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Das Alexandria-Komplott

Das Alexandria-Komplott

Titel: Das Alexandria-Komplott
Autoren: Clive Cussler
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begann der Präsident. »Aber sicher erkennen Sie meine Stimme.«
    »Jawohl, Sir«, erwiderte Hollis mit zusammengekniffenen Lippen.
    »Als Ihr Oberbefehlshaber gebe ich Ihnen den Befehl, diesen Berg in die Luft zu jagen. Sprengen Sie ihn jetzt.«
    »Der Mob schwärmt den Hügel hinauf«, rief Nichols aus. Er war am Rande der Panik.
    Die Männer fuhren zusammen und sahen zum Monitor, dessen Kamera auf den Berg gerichtet war. Die riesige Menschenmenge bewegte sich langsam über den Abhang auf den Gipfel zu. Die Menschen riefen Topiltzins Namen.
    »Wenn Sie noch länger warten, töten Sie eine Menge Leute«, rief Metcalf. »Um Gottes willen, Mann, sprengen Sie!«
    Hollis' Daumen lag auf dem Auslöseknopf. »Sprengung!« rief er ins Funksprechgerät.
    Aber er drückte den Knopf nicht. Er nahm Zuflucht zum Allheilmittel des gewöhnlichen Soldaten. ›Verweigere niemals einen Befehl und laß dich nie wegen Insubordination vor ein Kriegsgericht stellen. Bestätige einfach und führe den Befehl nicht aus.‹ Versagen war ein Anklagepunkt, der vor einem Kriegsgericht nur sehr schwer zu beweisen war.
    Hollis hatte die feste Absicht, jede nur mögliche Sekunde für Pitt herauszuschinden.
    Pitt hielt den Atem an, als tauche er. Die Augen hatte er fest geschlossen, um sie vor dem stechenden Rauch zu schützen. Er zwang seine Beine, sich zu bewegen, zu laufen, zu krabbeln, alles zu tun, nur um aus dieser Schreckenskammer herauszukommen. Er erreichte den Zugang zu einem Schacht, aber er wußte nicht mehr, ob er zum Eingangstunnel oder zum Krater führte. Er hielt die Augen geschlossen und tastete sich an der Wand entlang.
    Der brennende Wunsch zu überleben trieb ihn an. Er konnte es sich einfach nicht vorstellen, jetzt sterben zu müssen – jetzt, nachdem er die letzten Minuten überstanden hatte. Schließlich öffnete er die Augen. Sie brannten wie die Hölle, aber er konnte sehen. Die dichtesten Rauchwolken hatte er hinter sich gelassen. Jetzt umfing ihn nur noch ein leichter orangefarbener Dunst.
    Der Schacht im Kalksandstein führte nun bergauf. Er spürte einen leichten Temperaturanstieg und eine sanfte Brise. Dann stolperte er in die Nacht hinaus. Die Sterne standen am Himmel, aber man konnte sie wegen der grellen Scheinwerfer, die von allen Seiten auf den Berg gerichtet waren, kaum erkennen.
    Pitt war noch nicht in Sicherheit. Enttäuscht stellte er fest, daß er durch den Kraterschacht entkommen war. Die steil abfallenden Seiten stiegen nochmals fünf Meter hoch an. Die Rettung war so nah und gleichzeitig so unendlich weit weg.
    Langsam schob er sich die steile Wand hinauf. Das verwundete Bein, das mittlerweile gar nicht mehr zu gebrauchen war, zog er nach. Er konnte nur einen Fuß ins Erdreich graben und sich nach oben drücken.
    Hollis schwieg. Dem Colonel fiel nichts mehr ein, was er noch sagen konnte. Pitt wußte genau, daß die Sprengung, die er selbst so sorgfältig geplant hatte, ihn mit sich nehmen würde. Die Erschöpfung drohte in hohen Wellen über Pitt zusammenzubrechen, aber starrköpfig kletterte er weiter nach oben. Da erschien eine dunkle Gestalt am Rande des Kraters, und eine starke Hand griff nach unten, krallte sich in Pitts Pullover und zog ihn hoch.
    Mit scheinbar unglaublicher Leichtigkeit verfrachtete Giordino Pitt auf die Ladefläche des Jeeps, sprang auf den Fahrersitz und trat das Gaspedal bis zum Bodenblech durch.
    Sie waren kaum fünfzig Meter weit gekommen, als Hollis auf den Auslöser drückte. Das Signal im Ultrahochfrequenzbereich ließ zweihundert Kilogramm C-6 Nitroglyzerin-Gel, das tief im Innern des Berges verborgen war, mit donnerndem Krach hochgehen.
    Einen kurzen Augenblick sah es aus, als bräche ein Vulkan aus. Der Berg erzitterte mit furchterregendem Getöse. Der größte Teil von Topiltzins Anhängern wurde zu Boden geschleudert. Die Münder der Menschen waren angstvoll aufgerissen, und die Schockwelle preßte ihnen die Luft aus den Lungen.
    Dann hob sich der Gipfel des Gongora Hill beinahe zehn Meter in die Höhe, hing dort wie von einer Riesenhand gehalten einen Augenblick in der Luft, fiel in sich zusammen und hinterließ eine riesige pilzförmige Staubwolke, die wie ein geisterhafter Grabstein über dem Berg stand.

78
    5. November 1991, Roma, Texas
    F ünf Tage später landete der Helikopter des Präsidenten ein paar Minuten nach Mitternacht auf einem kleinen Flugplatz einige Meilen außerhalb von Roma. In seiner Begleitung befanden sich Senator Pitt und Julius Schiller.
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