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Darling

Darling

Titel: Darling
Autoren: Hanna Hartmann
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registrierte er dennoch nicht. Alles war so schnell gegangen.
    Als die Polizei das Gelände gestürmt und Erik wild um sich geschossen hatte, wollte er instinktiv Clara beschützen. Doch irgendjemand hatte ihn von hinten auf die Erde geworfen.
    Nach der Schießerei war es jetzt totenstill auf der Werft. Erik lag nur wenige Meter vor ihm reglos auf den Schottersteinen. Adrian richtete sich mühsam auf. Doch dann sah er etwas, das ihn mitten in der Bewegung verharren ließ.
    Nur wenig entfernt stand Alex. Er hielt Clara die Pistole unters Kinn.
    „Verschwinden Sie! Alle! Sonst wird sie sterben.“
    „Herr Paul, geben Sie auf!“
    Edith Tannhäusers Stimme klang energisch und klar über die vom fahlen Mondlicht spärlich beleuchtete Bucht. Schwarze Schatten pirschten sich lautlos zwischen den Loren und Containern des Cafés heran.
    „Herr Paul. Sie haben keine Chance! Wo wollen Sie hin? Ihre Situation ist aussichtslos! Geben Sie auf!“
    „Niemals!“
    Alexander Paul lachte zynisch auf.
    „Was wollen Sie tun?“ Edith holte tief Luft. „Wir wissen, dass die Darling-Produktion insolvent ist. Lassen Sie die Waffe sinken, geben Sie auf.“
    Clara zuckte zusammen. Deshalb hatte Alex also die Firma verkaufen wollen. Sie fühlte eine grenzenlose Enttäuschung.
    „Nein, nein. Nein! Es ist nicht vorbei! Es fängt gerade erst an. Und Sie vermasseln mir nicht das Geschäft. … Keinen Schritt näher. Sonst werde ich Clara töten.“
    Hysterisch fuchtelte Alexander Paul mit der Waffe vor Claras Kopf herum. Adrian atmete tief durch. Die Schulter schmerzte höllisch. Clara stand dagegen völlig reglos an der Kante der Kaimauer. Zehn Zentimeter hinter ihr gurgelte das eiskalte Wasser des Mains. Für Sekunden schloss sie ihre wunderschönen Augen. Ihre wahnsinnig langen Wimpern fielen wie Seide über ihre Wangen. Als sie ihre Augen öffnete, sah Adrian, dass sie lautlos weinte. Plötzlich ahnte er, was sie plante.
    „Tu’s nicht!“
    Er wollte den Arm ausstrecken, um sie zurückzuhalten. Doch der Schmerz ließ ihn mit einem Aufschrei zusammensinken. In diesem Moment stemmte sie sich nach hinten und riss ihren Mann mit sich in die Tiefe. Der Knall, als beide auf das eiskalte Wasser aufprallten, hallte für Sekunden in seinen Ohren. Dann wurde es dunkel um Adrian.

71
    Als Adrian im Krankenhaus erwachte und vorsichtig die schmerzende, hart bandagierte Schulter zu bewegen versuchte, sah er Edith Tannhäuser schweigend am Fenster sitzen.
    „Wie geht es Ihnen?“
    „Wie geht es Clara?“
    „Sie hat es überlebt.“
    Die Kommissarin sah aus dem Fenster in den bereits weihnachtlich beleuchteten Innenhof des Sachsenhäuser Krankenhauses.
    „Was heißt das?“
    „Sie hatte viel Glück. Die Feuerwehr hat sie gerade noch rechtzeitig aus dem Main gefischt. Acht Grad Celsius ist keine optimale Temperatur zum Baden. Wenn ihr Beckenbruch ausgeheilt ist, wird sie allerdings bis zum Prozess in U-Haft bleiben.“
    „Und Alexander Paul?“
    Edith sah wortlos aus dem Fenster. Dann schüttelte sie den Kopf. Adrian schwieg eine Weile. Dann sagte er:
    „Ich werde mir nie verzeihen, dass ich Schuld an Karls Tod habe.“
    „Clara Sander hat bereits ausgesagt und Sie in allen Punkten entlastet.“ Die Kommissarin blickte ihn durchdringend an.
    „Was haben Sie sich eigentlich dabei gedacht?“
    Adrian drehte den Kopf zur Wand und biss sich auf die Unterlippe.
    „Glauben Sie mir, ich wollte zur Polizei …“
    „Ist aber nicht wirklich bei uns angekommen“, unterbrach Edith Tannhäuser ihn barsch. Dann stand sie auf. „Machen Sie es gut.“

72
    Annika hüpfte wie ein Gummiball vor ihm auf und ab und klatschte begeistert in die Hände. Sie konnte sich wirklich wie ein kleines Kind freuen. Glücklich strahlten ihre Augen.
    „Du glaubst gar nicht, wie schrecklich das war, in der Zeitung zu lesen, dass man das Mordopfer eines durchgeknallten Taximörders ist! Grauenhaft! Meine Eltern waren so verzweifelt. Ich lasse nie, nie, nie mehr mein Handy irgendwo liegen.“
    Adrian schüttelte genervt den Kopf. Er hatte immer noch die Nase voll von verlorenen und geliehenen Mobilfunkgeräten.
    „Ich freu mich riesig, dass dein Vater wieder einen Job gefunden hat. Das muss gefeiert werden.“
    Annika war nicht zu bremsen. Doch der Überschwang ihrer Gefühle steckte ihn immer noch nicht an. Schweigend trottete er über den Walter-von-Cronberg-Platz hinter ihr her zum Main.
    Es war ein kalter Tag Anfang Januar. Fahl und kraftlos schob sich die Sonne am
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