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Darling, ich bin deine Tante Mame! - Roman

Titel: Darling, ich bin deine Tante Mame! - Roman
Autoren: Wilhelm-Goldmann-Verlag
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wie man in der Gastronomie sagt, Zechpreller, wenn du das meinst. «
    » Und du weißt so gut wie ich, dass sie keinen Deut mehr Talent haben als ich. Margot könnte Kafka nicht von Elinor Glynn unterscheiden, und was Mirandas Plagiat betrifft… «
    » Ach, ist dir auch aufgefallen, mein lieber Kleiner, dass Melissas Fuge in D eigentlich die Melodie von ›Ramona‹ ist, rückwärts gespielt und in C– der einzigen Tonart, die sie beherrscht? « Ihre Zurückhaltung ging mir auf die Nerven.
    » Und es gibt auch keine geeigneten Männer, die hinter ihnen her sind. Du hast das nur erfunden, um… «
    » Nicht alle Männer sind der zerstreute, vertrottelte, weichherzige Typ, der du anscheinend bist– Eigenschaften, die in unserer Familie angelegt sind, so, wie die Familie Maddox Selbstgefälligkeit, Habgier, Snobismus und Anmaßung im Blut hat. «
    » Und du wolltest, dass ich eine von diesen Blutsaugern heirate? « , blaffte ich sie an.
    » Ich habe dich nicht gebeten, Margot zu heiraten. Ich habe dich nicht gebeten, überhaupt irgendeine von denen zu heiraten. Ich finde, sie sind die langweiligsten jungen Plappergänse, die auf eine Geldheirat aus sind– und ohne die nötige Freigebigkeit, um den körperlichen Lohn zu gewähren, den man erwartet von einer… «
    » Mein Gott. « Ich hielt den Atem an. » Das hast du alles gewusst, und dann schaust du zu, wie mich diese Hyänen angeln? Du hättest dich tatsächlich in Schale geschmissen und bei der Hochzeit geweint? Du hättest… «
    » Darling, mein Psychologielehrer hat mir gesagt, dass… «
    » Du kannst deinem Psychologielehrer von mir ausrichten, dass ich mich das nächste Mal, wenn ich mich verliebe, auf die Biologie verlasse und nicht auf die Psychologie– und auf dich schon gar nicht. «
    » Gut! « , sagte Tante Mame knapp. » Genau das wollte ich hören. «
    » Wovon redest du? « , hauchte ich. » Du bist doch diejenige, die… «
    » Ich bin diejenige, die dir immer aus der Patsche helfen muss, in die du dich wieder und wieder begibst– allerdings gestehe ich, dass du ein-, zweimal auch mir geholfen hast, mich aus gewissen Unannehmlichkeiten, die mir das Schicksal beschert hat, zu befreien– wie zum Beispiel die Sache mit dieser schrecklichen Upson-Kuh oder dieser Bubbles oder wie diese Kreatur hieß. Aber jetzt bist du ein erwachsener Mann. Du gehst auf die dreißig zu. Es wird Zeit, dass du dich, um einen glänzenden Verleger aus meinem Bekanntenkreis zu zitieren, aus deinem Panzer der Lethargie befreist und dich ins offene Meer der Mannhaftigkeit stürzt. «
    » Hast du das wirklich alles geplant, Tante Mame? Hast du…? «
    » Fliege in die Freiheit, kleiner Vogel, weltgewandter nach all den Jahren in meinem vergoldeten Käfig! « , sagte sie und schlug flügelartig die Arme.
    » Da kannst du Gift drauf nehmen, dass ich die Fliege mache. Auf der Stelle. «
    » Ausgezeichnet, Darling. Warte auf mich, ich muss nur rasch ein paar Sachen in meine Tasche tun. Ich bin in einer Sekunde wieder da. Diese Gruft hier ist grässlich. Ich brauche nur zehn, fünfzehn… « Ich hörte die Schiffshupe am anderen Ende von Maddox Island.
    » Tut mir leid, Tante Mame « , sagte ich. » Das Schiff wartet keine zehn oder fünfzehn Minuten. Leb wohl. Halt dein Geld zusammen. Und vielen Dank. « Ich bückte mich, umarmte sie und gab ihr einen Kuss.
    » Immer mit der Ruhe, junger Mann « , sagte sie indigniert. » Du wirst mich doch nicht mit den drei Furien hier allein lassen– nach allem, was ich für dich getan habe. «
    » Ich befreie mich aus meinem Panzer der Lethargie und stürze mich ins offene Meer der Mannhaftigkeit, um den glänzenden Verleger aus deinem Bekanntenkreis zu zitieren. Und zwar sofort, bevor ich noch eine Nacht am Kai verbringen muss. «
    » Patrick! Lass mich in diesem furchtbaren Haus nicht allein! « , weinte sie.
    » Das hast du dir selbst eingebrockt « , sagte ich, » jetzt sieh zu, wie du da wieder herauskommst– mit psychologischen Tricks natürlich. Auf Wiedersehen und vielen Dank. « Mit diesen Worten entfernte ich mich.
    Als ich an das Tor kam, trat Melissa aus dem Schatten hervor. Sie war sehr blass und sah wild entschlossen aus, und sie trug etwas Rotes, tief Ausgeschnittenes. Was für ein Anblick.
    » Bleib stehen, Patrick « , sagte sie mit unheimlicher Stimme. » Ich habe mit angehört, was du zu Margot gesagt hast. Du hast Recht. Margot ist schrecklich. Sie ist geldgierig. Sie weiß absolut gar nichts über Kafka. Aber ich bin
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