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Das Allheilmittel - Valoppi, J: Allheilmittel

Das Allheilmittel - Valoppi, J: Allheilmittel

Titel: Das Allheilmittel - Valoppi, J: Allheilmittel
Autoren: Jennifer Valoppi
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gute, alte Polizeiarbeit, wie er es gerne nannte. Drei Mal in der Woche ging er ins Büro, um Sicherheitspläne durchzusehen, die jemand anders zusammengestellt hatte. Seine Besuche waren überwiegend eine Formalität. Er war Fünfzig-Prozent-Teilhaber des Unternehmens, sein Name der größte Vorteil der Firma. Sicher, er war vereinzelt wegen Trinkexzessen in der New Yorker Boulevardpresse aufgetaucht, aber da er hauptsächlich in den eigenen vier Wänden trank, bot dies keinen größeren Grund zur Sorge. Seine Verantwortung beschränkte sich darauf, als Sprecher des Unternehmens aufzutreten, was er immer noch gut bewältigte. Der Begriff hieß »funktionierender Alkoholiker«, und soweit es ihn betraf, würde er sich weiter betrinken, solange er funktionierte.
    Nachdem er sich unter der Dusche von den Rückständen der vergangenen Nacht befreit hatte, mixte sich Robert einen Wodka mit Grapefruitsaft und brach zu Claibornes Adresse in der Park Avenue auf. Trotz seines Widerstandes verspürte er auch ein wenig Stolz darauf, regelrecht dazu gedrängt worden zu sein, sich einen wichtigen Fall anzusehen. Vielleicht war dies eine Ablenkung, die ihn eine Weile davon abhalten würde, über sein eigenes Leben nachzugrübeln.
    Vor dem Gebäude standen einige Beamte. Ein paar rauchten in der kühlen Nachmittagsbrise, andere lächelten und nickten ihm zu, als sie ihn erkannten. Robert nickte zurück. Allein, hier zu sein, ließ ihn sich fühlen, als wäre er ein Teil von etwas Größerem.
    Als Robert die Wohnung betrat, erblickte er den Polizeichef, die Hände am Gürtel, bekümmert von einer brutalen und rätselhaften Situation. Mittlerweile war die Nachricht über den Mord an die Presse gelangt, und die Medien berichteten über sämtliche Einzelheiten. Robert wusste, dass der Polizeichef mit der haarigen Aufgabe konfrontiert war, die Privatsphäre der einflussreichen Familie bestmöglich zu schützen, während ihm der Bürgermeister bei jedem Schritt prüfend über die Schulter blickte.
    Robert ließ den Tatort auf sich wirken. Der Tote war längst ins Leichenschauhaus gebracht worden, und ein weißer Kreideumriss kennzeichnete, wo Claibornes Kopf und Oberkörper auf dem Schreibtisch zu liegen gekommen waren.
    Das getrocknete Blut mischte sich so perfekt mit der roten Lederauflage des Schreibtischs, dass es zunächst den Anschein hatte, als prangte nur ein stumpfer Fleck auf einer glänzenden Oberfläche, doch als er sich näherte, erkannte er die Textur einer gewaltigen Menge geronnenen Blutes. »Was für eine Sauerei ...«
    »Er wurde enthauptet«, sagte der Polizeichef. »Ein Mord aus nächster Nähe, viel intimer geht es kaum. Wer macht so etwas?«
    »Eine Ehefrau, eine abservierte Geliebte, ein wütendes Familienmitglied«, antwortete Robert. »Jemand, der sich ungerecht behandelt fühlte und seine Wut nicht länger mit sich herumschleppen konnte.«
    »Die Ehefrau hat eine Gala besucht, aber sie hätte natürlich jemanden dafür anheuern können. Soweit wir wissen, hatte er keine Geliebte und auch sie keinen Liebhaber.«
    »Ich glaube, er hat seine Frau geliebt«, sagte Robert, »aber man weiß nie wirklich, was sich im Leben von Menschen abspielt, wenn man nicht daran teilhat. Wie steht es um seine Finanzen?«
    »Nach der Wohnung zu urteilen, würde ich sagen, er war reich.«
    »Bewerten Sie das Vermögen von jemandem nie, bis alle Zahlen vorliegen. Was sagt die Bank?«
    »Wir beschaffen uns gerade die Unterlagen, aber bislang sind uns keine größeren Schulden bekannt.«
    Robert holte tief Luft; dieser Fall würde kein Honigschleckken werden. Die Alarmanlage war ausgeschaltet gewesen; es gab keinerlei Anzeichen auf ein gewaltsames Eindringen. Der Pförtner hatte ausgesagt, dass den ganzen Abend niemand gekommen sei, um das Opfer zu besuchen; und jeder, der das Gebäude betreten hatte, war überprüft worden. Den Wartungseingang des Gebäudes hatte man abgesperrt vorgefunden, was auf die Tatbeteiligung eines Insiders schließen ließ. Jeder, der Zugang zu den Schlüsseln hatte, wurde befragt.
    »Wo war der Kopf?«, erkundigte sich Robert.
    »Auf dem Schreibtisch. Als seine Frau nach Hause kam, hat sie ihn gefunden. Die Axt ragte aus seinem Nacken.«
    Robert ging zur Ecke des Raumes und ergriff die große Plastiktüte, in der sich die Axt befand. Durch den Kunststoff begutachtete er das Blut und die Haare an der Klinge, hielt nach etwas Ungewöhnlichem Ausschau, konnte jedoch nichts entdecken.
    »Schwer«, meinte er, als
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