Das 500 Millionen Komplott (German Edition)
hatte.
»Und du willst Arzt werden? – Hier liegt Floyd. Mein Gott, sie haben ihn bereits obduziert.« Schnell deckte sie die Leiche wieder zu. Den Anblick ihres toten Freundes, der eine unansehnlich zugeklammerte Y-Narbe vom Hals bis zum Bauch hatte, konnte sie nicht länger ertragen.
»Wieso interessierst du dich für Floyds Leiche? Ich dachte, du wolltest nur sein Blut stehlen. Und dieses finden wir wohl kaum hier, sondern im Labor.«
»Oh, bist du wieder an Bord?«, scherzte Svetlana grinsend.
Torge verkniff sich einen Kommentar. Als sie den Raum verlassen wollten, bemerkte er auf einer Arbeitsplatte unterhalb der Fensterreihe eine Akte, auf der Floyds Name stand.
»Warte mal«, flüsterte er, »hier liegt der Obduktionsbericht. Mal sehen, ob etwas Interessantes zu finden ist.«
Svetlana schaute Torge über die Schulter, als er die Akte durchblätterte und den Berichtstext überflog. Plötzlich tippte er mit dem Zeigefinger auf einen Absatz.
»Du hast offenbar mit deiner Vermutung recht. Hier steht, es wurden winzige Metallsplitter gefunden.«
»Dann wurde er erschossen?«, fragte Svetlana aufgeregt.
»Auf keinen Fall, es gab ja keine äußeren Verletzungen.«
»Wie sind dann die Splitter in seinen Körper gelangt? Kannst du mir das erklären?«
»Keine Ahnung. Aber wir sollten versuchen, es herauszufinden.«
»Hast du gerade wir gesagt?«
»Ich kann dich doch nicht hängen lassen, oder? Wenn ich schon mit dir zusammen hier eingebrochen bin, dann helfe ich dir auch weiter, bis wir wissen, weshalb Floyd ermordet wurde und vor allen Dingen, wie er ermordet wurde.«
»Du glaubst mir also, dass hier etwas nicht stimmt?«
Torge nickte und begann, mit seinem Handy die Seiten des Obduktionsberichts zu fotografieren. Svetlana drängte auf Eile, denn ihrer Meinung nach waren sie schon viel zu lange dort. Und wonach sie eigentlich suchten, hatten sie noch nicht einmal gefunden. Schnell fotografierte Torge Seite für Seite, bis er plötzlich stutzte und innehielt.
»Lass uns beeilen, Torge – bitte. Wir müssen noch das Blut finden und dann nichts wie weg hier.«
»Hier passt etwas nicht zusammen«, bemerkte Torge nachdenklich.
»Ach ja, das ist ja mal was ganz Neues. Lass uns verschwinden, bitte!«
»Nein, warte mal. Hier steht, Floyd sei mit Plutonium in Berührung gekommen, was als Todesursache bestätigt wird.«
»Plutonium? Wie ist das möglich?«
»Svetlana, du hast absolut recht. Hier ist etwas oberfaul.«
Hastig fotografierte Torge die restlichen Seiten, legte den Obduktionsbericht sorgfältig zurück und verließ mitSvetlana diesen unwirtlichen Raum.
Das Labor, wo sie nach Torges Blutprobe suchen wollten, lag auf der anderen Seite des Korridors. Ihre Augen mussten sich erst wieder an die Dunkelheit des Flures gewöhnen. Als beide ins Labor schlichen, hörten sie plötzlich Geräusche eines herannahenden Fahrzeugs und Sekunden später sahen sie durch die Fenster Scheinwerferlicht. Auf dem Hinterhof hielt ein Leichenwagen, gleichzeitig tauchte der Hausmeister auf.
»Verdammt, das hat uns gerade noch gefehlt«, flüsterte Torge. »Und wo kommt der Hausmeister so schnell her?«
»Woher soll ich das wissen? Vielleicht wohnt er hier im Gebäude.«
Die Männer, die den Leichenwagen fuhren, unterhielten sich mit ihm. Torge und Svetlana konnten nicht verstehen, was sie sagten.
»So ein Mist«, hauchte Svetlana. Von ihrer Selbstsicherheit war in diesem Moment kaum mehr etwas übriggeblieben. Sie traute sich nicht einmal, einen schnellen Blick durch das Fenster zu riskieren. Torge schloss die Tür und hoffte, niemand würde sie bemerken. Sie verhielten sich absolut ruhig. Während Svetlana sich hinter einem Regal versteckte, das mitten im Raum stand, blieb
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