich dazu veranlasst hatte sie anzusehen. Es war das Licht, das von ihr ausging und zugleich von den düsteren Seelen der Jäger in Schatten getaucht wurde.
    »Licht und Schatten«, sagte ich ohne, dass irgendjemand es gehört hätte. Dieses Mal musste ich nicht gespannt warten und aufsehen, um zu wissen, dass zwei weitere Ringe in ihrer Bewegung verschwammen. Nun sah es fast schon so aus, als bestünde die Kugel aus solidem Gold, dessen Mittelpunkt silbrigblau schimmerte. Ich spürte nun ganz deutlich wie sich ganze Seelentropfen aus meiner Seele lösten. Sie schwebten um mich. Sie waren ein Teil von mir und zugleich auch nicht. Ich löste mich auf und doch starb ich nicht.
    »Tod und Leben.«
    Die letzten Ringe fügten sich in das nun vollständige Bild. Die sechs Paare der Gegensätzlichkeit waren eingetreten. Hier in diesem Ort. Hier in mir. Ich war das verbindende Glied. Ich war das letzte fehlende Puzzlestück, das für Jahrhunderte gefehlt hatte. Ich war genau dort, wo ich sein musste. Immer mehr Seelentropfen lösten sich von meiner Gestalt und gesellten sich zu ihren Brüdern und Schwestern, die immer noch um mich schwebten. Ich musste nicht nachdenken, um zu wissen, was als Nächstes geschehen würde. Was ich als Nächstes tun würde. Ich trieb meine eigene Spaltung voran. Ich wurde zu allem und zu nichts. Ich war überall und nirgendwo. Ich war mehr und ich war weniger, als ich je war. Ich war ich selbst und ich war jeder. Ich sah jeden Menschen und jeden Seelengeist. Ich sah jeden Seelenjäger und jeden Seelensammler. Ich sah jeden fehlenden Seelentropfen und sah jeden Seelentropfen, den ein Jäger oder Sammler zu viel hatte. Meine Seele war die Verbindung zu allen.
    In einer Explosion verstreute ich die Seelentropfen über die Welt. Ich lenkte einen von ihnen in Keiras Herz und einen weiteren in Craigs. Ich konnte sehen, wie eine silbrig-blaue Verbindung zwischen ihren Seelengeistern und ihren Körpern entstand. Je intensiver dieser Faden wurde, umso schwächer wurde der Schimmer ihres Seelengeistes. Ihre Seelen flossen durch die reparierte Verbindung zurück in ihre Körper.
    Ich sandte jeden einzelnen Tropfen dorthin, wo einer gewaltsam entfernt wurde. Ich glich die Lücken aus, die der Zirkel gerissen hatte. Als ich in jedem Bewusstsein gewesen war, jeden Seelengeist ausfindig gemacht hatte und jeden Schmerz geheilt hatte, richtete ich mich auf den Zirkel. Ihnen entriss ich den Seelentropfen, den sie gestohlen hatten. Gab ihnen ihre Menschlichkeit zurück. Ihre Sterblichkeit. Die eine Sache, die sie mit aller Gewalt aus dieser Welt hatten verbannen wollen. Ich entriss sogar, die unzähligen Seelentropfen aus der Brust des Monsters vor mir, der Luzifer selbst hätte sein können. Ich tat dies mit jedem Mitglied des Zirkels, das sich mehr als einen fremden Seelentropfen angeeignet hatte. Ich tat es und wusste, dass, sobald die Zeit zurückkehrte, genau diese die Anhänger einholen würde. Die Zeit würde die Jahre zurückfordern, die sich die Jäger und Sammler hinterlistig erschlichen hatten. Innerhalb einer Sekunde würden sie altern und zu dem werden, was sie eigentlich sein sollten. Wenige wie Hektor oder Wolfram oder wie auch immer das Monster sich nannte, würden es nicht überleben. Zu lange schon hatten sie den Tod ausgetrickst. Das ausgetrickst, was sie unbedingt erreichen wollten. Ich gab es ihnen.
    Als nichts mehr blieb von mir bis auf einen einzigen Seelentropfen, ließ ich los. Ich hatte getan, wofür ich geboren wurde. Ich hatte meine Versprechen gehalten. Ich hatte die letzte Person, der dieser Tropfen gehörte, nicht finden können. Ein Opfer, das ich nicht hatte retten können. Meine Aufgabe war erfüllt. Im Stein der Seelentropfen war wieder für jeden Menschen, der auf der
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