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Das Achtsamkeits Buch

Das Achtsamkeits Buch

Titel: Das Achtsamkeits Buch
Autoren: Halko Weiss , Thomas Dietz
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innere Haltung, unabhängig davon, ob eine Handlung folgt oder nicht. Akzeptanz bedeutet nicht, etwas Veränderbares aushalten zu müssen. Akzeptanz kann aber sehr wohl bedeuten, nicht gegen etwas Unveränderliches anzukämpfen, und kann auf diese Weise zusätzliches Leid ersparen.
     
    Der »Innere Beobachter«
    Achtsamkeit bedeutet, ganz bewusst das jeweilige Objekt der Beobachtung von jener Instanz zu trennen, die beobachtet und somit das Beobachtete und den Beobachter auseinanderzuhalten. Um sich diese Instanz vorstellen zu können, wird sie als »Innerer Beobachter« bezeichnet. Er ist der vierte Baustein von Achtsamkeit. Dieser innere Beobachter ist natürlich kein fassbares Ding, kein kleines Männchen irgendwo im Gehirn. Er ist vielmehr ein Bewusstseinszustand. Trotzdem kann die Vorstellung eines inneren Beobachters hilfreich sein.
    Das bewusste Beobachten dient dem Gewahrsein darüber, was von Augenblick zu Augenblick geschieht. Dieser Zustand des Beobachtens unterscheidet sich deutlich von Bewusstseinszuständen mit Kontrollfunktionen, bei denen es um Selbstregulation und den Erhalt von Identität und Selbstkonzepten geht.
    Auf die Frage eines Schülers, wer nun eigentlich beobachtet und wer oder was beobachtet wird, antwortet S. N. Goenka, ein bekannter Meditationslehrer, der sehr zur Verbreitung der Vipassana-Meditation beigetragen hat:
     
»Keine verstandesmäßige Antwort wird Sie zufrieden stellen können. Sie müssen das selbst untersuchen: Was ist dieses ›ich‹, das all dies tut? Wer ist dieses ›ich‹? Fahren Sie fort, zu forschen und zu analysieren. Geben Sie acht, ob irgendein ›ich‹ erscheint; wenn ja, beobachten Sie es. Wenn nichts auftaucht,dann akzeptieren Sie es: Oh, dieses ›ich‹ ist eine Täuschung, eine Illusion!« (Hart, 2008, S. 139).
     
    Disidentifikation:   Die entscheidende Folge des Auftauchens des inneren Beobachters ist die Differenzierung der Bewusstseinsinhalte vom Bewusstsein selbst. Der Denker wird vom Gedanken, der Fühlende vom Gefühl, der Erfahrende von der Erfahrung gelöst. Damit werden Gedanken als Gedanken erkannt, Gefühle als Gefühle und Körperempfindungen als Körperempfindungen. Gedanken muss dann nicht mehr unbedingt geglaubt werden. Es hilft, Abstand von ihnen zu gewinnen und sie zu hinterfragen. Achtsamer Umgang mit Emotionen bedeutet, sich nicht von ihnen fortreißen zu lassen, sich nicht mit ihnen zu identifizieren, nicht in sie hineingesogen zu werden, sondern einfach zu beobachten, wie sie kommen und wieder gehen.
    Die konkrete Anwendung einer Übung zur Disidentifikation beschreibt Ken Wilber in seinem autobiographischen Werk »Mut und Gnade« (1996, S. 152). Als Unterstützung zur Bewältigung ihrer weit fortgeschrittenen Krebserkrankung bittet Treya Wilber ihren Mann, ihr diese Übung vorzulesen, um sie an ihren »Zeugen« (ein anderes, klassisches Wort für den inneren Beobachter) zu erinnern.
     
»Ich habe einen Körper, aber ich bin nicht mein Körper. Ich kann meinen Körper sehen und fühlen, und was gesehen und gefühlt werden kann, ist nicht der wahre Sehende. Mein Körper kann müde oder angespannt, krank oder gesund, schwer oder leicht, angstvoll oder ruhig sein, aber das hat nichts mit meinem inneren Ich, dem Zeugen, zu tun. Ich habe einen Körper, aber ich bin nicht mein Körper.
Ich habe Wünsche, aber ich bin nicht meine Wünsche. Ich kann meine Wünsche erkennen, und was erkannt werden kann, ist nicht der wahre Erkennende. Wünsche kommen und gehen, sie ziehen durch mein Bewusstsein, aber sie berührenmein inneres Ich nicht, den Zeugen. Ich habe Wünsche, aber ich bin nicht die Wünsche.
Ich habe Emotionen, aber ich bin nicht meine Emotionen. Ich kann meine Emotionen empfinden und spüren, und was empfunden und gespürt werden kann, ist nicht der wahre Empfindende. Emotionen gehen durch mich hindurch, aber sie berühren mein inneres Ich nicht, den Zeugen. Ich habe Emotionen, aber ich bin nicht die Emotionen.
Ich habe Gedanken, aber ich bin nicht meine Gedanken. Ich kann meine Gedanken sehen und erkennen, und was erkannt werden kann, ist nicht der wahre Erkennende. Gedanken kommen mir und gehen wieder, aber sie berühren mein inneres Ich nicht, den Zeugen. Ich habe Gedanken, aber ich bin nicht Gedanken.
Ich bin das, was übrig bleibt, ein Zentrum reinen Gewahrseins, der unbewegte Zeuge all dieser Gedanken, Emotionen, Gefühle, Empfindungen.«
     
    In Achtsamkeit kann beobachtet werden, dass sich Gedanken, Gefühle und
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