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Das 500 Millionen Komplott (German Edition)

Das 500 Millionen Komplott (German Edition)

Titel: Das 500 Millionen Komplott (German Edition)
Autoren: Martin de Wolf
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Blu­men um­zu­knicken, während er mit sei­nen Hän­den über die im­mer noch feuch­ten Blüten­kel­che strich. Eine un­na­tür­li­che, ge­spens­ti­sche Stil­le herrsch­te. Die gan­ze Si­tua­ti­on in die­ser ir­ra­tio­na­len Welt war selt­sam, denn die leb­los wir­ken­den Ka­pu­ze­num­hän­ge blie­ben gleich weit ent­fernt.
    Doch plötz­lich kehr­te sich die­ses fried­vol­le Sze­na­rio ins kras­se Ge­gen­teil um. Al­les voll­zog sich in Win­desei­le. Starr vor Schreck be­ob­ach­te­te der Frem­de, wie jede die­ser fünf Per­so­nen un­ter ih­ren Um­hang griff und eine Ma­schi­nen­pi­sto­le her­vor­hol­te. Me­tal­lisch klin­gen­de Ge­räusche dran­gen her­über, ver­ur­sacht durch das Ent­si­chern und Durch­la­den der Waf­fen. Als der Frem­de die vie­len Pi­sto­len­läu­fe auf sich ge­rich­tet sah, rann­te er in To­des­angst zu­rück, wo­bei es ihm dies­mal gleich­gül­tig war, ob er da­bei Blu­men nie­der­trat.
    Die Män­ner be­stri­chen das Blu­men­feld mit ei­nem Ku­gel­ha­gel. Das Häm­mern der Schüs­se durch­schnitt die be­schau­li­che Ruhe, der Re­gen­bo­gen ver­blass­te und es schi­en so, als ob die Blüten ihre Far­ben­pracht ver­lören. Der Frem­de rann­te um sein Le­ben, während die Pro­jek­ti­le im­mer dich­ter ein­schlu­gen. Sein Herz ras­te und er spür­te sei­ne Kräf­te schwin­den, als er den Hü­gel er­reich­te und em­por­rann­te, bis er den gras­be­wach­se­nen Gip­fel er­reich­te, wo er ste­hen blieb und nach Luft rang. Er war über­zeugt, sei­nem Tri­bu­nal ent­kom­menzu sein, doch die Be­dro­hung war im­mer noch da. Als eine neue Sal­ve den Hü­gel be­strich, sack­te der Frem­de in sich zu­sam­men. Er spür­te kei­ne Schmer­zen, aber die Gras­hal­me um ihn her­um färb­ten sich dun­kel­rot.
    Nacht für Nacht war dies die Stel­le, an der Svet­la­na aus ih­rem Alb­traum ge­ris­sen und ge­wahr wur­de, um wen es sich bei dem Frem­den han­del­te. Es war Floyd Dolny, den sie sah – tot –, mit­ten aus sei­nem jun­gen, blühen­den Le­ben ge­ris­sen. Schweiß­ge­ba­det saß sie in ih­rem Bett und tas­te­te in der Dun­kel­heit ne­ben sich. Sie zuck­te ein zwei­tes Mal zu­sam­men. Floyd war nicht da, sein Bett kalt.
    »Ver­dammt, es ist kein Traum!«, schrie sie und ließ sich er­schöpft in ihr Kis­sen zu­rück­fal­len. Im­mer wie­der frag­te sie sich, ob sie je­mals das Er­leb­te ver­ges­sen und zu ei­nem nor­ma­len Le­ben zu­rück­keh­ren kön­ne, so, wie sie es noch vor we­ni­gen Ta­gen ge­führt hat­te.
    Ihr Le­ben hat­te sich grund­le­gend ge­än­dert; nicht ge­ra­de zum Gu­ten. Sie trau­te sich kaum mehr auf die Straße, wo sie hin­ter je­der Mau­er, je­dem Baum oder je­der Lit­faß­säu­le einen Mör­der ver­mu­te­te. Für sie gab es kei­nen Zwei­fel dar­an, dass sie eben­falls ver­folgt wür­de und es nur eine Fra­ge der Zeit sein muss­te, bis sie ein ähn­li­ches Schick­sal trä­fe.
    An die­sem Mor­gen fühl­te sie sich schlecht und wie elek­tri­siert, wie im­mer, nach­dem sie die­sen fürch­ter­li­chen Alb­traum durch­lebt hat­te. Pa­ra­do­xer­wei­se gab ihr ge­nau die­ser Zu­stand die Kraft und den Wil­len, alle Hin­ter­grün­de um Floyds selt­sa­men Tod auf­zu­klären. Je­den­falls fühl­te sie sich stark und ent­schlos­sen, gleich­wohl ihr be­wusst war, dass sie sich in ge­fähr­li­ches Fahr­was­ser ma­növrier­te. Sie hat­te kei­ne Ah­nung, mit wem sie es zu tun be­kam. Nur eins war un­um­strit­ten: Ihr Geg­ner muss­te skru­pel­los sein.
    Svet­la­na war eine taf­fe und in­tel­li­gen­te Frau. Noch nie hat­te sie den Glau­ben an sich selbst ver­lo­ren, selbst dann nicht, wenn sie sich in ei­ner Si­tua­ti­on be­fand, in der an­de­re re­si­gnier­ten und sich ih­rem Schick­sal hin­ga­ben. Svet­la­na war eine Kämp­fe­rin. Viel­leicht lag es an ih­rem Mi­gra­ti­ons­hin­ter­grund, wo­durch sie schon in früher Ju­gend ge­lernt hat­te, sich durch­zu­set­zen und sich da­für stark zu ma­chen, was ihr wich­tig war. Früher war es ihr wich­tig, ih­ren Sta­tus so schnell wie mög­lich zu än­dern, da­mit ihr nie­mand nach­sa­gen konn­te, sie wür­de sich vom Staat aus­hal­ten las­sen. So ent­schloss sie sich,
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