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Das also ist mein Leben - Chbosky, S: Das also ist mein Leben - The Perks of Being a Wallflower

Das also ist mein Leben - Chbosky, S: Das also ist mein Leben - The Perks of Being a Wallflower

Titel: Das also ist mein Leben - Chbosky, S: Das also ist mein Leben - The Perks of Being a Wallflower
Autoren: Stephen Chbosky
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wach bleiben können, denn mein Bruder und meine Schwester reden immer wieder von diesen Abenden. Vielleicht ist es traurig, dass das alles nur noch Erinnerungen sind. Vielleicht ist es auch nicht traurig. Vielleicht geht es einfach nur darum, dass wir Tante Helen sehr lieb hatten, besonders ich, und dass das die Momente waren, die wir gemeinsam mit ihr verbrachten.
    Ich will gar nicht groß in Erinnerungen an Fernsehabende schwelgen, aber es gibt eine, die ganz gut hierher passt und mit der vermutlich jeder ein bisschen was anfangen kann. Und da ich Dich nicht persönlich kenne, ist es doch schön, über etwas zu schreiben, womit Du etwas anfangen kannst.
    Die ganze Familie saß zusammen und sah sich die letzte Folge von M*A*S*H an. Ich werde das nie vergessen, obwohl ich noch ganz klein war. Meine Mutter weinte. Meine Schwester weinte. Mein Bruder musste sich ziemlich zusammenreißen, um nicht auch zu weinen. Und mein Vater ging während der letzten Szenen raus, um sich ein Sandwich zu machen. Ich erinnere mich nicht mehr genau an die Folge selbst, weil ich zu klein war, aber mein Vater ging sonst nie raus, um sich ein Sandwich zu machen, außer in den Werbepausen, und selbst dann bat er normalerweise Mom darum. Ich ging also in die Küche und sah meinen Vater, wie er sich ein Sandwich machte … und weinte. Er
weinte sogar noch mehr als Mom. Und ich konnte es überhaupt nicht glauben. Als er mit dem Sandwich fertig war, stellte er die Sachen zurück in den Kühlschrank und hörte zu weinen auf und rieb sich die Augen – und sah mich.
    Er ging zu mir, klopfte mir auf die Schulter und sagte: »Das bleibt unser kleines Geheimnis, okay, Champ?«
    »Okay«, sagte ich.
    Und Dad hob mich mit der Hand hoch, mit der er nicht das Sandwich hielt, trug mich zurück und nahm mich für den Rest der Folge auf den Schoß. Als die Folge vorbei war, setzte er mich runter, schaltete den Fernseher aus und sah uns an.
    Und er sagte: »Das war eine großartige Serie.«
    Und meine Mutter sagte: »Die beste.«
    Und meine Schwester sagte: »Wie lang lief sie jetzt?«
    Und mein Bruder sagte: »Neun Jahre, Dumpfbacke.«
    Und meine Schwester sagte: »Selber Dumpf…«
    Und mein Vater sagte: »Schluss jetzt!«
    Und meine Mutter sagte: »Hört auf euren Vater!«
    Und mein Bruder sagte nichts mehr.
    Und meine Schwester sagte nichts mehr.
    Und Jahre später fand ich heraus, dass sich mein Bruder geirrt hatte.
    Ich ging nämlich in die Bücherei, um es nachzuschlagen, und dabei erfuhr ich auch, dass diese Folge die meistgesehene überhaupt in der Geschichte des Fernsehens war, was ich ganz erstaunlich finde, denn damals kam es mir so vor, als wären es nur wir fünf gewesen.
    Weißt Du, etliche Schüler in der Highschool hassen ihre Eltern. Einige werden geschlagen. Andere stecken einfach
in einem falschen Leben fest. Ein paar sind für ihre Eltern bloß Trophäen, die man den Nachbarn wie Urkunden oder Goldmedaillen zeigt. Und manche wollen sich einfach nur in Ruhe betrinken.
    Ich aber … So wenig ich meine Mutter und meinen Vater auch verstehe und so leid sie mir manchmal auch tun – ich habe sie beide einfach sehr lieb. Meine Mutter fährt zum Friedhof, die Menschen besuchen, die sie liebte. Mein Vater weint bei M*A*S*H und vertraut mir, dass ich sein Geheimnis für mich behalte, und lässt mich auf seinem Schoß sitzen und nennt mich »Champ«.
    Übrigens habe ich nur ein Loch im Zahn, und so sehr mich mein Zahnarzt auch davon zu überzeugen versucht – ich kann Zahnseide einfach nicht ausstehen.
     
    Alles Liebe,
Charlie
    6. Oktober 1991
    Lieber Freund,
    ich schäme mich. Gestern bin ich zum Footballspiel meiner Highschool gegangen, ich weiß auch nicht genau, warum. Früher sind Michael und ich manchmal zu den Spielen gegangen, obwohl eigentlich keiner von uns beliebt genug dafür gewesen ist. Es war einfach etwas, wo wir freitags hingehen konnten, wenn wir keine Lust auf Fernsehen
hatten. Manchmal trafen wir dort Susan, und dann hielten Michael und sie Händchen.
    Diesmal aber war ich allein, weil Michael ja nicht mehr da ist, und Susan hängt inzwischen mit anderen Jungs rum, und Bridget spinnt immer noch, und Carl wurde von seiner Mutter auf eine katholische Schule geschickt, und Dave mit der komischen Brille ist weggezogen. Also habe ich einfach den Leuten dort zugesehen – wer verliebt ist, wer nur so herumhängt –, und da habe ich diesen Jungen gesehen, von dem ich Dir erzählt habe. Erinnerst Du Dich noch an Nichts? Nichts war
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