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Das 5-Minuten-Grauen

Das 5-Minuten-Grauen

Titel: Das 5-Minuten-Grauen
Autoren: Jason Dark
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jetzt berührte der Rand bereits mein Kinn.
    Das Kreuz hielt ich fest. Darauf vertraute ich. Es hatte auch den verdammten Schleim gestoppt, was sonst keiner anderen Waffe gelungen war. Wie würde es sich hier verhalten?
    Bevor mich das nach unten enger werdende Stundenglas schluckte, warf ich einen Blick in die Tiefe.
    Rita Wilson bestand bereits über die Hälfte aus Schlamm. Da hatte sich ihr Körper verändert. Die teerartige Flüssigkeit war in die untere Hälfte des Stundenglases getropft und bedeckte den gesamten Boden. Es war so etwas von verrückt, daß ich es nicht fassen konnte. Das Mädchen lebte noch.
    Es konnte tatsächlich seinen Kopf bewegen. Mit war ein Blick in ein Gesicht gestattet, das im Prinzip keines mehr war, nur mehr eine Maske oder Fratze.
    Die Augen weit geöffnet, den Mund ebenfalls. Spürte sie Qualen, durchtosten Schmerzen sie?
    Ich hatte keine Ahnung, denn bei mir spürte ich nichts. Noch einmal ein tiefes, langes Luftholen, dann schloß sich die Lücke des Stundenglases über mir.
    Und gleichzeitig spürte ich an meinen Füßen das kurze, aber heftige Reißen.
    Ein Zeichen, eine letzte oder erste Warnung, daß der magische Vorgang der Auflösung begann.
    Nun mußte es sich beweisen, wie gut mein Kreuz war. Ob es sich der höllischen Magie entgegenstemmen konnte.
    Als Chance gab es für mich nur eine — die Aktivierung, das hörbare Sprechen der Formel.
    Ich rief sie laut. Ich wollte es erreichen, die Magie zerstören und rief die Worte laut und deutlich. »Terra pestem teneto — Salus hic maneto!«
    Jetzt kam es darauf an!
    ***
    Himmel oder Hölle! Siegen oder untergehen!
    Nur diese beiden Alternativen gab es. Und ich drückte mir und der jungen Frau die Daumen, daß mein aus uralter Zeit stammendes Kreuz es schaffte, das Gefängnis des Teufels zu zerstören und ihn seiner Magie zu berauben.
    Eine Allheilwaffe war es nicht, aber es hatte mich niemals direkt im Stich gelassen.
    Auch jetzt nicht!
    Ich rechnete mit einer Lichtglocke, die alles umhüllen würde wie ein Käfig.
    Licht entstand auch, aber nicht als gewaltiger, blendender Schein oder Hülle. Statt dessen fand innerhalb des Stundenglases etwas statt, zu dem mir nur der Begriff Entladung einfiel.
    Ich wurde von Blitzen umzuckt. Das Kreuz spaltete sie ab. Sie wischte wie die Fäden eines Spinnennetzes an mir vorbei, jagten gegen die Innenwände, wurden von dort wieder zurückkatapultiert und wischten auf ein Ziel zu.
    Die Kreuzmitte!
    Dort waren die Zeichen wieder vorhanden, die mir einmal weggenommen worden waren. Und sie reagierten.
    Sie saugten die Blitze auf, sie waren wie ein Magnet. Die beiden ineinander verschachtelten Dreiecke leuchteten hell und strahlend, die geheimnisvollen Zeichen um sie herum ebenfalls, und für einen Moment sah ich die dreieckige Fratze eines alten ›Freundes‹ vor mir im Zentrum erscheinen. Asmodis!
    Seine Fratze war einfach nicht zu übersehen. Sie widerte mich an, ich hätte am liebsten hineingeschlagen, das war jedoch nicht möglich. Statt dessen hielt ich mein Kreuz so fest wie ein Schiffbrüchiger die letzte Planke.
    Das Gesicht verschwand!
    Der Teufel hatte tatsächlich versucht, innerhalb dieses von ihm regierten magischen Gefängnisses die Gewalt über mich zu bekommen. Gelungen war es ihm nicht.
    Mein Kreuz schlug ihn zurück.
    Unerbittlich, hart und grausam, denn die Fratze des Satans verschwand, als wäre sie ausgelöscht worden.
    Dafür tauchte sie an anderer Stelle als ein sich wahnsinnig schnell bewegender Schatten wieder auf. Sie huschte über die Innenwand des Stundenglases, war mit den Augen kaum zu verfolgen, weil sie eben so schnell war, doch auch damit erreichte sie nichts. Mein Kreuz war stärker!
    Es hatte nicht das starke Licht abgegeben und sich erst sammeln müssen.
    Durch die Reflektionen allerdings war es stärker geworden. Da hatte sich Weiße Magie aufladen können, das kam nun zum Tragen. Das Stundenglas hätte eigentlich splittern müssen, als ich die ersten Risse in der Wand erkannte.
    Es blieb jedoch ganz, nur von dem hellen Schein des Kreuzes umtanzt, das ich auch weiterhin festhielt. Nur wechselte ich es jetzt in die linke Hand, weil ich die rechte Rita entgegenstreckte.
    »Los, greif zu!«
    Ich hatte sehr laut geschrien, und das Echo meiner eigenen Stimme tönte mir durch die Ohren. Sie reagierte nicht! »Faß zu!«
    Da endlich hatte sie begriffen. Es konnte auch daran gelegen haben, daß ich mich noch tiefer zu ihr herunter gebückt hatte und endlich ihre
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