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Das abartige Artefakt

Das abartige Artefakt

Titel: Das abartige Artefakt
Autoren: Christian von Aster
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formen begann. Bilder, die den Blick des Verwalters sofort fesselten. Er stieß seinen Stuhl nach hinten und erhob sich, schritt mit funkelnden Augen um den Tisch herum und betrachtete den Schaum. Die Bilder, die der Schaum formte, hatten sich verändert.
    Und er vermochte sie zu deuten!
    Die Gottzwerge versicherten ihn ihrer Gunst!
    Der Große Verwalter lachte leise auf. Die Götter, die den Hohepriester verlassen hatten, wandten sich nun ihm zu, dem Großen Verwalter! Sie hatten ihn die Sprache des Schaums gelehrt!
    Er beugte sich weiter über den Tisch und drang tiefer in die Mysterien der Schaumdeutung ein.
     
     
    Dem Steinhauer war das, was er von seiner Leiter aus zu sehen bekam, sichtlich unangenehm: Direkt unter seinen Augen kroch der Herr aller Zwerge über einen Tisch und verteilte darauf leise murmelnd Bierschaum mit seinem Bart. Der Steinhauer hatte wohl das Gefühl, dass Herrscher derlei nicht tun sollten. Oder zumindest nicht, wenn ihnen jemand dabei zusah. Also hämmerte er den Rest der Flamme sehr zügig aus dem Stein, um die Steinerne Tafel so schnell wie möglich wieder verlassen zu können.
    Der Große Verwalter bemerkte das aus den Augenwinkeln, ließ sich in seinem Tun jedoch nicht beirren. Unruhig huschten seine Augen über den sich langsam auflösenden Schaum. Die Bilder sagten ihm, dass einzig er, der Große Verwalter, das Eherne Volk retten konnte. Außerdem durfte er niemandem trauen. Und darum würde die ganze leidige Retterei auch nicht leicht werden.
    Der Schaum hatte recht.
    In Zeiten wie diesen war Loyalität ein runder Stein in einem abschüssigen Gang. Sie lag immer woanders.
    Der Große Verwalter wusste nicht, wer ihm gehorchte und wer seine wirklichen Getreuen waren. Weder unter den verbliebenen Stämmen noch unter ihren Häuptlingen.
    Das galt es herauszufinden.
    Versonnen starrte der Verwalter auf die steinerne Tischplatte, wo der Schaum sich inzwischen beinahe aufgelöst hatte.
    Die Götter waren zurückgekehrt. Und sie waren zu ihm gekommen, hatten ihn erwählt, ihrer Stimme zu lauschen. Fürwahr, von diesem Augenblick an würde er den Schaum mehr als das Bier zu schätzen wissen…
    „Herr?“ Der Steinhauer hatte seine Arbeit beendet und war von der Leiter gestiegen. „Es ist vollbracht. Ich habe sowohl hier als auch in der Halle der Helme die Flamme aus dem Fels getilgt. So, wie Ihr es befohlen habt.“
    Der Verwalter fuhr herum und musterte ihn mit durchdringendem Blick. Schaum schimmerte in seinem Bart.
    „Sehr gut, Steinhauer.“ Er schaute zu der Wand und dem leeren Wappen hinüber. Der Zwerg hatte seine Arbeit gut gemacht. Aber konnte er ihm trauen? Er war schließlich Zeuge geworden, wie die Götter dem Verwalter das Geheimnis des Schaums offenbart hatten. Und das durfte er auf keinen Fall den falschen Zwergen erzählen…
    Der Herr aller Zwergesann kurz nach und trieb die Spitzhacke tief in die Wände seiner Vorstellungskraft. Für das Wohl des Imperiums würde er womöglich auch in Zukunft noch den ein oder anderen Zwerg zum Schweigen bringen müssen. Doch wie? Sie umzubringen wäre vollkommen undenkbar, da das höchste Gesetz des Ehernen Imperiums einem Zwerg verbot, andere Zwergenartige in die Hohe Höhle emporzuschicken. Er würde ihn also zum Schweigen bringen müssen, ohne ihn zu töten…
    „Geradezu vorbildlich“, fuhr er fort. „Sag, Steinhauer, bist du ein treuer Diener deines Herrn?“
    Der Steinhauer, dem es schwerfiel, den Blick von dem schaumstrotzenden Bart des Verwalters abzuwenden, nickte eifrig.
    „Einer der treuesten, Herr“, erwiderte er.
    Der Verwalter musterte ihn und fuhr sich nachdenklich mit einer Hand durch den Bart. Als er sie hob, war ein kleiner Schaumfleck darauf zu erkennen, den er sich ganz nahe vor die Augen hielt. Und selbst darin erkannte er eine Botschaft. Die Götter sagten ihm, was zu tun war. Und schon war ihm eine Lösung in den Sinn gekommen. Er würde den Steinhauer zu seinem Vertrauten und zum Anführer einer neuen Organisation machen, die so geheim war, dass der Zwerg sich geehrt fühlen und ihm mit Freuden dienen würde.
    „Denkst du, du kannst ein Geheimnis bewahren, Steinhauer?“, fragte er.
    „So viele Ihr wünscht, Herr“, entgegnete der Steinhauer.
    „Das klingt nach einem Zwerg, den ich brauchen kann. Was würdest du davon halten, der erste der Begnadeten Bewahrer zu werden?“, fragte der Große Verwalter mit einem seltsamen Unterton.
    „Oh Herr, das ist ja wie Goldstaub in meinen Ohren. Es klingt
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