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Das Achtsamkeits Buch

Das Achtsamkeits Buch

Titel: Das Achtsamkeits Buch
Autoren: Halko Weiss , Thomas Dietz
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den Dachboden schauen kann. So wird die Innenwelt immer deutlicher und klarer sichtbar.
    Um den Geist zu beruhigen, sich für den gegenwärtigen Moment zu öffnen und Zugang zu Achtsamkeit zu bekommen, kann es sinnvoll sein, sich zunächst auf ein konkretes Objekt zu konzentrieren. Man spricht von Zugangskonzentration . Achtsam sein im engeren Sinn bedeutet, keinen speziellen Gegenstand der Aufmerksamkeit zu bevorzugen oder abzulehnen. Achtsamkeit bedeutet Offenheit für eine genaue Wahrnehmung der gegenwärtigen Erfahrung. Dazu müssen wir das Objekt der Wahrnehmung zunächst bemerken, unsseiner gewahr werden, uns ihm aktiv zuwenden, um dann mit der Aufmerksamkeit darauf zu verweilen.
    Um in direktem Kontakt mit etwas bleiben zu können, ist es hilfreich, eine nicht von Konzepten geprägte innere Haltung, eine Haltung des Nicht-Bewertens einzunehmen. Wenn Konzepte oder Bewertungen auftauchen, können diese ihrerseits zum Gegenstand der Beobachtung gemacht werden. Anschließend kann die Aufmerksamkeit wieder zum ursprünglichen Objekt der Beobachtung zurückkehren.
    Achtsamkeit bedeutet auch, sich aus einer übergeordneten Perspektive der Aufmerksamkeit selbst bewusst zu sein. In Achtsamkeit ist man sich dessen gewahr, worauf der Fokus der Aufmerksamkeit von Moment zu Moment gerichtet ist. Oder man bemerkt, dass man in einem Augenblick nicht gegenwärtig, nicht präsent, nicht achtsam ist. Je früher dies geschieht, umso schneller kann das Gewahrsein für den augenblicklichen Moment wieder hergestellt werden. Je kontinuierlicher und stabiler Achtsamkeit wird, desto seltener verliert man sich in Vergangenheit oder Zukunft.
     
    Gegenwärtigkeit
    Unser Zeiterleben gliedert sich in drei Abschnitte: Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft. Der Geist moderner Menschen befindet sich zumeist auf einer rasend schnellen Zeitreise. Er pendelt zwischen Erinnerungen aus der Vergangenheit und Gedanken und Phantasien über die Zukunft. Nur selten ist er mit der Gegenwart beschäftigt. Wir vergessen, dass wir tatsächlich nur in der Gegenwart existieren und nur den jeweils gegenwärtigen Augenblick unmittelbar erleben können. Vergangenheit und Zukunft werden nie direkt erfahren. Der zweite Baustein der Achtsamkeit bedeutet, sich dieser Gegenwart zu öffnen, mit der ganzen Aufmerksamkeit beim gegenwärtigen Moment, bei der jeweils gegenwärtigen Erfahrung zu sein.
    Die Dauer dieses gegenwärtigen Moments wird unterschiedlicherlebt und definiert. Der Entwicklungspsychologe Daniel Stern spricht von »Gegenwartsmomenten«, welche einige Sekunden dauern (Stern, 2005, S. 52).
     
    Akzeptanz
    Die meisten Menschen sind es seit ihrer Kindheit gewohnt, dass sie beurteilt, kritisiert, gelobt und getadelt werden. So ist es zu einem Automatismus geworden, Situationen, uns selbst und andere zu beurteilen, oft sogar abzuwerten oder zu verurteilen. Bestimmte Eigenschaften, Gefühle und Ereignisse werden anderen vorgezogen, meist scheint das besser, was gerade nicht ist.
    Um sich dem gegenwärtigen Erleben wirklich voll und ganz zuwenden zu können, ist es allerdings notwendig, speziell auch unangenehme Erfahrungen nicht zu vermeiden. Das ist dann möglich, wenn wir diese nicht ablehnen oder bewerten. Erleben kann sich dann entfalten, wenn wir freundlich darauf blicken und nicht versuchen, es zu verändern. Jede urteilende und kritische Betrachtung von soeben Vergangenem oder unmittelbar Bevorstehendem verhindert Offenheit für die Gegenwart. Jedes Grübeln über vergangene oder zukünftige Fehler verhindert den Kontakt mit dem lebendigen Jetzt. Jede Bevorzugung einer Sache gegenüber einer anderen verstellt uns die Sicht auf die ganze Wirklichkeit.
    Der dritte Baustein von Achtsamkeit ist daher Akzeptanz. Dies bedeutet, den gegenwärtigen Moment so anzunehmen, wie er ist: die gegenwärtige Erfahrung, Fakten, Situationen, sich selbst, andere Menschen. Akzeptanz bedeutet allerdings nicht Resignation, bedeutet nicht, alles gut zu finden, oder dass alles so bleiben soll. Ganz im Gegenteil: Akzeptanz ist die Voraussetzung, wirklich hinzuschauen und anzuerkennen, dass etwas ist, wie es ist. Gerade etwas als Tatsache zu erkennen und zu akzeptieren kann zum Ausgangspunkt für Veränderung werden. Gar nicht selten kommt es zu einer paradoxen Situation: Wenn wir lange erfolglos gegen etwas kämpfenund es dann irgendwann als unveränderlich akzeptieren, verändert es sich bisweilen wie von selbst.
    Akzeptanz einer Erfahrung oder einer Situation ist eine
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