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Darling

Darling

Titel: Darling
Autoren: Hanna Hartmann
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sind als Entfernung drin. Aber wir können die Telefonate mithören, wenn du willst.“
    Edith Tannhäuser nickte.
    „Das ist ja alles super interessant.“ Silke Müller hing an den Lippen des Kommissars.
    „Alltagsgeschäft“, stellte er mit einer lässig coolen Handbewegung fest.
    „Wie dicht das Netz der Mobilfunkmasten in Frankfurt mittlerweile ist, kannst du übrigens im Internet sehen. Wenn du die Homepage der Bundesnetzagentur anklickst, zeigt dir eine Datenbank unter dem Suchbegriff ‚EMF’ alle in Frankfurt in Betrieb befindlichen Anlagen.“
    „EMF?“ Silke Müller stutzte.
    „EMF ist die Abkürzung für ‚Elektromagnetische Felder’. Wenn man sich zum Beispiel für Umweltbelastungen wie Elektrosmog interessiert. Du kannst bei der Bundesnetzagentur alle Funkmasten recherchieren, die ... sagen wir … im Umkreis von 500 Metern um deine Wohnung aktiv sind.“
    Edith, die aufmerksam die Pinnwand mit den Fotos betrachtet hatte, schaute kurz hoch.
    „Ich brauche die KFZ-Kennzeichen aller Fahrzeuge, die auf Clara Sander, Alexander Paul und die Darling-Produktion zugelassen sind“, sagte sie unvermittelt.
    „Jetzt?“ Silke war sichtlich überrascht.
    „Mit irgendetwas muss sich dieses Handy ja durch Frankfurt bewegen. Ich vermute mal, dass das keine S-Bahn ist. Und das Taxi von Adrian Baumann steht ja immer noch am Waltervon-Cronberg-Platz, oder?“
    Edith drehte sich zum Fenster um. Der Regen war in einen leichten Schauer übergegangen. Ab Freitag sollte das Wetter besser werden. Aber das war ihr relativ egal. Das Grau in Grau der Novembertage passte weitaus besser zu ihrer Stimmung als sonnig-beschwingte Tage im Mai.
    „Unter dem Begriff ‚Location Based Services’ entwickelt sich ja gerade erst ein ganz neuer Wirtschaftszweig, der jedem Datenschützer die Haare zu Berge stehen lässt“, stellte der Kommissar trocken fest. „Weißt du, Edith, wie viele Handynummern für eine Ortung im Notfall bereits registriert sind?“
    „Nein. Ich finde das sogar prinzipiell gut.“ Die Augen der Kommissarin funkelten angriffslustig. „Wenn man mit Anwendungen wie ‚Kinder-Finder’ Schulschwänzern frühzeitig auf die Spur kommt, ist das doch nur zu begrüßen. Du weißt doch: Vertrauen ist gut, Kontrolle ist besser.“
    Stefan Weber schluckte.
    „Ich halte mehr davon, mit meinem Kind zu reden, als es mit einem Peilsender heimlich zu kontrollieren.“
    „Ansichtssache“, konterte die Kommissarin. „Du kennst doch die Panik der Eltern, den Hype in der Bevölkerung und die Schlagzeilen in den Medien, wenn wieder ein Kind vermisst wird …“
    „Vielleicht sollte man jedem Neugeborenen gleich einen RFID-Chip unter der Haut implantieren. Dann ist man ’ne Menge Probleme auf einen Schlag los!“
    Sarkasmus war nicht wirklich Stefans Stärke, dafür war er persönlich zu stark involviert. Aber wenn Edith ihn so provozierte, konnte er sich nicht zurückhalten. Trotzdem war er sauer. Es war nicht das erste Mal, dass ihre so unterschiedlichen Auffassungen in punkto Kindererziehung kollidierten. Es stieß ihm immer wieder auf, dass Edith es auch in diesem Bereich besser wissen musste, obwohl sie überhaupt keine Kinder hatte. Aber heute Nacht wollte er nicht mit ihr streiten, dazu war die Situation zu angespannt. Im Lauf der Jahre hatten sie beide gelernt, ihre unterschiedlichen Auffassungen zu respektieren.
    „Auf die Darling-Produktion sind zwei Geschäftswagen registriert“, unterbrach Silke Stefan Webers Gedanken. „Ein Mercedes und ein BMW.“
    „Schreiben Sie die Fahrzeuge umgehend zur Fahndung aus. Wir brauchen jetzt das ganze Programm.“ Mit dem Anflug eines Lächelns drehte sich die Kommissarin zu Silke um. „Gute Arbeit, Frau Müller.“
    Dann musterte sie Stefan mit hellwachen Augen. „Hast du mir nicht mal vor ein paar Monaten die Vorzüge von Floating Car Data erläutert?“
    Er nickte. Die Chance, Positionsdaten von Handys für Verkehrsflusskontrollen einzusetzen, empfand er als eine ausgesprochen nützliche Anwendung. Das Projekt hatte das Deutsche Zentrum für Luft und Raumfahrt durchgeführt. In Berlin, Hamburg und München dienten Taxen als mobile Sensoren zur Messung des Verkehrsflusses. Wenn ein GPS-Empfänger die Position des Wagens meldete, wurde sie mit einem Zeitsignal synchronisiert. Aus den so gewonnenen Daten ermittelte ein Computerprogramm dann die Fahrzeuggeschwindigkeit. Sank die Geschwindigkeit der Taxen unter einen bestimmten Schwellenwert, galt dies als
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