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Das Allheilmittel - Valoppi, J: Allheilmittel

Das Allheilmittel - Valoppi, J: Allheilmittel

Titel: Das Allheilmittel - Valoppi, J: Allheilmittel
Autoren: Jennifer Valoppi
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wie sie von Hippokrates, dem Vater der Medizin, geschrieben worden war. Darauf prangte der Äskulapstab – ein Symbol in Form einer Schlange, die sich um einen knorrigen Ast wand –, der Stab des griechischen Arztes der Antike, der zum Gott der Medizin stilisiert worden war. Dies war das traditionelle Symbol der Medizin.
    Zuallererst, füge kein Leid zu , dachte er. Ungeachtet der öffentlichen Wahrnehmung hatte diese Zeile nie Eingang in den hippokratischen Eid gefunden. Zum ersten Mal ertappte er sich dabei, dass er sich fragte, weshalb.
    Archibald nahm auf seinem Stuhl hinter dem Schreibtisch Platz. Wortlos ließ sich der kleinere seiner beiden Besucher auf einem der Stühle ihm gegenüber nieder, während sich der größere an die Wand kostbarer, medizinischer Bücher lehnte. Archibald warf einen verstohlenen Blick hinüber, als der Mann die Ärmel hochkrempelte und mächtige Unterarme freilegte, auf die Totenschädel mit darüber gekreuzten Knochen tätowiert waren.
    »Ich kann das nicht durchziehen«, sagte Archibald. Die Flammen aus dem Kamin spendeten tröstliche Wärme. »Ich will, dass alles wieder so wird, wie es war.«
    »Überlegen Sie, was Sie da sagen, Archibald«, erwiderte der kleinere Mann. »Das klingt nicht sehr rational. Sie denken nicht klar. Lassen Sie sich Zeit. Sie werden sehen, alles wird gut. Sie machen sich zu viele Sorgen. Treffen Sie keine überhastete Entscheidung, wenn für uns alle so viel auf dem Spiel steht.«
    »Ist mir egal. Das ist eine unerwartete Entwicklung, und ich kann nicht weitermachen.« Archibald beobachtete, wie der größere Mann mit einem Arm gegen die Bücher drückte. Ein seltener, am Rand des Regals stehender Band fiel mit dumpfem Knall zu Boden. Der Mann trat ihn beiseite.
    »Denken Sie an Selbstmord?«, fragte der andere Mann vor ihm.
    Archibald sah ihn an, antwortete jedoch nicht.
    »Sie waren gierig. Sie wollten alles«, fuhr der Mann fort. »Das ist nicht verwerflich. So sind alle Menschen. Aber Sie können am Ende auch mit leeren Händen dastehen, wenn Sie nicht bereit sind, den Preis zu bezahlen.«

7
    Justin war froh, zu Hause zu sein. Rasch kroch er ins Bett. Mit einem zufriedenen Lächeln schmiegte er sich tief ins Kissen und schlief mit Gedanken darüber ein, was er mit seinem Gewinn von drei Zwanzig-Dollar-Noten anstellen würde, den ihm der Sieg über die Jungs bei Battle Ultimo eingebracht hat.
    Irgendwann erwachte er in der Dunkelheit durch den Klang seiner eigenen Schreie.
    Seine Mutter rief aus dem anderen Zimmer nach ihm, und er war unsicher, wo er sich befand, konnte sich nicht orientieren. Dann erblickte er die Umrisse seines Tennispokals aus der sechsten Klasse auf der Kommode. »Alles in Ordnung, Mom. Schlaf weiter. Ich hatte bloß einen Albtraum.«
    »Bist du sicher?« Seine Mutter stand schon neben dem Bett.
    »Lass mich in Ruhe, Mom«, sagte er, verärgert darüber, dass sie hereingekommen war.
    Er fühlte sich erschüttert, konnte sich jedoch nicht erinnern, weshalb. Also lag er still, während Natasha winselte und mit den Pfoten an der Seite des Bettes scharrte. Schnell zog er sie unter die Decke, und sie kroch neben seine Füße.
    Das Schimmern von Glas, seine Großmutter und etwas, das zerbrach. Dann erinnerte er sich – Oma rief nach ihm. Sie wollte zu ihm, bat ihn – bettelte – um Hilfe, aber er konnte sie nicht erreichen und stieß gegen die Kristallkugel des Kronleuchters in der Küche; der krachte zu Boden und zerbarst in Millionen Teile. Oma beobachtete dies, dann fiel auch sie zu Boden und zerbarst wie eine filigrane Christbaumkugel in winzige Scherben. Der Traum war verschwunden, doch die Düsternis, die er vermittelte, hallte nach.
    Justin versuchte, ihn aus den Gedanken zu verdrängen und wieder einzuschlafen. Gerade, als er zu dösen begann, kam Helligkeit auf. Er öffnete die Augen, sah in das Licht und versuchte, sich zu bewegen. Aber er war wie erstarrt. Furcht erfasste seinen gelähmten Körper.
    War dies ein weiterer Traum? Da begann das Bild eines Mannes, Gestalt anzunehmen. Das Licht schmerzte in Justins Augen. Ein kühler Wind strich über seinen rechten Fuß, als Natasha den Kopf unter der Decke hervorstreckte.
    »Wer bist du?«, flüsterte er.
    »Du wirst gerufen, Justin.«
    »Von wem?«
    »Alle, die gerufen werden, müssen antworten«, fuhr der Mann fort. Sein Gesicht und der in Gewänder gehüllte Körper waren durch eine neblige, weiße Masse kaum zu erkennen. »Fürchte dich nicht vor ihnen. Es gibt nichts
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