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Das Alabastergrab

Titel: Das Alabastergrab
Autoren: Helmut Vorndran
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Menschen hätte umbringen
können.«
    Lagerfeld riss die Augen auf. »Ach du Scheiße. Und warum lebe ich
dann noch, wenn ich fragen darf?«
    »Wie viele Schachteln rauchst du noch mal so am Tag?«, fragte ihn
Haderlein.
    Lagerfeld überlegte kurz und sagte dann: »So drei vielleicht …
manchmal vier … warum?«
    Die Ärztin lachte. »Ich hätte nie gedacht, dass ich so etwas mal
sagen würde, aber Ihre exzessive Raucherei hat Ihnen das Leben gerettet. Ihr
Körper ist schon derart abgestumpft, dass Sie die gewaltige Dosis gerade noch
so überlebt haben. Sie haben ein zweites Leben geschenkt bekommen, junger
Mann.« Sie drückte ihm die Hand und ging zur Tür hinaus zu ihrem nächsten
Patienten. Lagerfeld blickte ihr sprachlos hinterher.
    »So, ich mach jetzt auch mal die Fliege«, sagte Haderlein. »Ich hab
eine Verabredung auf der Sandkerwa.«
    Ruckartig richtete sich Lagerfeld in seinem Bett auf und zerrte wild
entschlossen an den Kanülen, die in seinem Arm steckten.
    »Was soll das denn jetzt werden?«, fragte Haderlein erstaunt.
    »Aber ich kann doch nicht hierbleiben!«, rief Lagerfeld panisch und
erhob sich. »Ich muss doch jemand in Coburg abholen!« Trotz seines guten
Vorsatzes kam er nicht weit. Kaum dass er stand, wurde ihm so schwindlig, dass
er mit verdrehten Augen wieder rückwärts ins Bett kippte.
    »Nun, ich würde sagen, das lassen wir mal besser, mein lieber junger
Kommissar«, meinte Haderlein lächelnd. »Aber ich bin ja kein Unmensch. Im Zuge
des Amtshilfeverfahrens habe ich von den Kollegen aus Coburg eine gewisse
Zeugin herbringen lassen.«
    Lagerfeld blinzelte ihn noch immer überrascht an, als sich die Tür
öffnete und Ute von Heesen hereingeschwebt kam. Der Mund von Lagerfeld öffnete
sich und beschloss offensichtlich, in dieser Stellung noch längere Zeit zu
verweilen.
    »Ich, äh, geh dann mal«, sagte der ältere Kommissar und schlüpfte
aus dem Krankenzimmer.
    Von draußen konnte er noch hören, wie Ute von Heesen liebevoll
schimpfte: »Jedes Mal, wenn wir uns treffen, baust du Mist.«
    Lächelnd ging Haderlein zum Lift. Vor dem Krankenhauseingang
erwartete ihn bereits Manuela Rast mit der Riemenschneiderin im Arm.
    *
    Sie saßen inmitten der Sandkerwa am Katzenberg im Kachelofen. Die
kleine, urig eingerichtete Bamberger Gastwirtschaft hatte ein ganz spezielles,
rundes Gemach, welches Haderlein für sich, Riemenschneider und Manuela
reserviert hatte. Sie sprachen so lange über Gott und die Welt, bis der Wirt
sie freundlich darauf aufmerksam machen musste, dass sie die letzten Gäste der
heutigen Sandkerwa seien und er bei aller Liebe jetzt schließen müsse.
    »Hast du noch Lust auf eine kleine Spritztour?«, fragte Franz Haderlein
schelmisch.
    Manuela Rast lachte. »Mir ist heute alles egal. Nach dieser Woche
kannst du, glaube ich, mit mir machen, was du willst.«
    Haderlein ließ sich nicht lange bitten, platzierte Manuela Rast auf
dem Beifahrersitz, die protestierende Riemenschneiderin auf der Rückbank seines
Fiats und gab Gas. Unterwegs erfuhren sie noch von Staatsanwalt Edelmann, der
dem Ermittler auf seine Mailbox gesprochen hatte, dass er gegen Sven Rast und
die anderen Mitglieder der nächtlichen Kanutour auf eine Bewährungsstrafe
plädieren würde, da kein Tötungsvorsatz nachzuweisen war. Das hieß, keiner der
vier musste ins Gefängnis. Die Nachricht trieb Manuela Rast Tränen der
Erleichterung in die Augen. Als sie sich erholt hatte, waren sie am Ziel.
    Ein strahlender Pater Anselm nahm sie in Empfang. »Herr Kommissar,
dass ich das noch erleben darf«, rief er mit ausgebreiteten Armen und strahlte
sowohl den Kommissar als auch Manuela Rast an. Er nahm beide in die Arme und
erdrückte sie fast in seiner Herzlichkeit. »Es ist alles vorbereitet.«
    »Vorbereitet? Was denn vorbereitet?«, fragte Manuela in gespieltem
Misstrauen.
    »Ich muss dann mal gehen«, feixte der Geistliche und drückte dem
Hauptkommissar einen Schlüssel in die Hand.
    »Komm mit«, sagte Franz Haderlein und zog Manuela Rast die Stufen
hinauf. Riemenschneider folgte mit ihren kurzen Füßen, so schnell sie konnte.
    Sie gingen an den drei Kreuzen vorbei, bis sie in der sternenklaren
Nacht am höchsten Punkt des Kreuzbergs auf über neunhundert Meter Höhe standen
und in die glitzernden Fernen der Rhön blickten.
    Nachdem sie eine ganze Weile schweigend das nächtliche Panorama
genossen hatten, drehte Haderlein Manuela Rast zu sich und tat das, was er
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