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Das also ist mein Leben - Chbosky, S: Das also ist mein Leben - The Perks of Being a Wallflower

Das also ist mein Leben - Chbosky, S: Das also ist mein Leben - The Perks of Being a Wallflower

Titel: Das also ist mein Leben - Chbosky, S: Das also ist mein Leben - The Perks of Being a Wallflower
Autoren: Stephen Chbosky
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schlimm?« Ich wollte wirklich nur, dass mir jemand die Wahrheit sagte.
    »Nicht unbedingt. Manchmal denken Menschen aber so viel nach, um nicht am Leben teilnehmen zu müssen.«
    »Ist das schlimm?«
    »Ja.«
    »Aber ich glaube, ich nehme schon teil. Oder nicht?«
    »Na ja, tanzt du denn selbst auf Schulbällen?«

    »Ich bin kein guter Tänzer.«
    »Und hast du Dates?«
    »Na ja, ich habe kein Auto, und selbst wenn ich eines hätte, könnte ich nicht fahren, weil ich erst fünfzehn bin, und überhaupt habe ich noch kein Mädchen getroffen, das ich mag, außer Sam, aber ich bin zu jung für sie, also müsste sie immer fahren, und das wäre unfair, denke ich.«
    Bill lächelte und stellte noch mehr Fragen. Und dann kam er auf »Probleme daheim« zu sprechen. Und ich erzählte ihm, wie der Junge mit den Mixtapes meine Schwester geschlagen hatte – meine Schwester hatte ja nur gesagt, dass ich Mom und Dad nichts davon erzählen dürfe, also dachte ich, dass ich es Bill schon sagen konnte. Er machte dieses sehr ernste Gesicht, und dann sagte er etwas, das ich in diesem Jahr nicht vergessen werde. Oder nie vergessen werde.
    »Wir nehmen die Liebe an, von der wir glauben, dass wir sie verdienen, Charlie.«
    Ich stand einfach nur da und sagte nichts. Bill klopfte mir auf die Schulter und gab mir ein neues Buch mit. Und sagte, es werde schon alles wieder gut.
    Normalerweise laufe ich zu Fuß von der Schule heim – es gibt mir das Gefühl, es wirklich verdient zu haben. Was ich meine: Ich möchte meinen Kindern mal erzählen können, dass ich zu Fuß zur Schule gelaufen bin, so wie »früher« meine Großeltern. Es ist zwar komisch, dass ich mir darüber Gedanken mache, wo ich doch noch nicht einmal ein Date gehabt habe, aber irgendwie ergibt es wohl trotzdem Sinn. Zu Fuß zu gehen statt den Schulbus zu nehmen kostet mich eine Stunde extra, aber wenn das Wetter schön und kühl ist, so wie heute, ist es die Sache wert.

    Als ich schließlich heimkam, saß meine Schwester auf einem Stuhl, und Mom und Dad standen vor ihr. Und ich begriff, dass Bill angerufen und ihnen alles erzählt hatte. Ich fühlte mich furchtbar. Es war alles meine Schuld.
    Meine Schwester weinte. Meine Mutter war ganz still. Mein Vater übernahm das Reden. Er sagte, dass meine Schwester den Jungen, der sie geschlagen hatte, nicht mehr treffen dürfe und dass er sich am Abend mal mit den Eltern des Jungen unterhalten werde. Meine Schwester sagte, es sei ihre Schuld gewesen, und sie hätte ihn provoziert, aber mein Vater sagte, das sei keine Entschuldigung.
    »Aber ich liebe ihn!« Ich hatte meine Schwester noch nie so weinen sehen.
    »Nein, tust du nicht.«
    »Ich hasse dich!«
    »Nein, tust du nicht.« Mein Vater kann manchmal beängstigend ruhig sein.
    »Er ist alles, was ich habe.«
    »Sag das nie wieder über jemanden. Nicht mal über mich.« Das war meine Mutter, die das sagte.
    Meine Mutter wählt ihre Schlachten mit großer Sorgfalt, und ich kann Dir eines über meine Familie sagen: Wenn Mom etwas sagt, dann setzt sie ihren Willen auch durch. Und dieses Mal war keine Ausnahme. Meine Schwester hörte sofort auf zu weinen.
    Da gab Dad ihr einen Kuss auf die Stirn, was er nur selten tut. Und dann ging er zur Tür raus, stieg in sein Oldsmobile und fuhr los. Vermutlich zu den Eltern des Jungen, um mit ihnen reden. Und sie taten mir echt Leid – seine
Eltern, meine ich. Denn Dad verliert keinen Streit. Er verliert einfach nicht.
    Mom ging in die Küche, um meiner Schwester ihr Lieblingsessen zu machen, und meine Schwester sah mich an.
    »Ich hasse dich.«
    Sie sagte es anders als zu Dad. Bei mir meinte sie es wirklich so.
    »Ich hab dich lieb«, war alles, was mir als Antwort einfiel.
    »Du bist echt gestört, weißt du das? Du warst immer schon gestört. Jeder sagt das.«
    »Ich versuche ja, es nicht zu sein.«
    Dann wandte ich mich ab und ging auf mein Zimmer und schloss die Tür und legte mir das Kissen auf den Kopf und ließ die Stille alles wieder dorthin räumen, wo es hingehörte.
    Übrigens, ich könnte mir denken, dass Du ein paar Fragen zu meinem Vater hast. Hat er uns geschlagen, als wir klein waren, oder schlägt er uns immer noch? Ich dachte, das würde Dich vielleicht interessieren, Bill interessierte es nämlich, nachdem ich ihm von dem Jungen und meiner Schwester erzählt hatte. Also: Das hat er nicht. Mein Vater hat meinen Bruder oder meine Schwester nie angerührt. Und das einzige Mal, dass er mich geschlagen hat, war, als ich Tante
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