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Darling, fesselst du schon mal die Kinder?: Das heimliche Tagebuch der Edna Fry

Darling, fesselst du schon mal die Kinder?: Das heimliche Tagebuch der Edna Fry

Titel: Darling, fesselst du schon mal die Kinder?: Das heimliche Tagebuch der Edna Fry
Autoren: Mrs. Stephen Fry
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begrüßte Mr. deClarkson alle Eltern. Ich fand es schön, dass er sich an unsere Namen erinnerte – wir waren, soweit ich sehen konnte, die einzigen Eltern, denen diese Ehre zuteil wurde –, sein Händedruck war allerdingsweniger fest als bei unserer letzten Begegnung, und am Kinn hatte er stärkere Speichelspuren als in meiner Erinnerung.
    Die Kulisse des Krippenspiels war wirklich beeindruckend – Miss Campbell hat offenbar weder Kosten noch Mühen gescheut, um alles so authentisch wie möglich zu gestalten. Die vielen Kruzifixe fand ich zwar eine Spur anachronistisch, wollte aber nicht mit Kritteleien ankommen, da sie sowieso schon recht angespannt wirkte. Es dürfte auch nicht so einfach sein, eine Aufführung mit so begeisterungsfähigen kleinen Engeln wie Brangelina zu organisieren.
    Alles lief gut bis zur Schlussszene, in der Miss Campbell Brangelina das Jesuskind geben wollte – wie immer gespielt von Sharon Reynolds’ in eine Hundedecke gewickelter Babyborn-Puppe. Statt es in die Arme zu nehmen und »Ich steh’ an deiner Krippe hier« anzustimmen, riss Brangelina nur die Augen auf und starrte die kleine Puppe an. Dann war auf einmal der Teufel los. Die Fensterscheiben wurden eingedrückt, es donnerte, und aus den Lautsprechern dröhnten die
Carmina Burana.
Das Publikum nahm entsetzt Reißaus, und Miss Campbell versteckte sich hinter einer Kinderbibel.
    Im Nachhinein könnte ich mir denken, dass Mr. deClarkson es wahrscheinlich bedauert, Stephen die Aufsicht über die Licht- und Tontechnik gegeben zu haben, obwohl wir die Spezialeffekte eigentlich alle sehr genossen haben, als wir uns die Glasscherben aus den Haaren geklaubt hatten.
    Trotz des unkonventionellen Ausgangs und des dezimierten Publikums hielt Mr. deClarkson noch einekurze Ansprache, in der er den Kindern und den Angehörigen des Lehrkörpers für ihre Mitarbeit dankte. Wir waren leicht verdutzt, dass er die Rede auf Suaheli hielt und dass der Blumenstrauß für Miss Campbell aus einem Dutzend Rhabarberstielen anstelle der üblichen Rosen bestand, aber ich nehme an, der gute Wille zählt.
    23. Dezember, Freitag
     
    Letzter Schultag vor Weihnachten, also durften die Kinder Spielsachen in den Unterricht mitbringen. Ich fand’s nett, dass sich auch Mr. deClarkson beteiligte und sogar so weit ging, einen wahnsinnig realistischen Wutanfall zu imitieren und einen der Jungen aus der dritten Klasse zu beißen, weil der ihn nicht mit seinem in der Dunkelheit leuchtenden Buzz Lightyear spielen lassen wollte.
    Spiel und Spaß fanden leider ein Ende, und die Schule wurde vorzeitig geschlossen, weil die Polizei das Gelände abriegeln und einen Mann beruhigen musste, der auf dem Schuldach stand, die Unterhose über der Hose trug, mit den Armen wedelte und »Superhead!« schrie.
    24. Dezember, Samstag
     
    Heiligabend. Stephen feiert wie immer aushäusig, bestand aber darauf, dass die Kinder dem Weihnachtsmann und seinen Rentieren die traditionelle Dose Bier und Kebab hinstellen. Er ist und bleibt doch ein Kindskopf!

     

     
    25. Dezember, Sonntag
     
    Weihnachten! Stephen war wie jedes Jahre lange vor Sonnenaufgang wach und riss das Papier von seinen Geschenken ab. Als ich nach unten kam, hatten sich die anderen Kinder schon zu ihm gesellt, und alle spielten fröhlich mit ihren Geschenken.
    Das Essen war natürlich meine Sternstunde. Der mit Preiselbeeren und Bier glasierte Spambraten war so köstlich wie eh und je und der Rosenkohl im Speckmantel geradezu auf den Punkt gekocht. Zum Nachtisch erwies sich mein weithin gerühmter Sherry-Trifle als großer Erfolg. Schade, dass in der Schüssel kein Platz für die Sahne war. Oder für Biskuitboden, Himbeermarmelade und Vanillepudding.
    Auch die Knallbonbons, die Stephen im Scherzartikelladen besorgt hatte, waren ein Knüller – aber obwohlich beim Auseinanderreißen eindeutig gewonnen hatte, musste ich das Scherzkondom mit Zitronengeschmack Stephen überlassen, damit er mir auch weiterhin das Leben sauer machen kann.
    Nach dem Essen versammelten wir uns alle vor dem Fernseher und schauten uns den diesjährigen Film von Aardman Animations an. Ich bestand natürlich darauf, ihn im Stehen zu verfolgen. Wie ich den Kindern immer sage, Knetfiguren hin oder her, Unsere Königliche Hoheit ist immer noch Unsere Königliche Hoheit.
    Nach der krachenden Weihnachtsrede der Queen gönnten Stephen und ich uns unseren traditionellen Weihnachtsmittagsschlaf und überließen es den Kindern, das Baby vom Baum
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